Personal-Karussell

Ein jüdischer Tourismusminister für ein arabisches Land

Letzte Woche wurde René Trabelsi (56) zum neuen Tourismusminister von Tunesien ernannt. Er ersetzt in dieser Funktion die abgetretene Tourismusministerin Salma Elloumi Rekik.

Warum ist dies speziell? Weil Trabelsi zwar sehr wohl Tunesier, aber eben auch Jude ist. Er ist der dritte jüdische Tourismusminister Tunesiens; allerdings waren seine Vorgänger Albert Bessis (1955) und André Baruch (1956) zu einer Zeit im Amt, als Tunesien noch zu Frankreich gehörte (Tunesien wurde im März 1956 unabhängig) und im Land über 100'000 Juden lebten, gegenüber noch rund 1500 heutzutage. Seine Wahl wurde demzufolge von Protesten durch unverbesserliche Ewiggestrige überschattet.

Trabelsi hat aber volle Rückendeckung von Premierminister Youssef Chahed. Dies unter anderem, weil Trabelsi ein erwiesener Kenner des Tourismus ist. Unter anderem war er Gründer und langjähriger Geschäftsführer des französischen Reiseveranstalters Royal First Travel, der vor allem im Tourismus zwischen Frankreich und Tunesien spezialisiert ist. Die frühere Kolonialmacht stellt heute noch die Mehrheit der Touristen im Land. Trabelsi, ursprünglich von der Ferieninsel Djerba stammend, steht auch hinter den Pilgerreisen von Juden zur Synagoge El Ghriba auf Djerba. Er hat sich zeitlebens für eine friedliche Koexistenz zwischen Juden und Muslimen eingesetzt - etwas, was dem tunesischen Tourismus sicherlich zugute käme. Deshalb ist seine Wahl unter den tunesischen Tourismusprofis auch überhaupt nicht umstritten.

Trabelsi lebt sowohl in Tunis als auch in Paris und auf Djerba und ist Vater von drei Kindern.

(JCR)