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«Bei Beond zu buchen ist wie Lotto spielen»
Reto SuterDie Fluggesellschaft Beond ist mit dem Anspruch angetreten, eine neue Premium-Adresse am Himmel zu werden. Seit gut zwei Jahren ist der Luxus-Ferienflieger aktiv und bedient dabei auch Strecken ab der Schweiz – mit Direktverbindungen von Zürich nach Dubai und weiter nach Malé auf den Malediven.
Wer mit Beond geflogen ist, äussert sich oft positiv: Komfort, Service und Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen, so der Tenor vieler Kundinnen und Kunden. Deutlich weniger erfreulich sind allerdings die Erfahrungen jener Reisenden, deren Flüge kurzfristig annulliert wurden – und die seither teils monatelang auf ihr Geld warten.
Offene Rückerstattungen belasten Kunden und Partner
Ein Blick auf die Linkedin-Seite der Airline zeigt zahlreiche Kommentare frustrierter Passagiere, die von ausstehenden Rückerstattungen berichten. Einige warnen gar explizit davor, bei Beond zu buchen.
Das tut auch Peter Brun, ehemaliger Kommunikationschef von Kuoni und seit neun Jahren in Dubai wohnhaft. Gegenüber Travelnews sagt er: «Ein solches konsumentenfeindliches Verhalten wie bei Beond habe ich noch nie erlebt.» Die Geschäftspraktiken der Airline hält er für unseriös, ja sogar unlauter. «Es darf nicht sein, dass man mit einer Flugbuchung riskiert, im schlimmsten Fall sein Geld zu verlieren, während die Airline weiter operiert. Für mich ist klar: Finger weg von Beond.»
Brun hatte für Juli 2025 einen Flug von Dubai nach Zürich sowie für August den Rückflug gebucht. Dieser wurde annulliert, Beond bot ihm einen Gutschein oder eine Rückerstattung an. Brun entschied sich für das Geld – und wartete monatelang auf die 1100 Franken.
Erst Ende November 2025 traf die Rückerstattung ein. «Und das erst, nachdem ich Beond wöchentlich schriftlich gemahnt und zusätzlich den Konsumentenschutz sowie die Luftfahrtbehörde in den Emiraten informiert hatte», so Brun. Ob die Behörden intervenierten, wisse er nicht.
Auch in der Schweizer Reisebranche wächst der Unmut. Daniel Roduner, Inhaber des Reisebüros Port-Air in Ennetbürgen NW, zeigt sich verärgert – und das, obwohl er Beond kurz nach dem Markteintritt noch gelobt hatte.
Seit über einem Jahr wartet er auf eine Rückerstattung für zwei Kunden, deren Flug am 1. November 2024 direkt am Gate gestrichen wurde. Roduner organisierte kurzfristig Ersatz mit Emirates. «Der Customer Service antwortet zwar schnell, aber am Ende passiert nichts», sagt er. Sein Fazit fällt deutlich aus: «Wenn Beond fliegt, ist alles super. Wenn nicht, ist es eine Katastrophe. Bei Beond zu buchen ist wie Lotto spielen.»
Béatrice Biner, Inhaberin von Contemporary Travel, berichtet von ähnlichen Erfahrungen. Für Juni 2025 hatte sie zwei Expedienten-Tickets auf die Malediven gebucht. Ende Mai wurde erst der Rückflug, kurz darauf auch der Hinflug annulliert. Sie musste auf One-Way-Tickets von Emirates ausweichen und kämpft seither um rund 3500 Franken.
«Dass Flüge gestrichen werden, kann passieren. Dass ich aber monatelang vertröstet und inzwischen von Beond ignoriert werde, ist inakzeptabel», so Biner. Positiv hebt sie den Einsatz von Lukas Hofmeister, Regional Sales Manager Europe bei Beond, sowie von Sandro Schaaf, Geschäftsführer von Aviareps Switzerland, hervor. «Beide sind bemüht, dass die Rückerstattung ausgeführt wird, scheinen allerdings auch auf Grenzen zu stossen.»
Beond gelobt Besserung
Auch bei den Reiseveranstaltern läuft nicht alles rund. Dertour Suisse bestätigt auf Anfrage von Travelnews, dass man ebenfalls mit verzögerten Rückerstattungen konfrontiert gewesen sei. Sprecherin Janine Zimmerli spricht von einer grundsätzlich konstruktiven Zusammenarbeit, räumt aber ein, dass Flugplanänderungen und Annullationen einen erhöhten Koordinationsaufwand verursachen.
Und was sagt Beond selbst? In einer Stellungnahme schreibt die Airline, man sei bemüht, Rückerstattungen gemäss den gesetzlichen Vorgaben der jeweiligen Märkte abzuwickeln. «Wir sind uns bewusst, dass einzelne Fälle zu lange gedauert haben.»
Die bislang manuellen, mehrstufigen Prozesse seien bei hohem Aufkommen unter Druck geraten. Inzwischen habe man Kapazitäten erhöht und Abläufe vereinfacht. «Ziel ist es, den Rückstand rasch abzubauen und offene Fälle möglichst schnell zu klären.»
Beond zeigt exemplarisch, wie schmal der Grat zwischen Premium-Erlebnis und Vertrauensverlust ist. Solange Flüge planmässig stattfinden, überzeugt die Airline viele Kundinnen und Kunden, doch im Krisenfall offenbaren sich gravierende Schwächen. Für Reisende und Reisebüros gilt deshalb: Premium-Versprechen genau prüfen, bevor man ein Risiko eingeht.