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Dominic Eckert und Tanja Abächerli im Gespräch über den Generationenwechsel bei Dreamtime Travel. Bild: TN

«Es war ohne Zweifel der mutigste Entscheid meines Lebens»

Reto Suter

Dreamtime-Travel-Gründer Dominic Eckert übergibt die unternehmerische Verantwortung schrittweise an Tanja Abächerli, die per 1. Januar 2026 die Aktienmehrheit übernimmt. Im Gespräch mit Travelnews sprechen beide offen über den Nachfolgeprozess, Verantwortung – und den richtigen Zeitpunkt für einen Generationenwechsel.

Für den Fernreise-Spezialisten Dreamtime Travel war 2025 ein Ausnahmejahr: Sowohl Umsatz als auch Gewinn erreichten in der 28-jährigen Firmengeschichte neue Rekorde. Sämtliche Destinationen entwickelten sich positiv, mit besonders starken Zuwächsen in Afrika und Lateinamerika.

Parallel zum wirtschaftlichen Erfolg steht nun ein Generationenwechsel an. Per 1. Januar 2026 übernimmt Tanja Abächerli die Aktienmehrheit von Dreamtime Travel. Firmengründer Dominic Eckert bleibt dem Unternehmen weiterhin verbunden: Er behält eine Minderheitsbeteiligung und wird in den kommenden zwei Jahren weiterhin operativ tätig sein. Mit Blick auf seinen 60. Geburtstag möchte der heute 58-jährige kürzer treten und sich verstärkt neuen Aufgaben widmen.

Travelnews hat mit Dominic Eckert und seiner Nachfolgerin Tanja Abächerli gesprochen – über den Weg zum Verkauf, über mutige Entscheidungen zur richtigen Zeit und über die gemeinsamen wie auch persönlichen Visionen für die Zukunft von Dreamtime Travel.

Herr Eckert, wann begann für Sie der Gedanke an eine Nachfolgeregelung konkret zu werden?

Dominic Eckert: Das war kein fixer Zeitpunkt, eher ein schleichender Prozess. In den letzten zwei bis drei Jahren wurde das Thema aber zunehmend konkreter. Ich habe mich mit 30 selbständig gemacht und mir immer gesagt, dass ich mir frühzeitig Gedanken zur Nachfolge machen möchte. Vor rund zwei Jahren habe ich das Thema erstmals auch intern angesprochen. Für mich war und ist das ein positiver Schritt: eine Chance für Dreamtime Travel, sich weiterzuentwickeln.

Gab es zu diesem Zeitpunkt bereits potenzielle Nachfolgerinnen oder Nachfolger?

Dominic Eckert: Zunächst habe ich bewusst im eigenen Team nachgefragt, ob jemand Interesse hätte, das Unternehmen künftig zu führen. Das war jedoch nicht der Fall. Parallel dazu meldeten sich externe Unternehmen, die ausloten wollten, ob ein Verkauf infrage käme. Ich war dabei nie unter Druck, sondern konnte mich sehr entspannt mit verschiedenen Optionen auseinandersetzen. Und dann kam Tanja Abächerli auf mich zu. Vor etwas mehr als einem Jahr traten wir erstmals in Kontakt – und begannen, die Idee Schritt für Schritt zu konkretisieren.

Frau Abächerli, was hat Sie dazu bewogen, den Schritt Richtung Übernahme zu wagen?
 
Tanja Abächerli: Der Wunsch, Reiseunternehmerin zu werden, begleitete mich schon länger. Entsprechend habe ich mich auch gezielt weitergebildet und einen MBA an der Fachhochschule Nordwestschweiz abgeschlossen. Als ich hörte, dass Dominic eine Nachfolgelösung sucht, war mein Interesse sofort geweckt. Dreamtime Travel habe ich über viele Jahre mit grossem Respekt verfolgt – für die Qualität und die starke Positionierung. Dass das Unternehmen zudem in Baden und damit in meiner Nähe beheimatet ist, machte den Gedanken noch attraktiver. Und auch das Portfolio von Dreamtime Travel sprach mich an, unter anderem mit dem südlichen Afrika, einem meiner Herzensziele.

«Ich war schon immer eine Macherin, die gerne Verantwortung übernimmt»

Wie schnell entwickelte sich daraus ein konkreter Plan?

Tanja Abächerli: Ganz spontan habe ich mich nicht gemeldet. Ich wollte mir sicher sein und habe mir ein paar Tage Zeit genommen. Dann habe ich Dominic kontaktiert, um mehr über seine Vorstellungen und die Rahmenbedingungen zu erfahren. Der Austausch wurde rasch intensiver – und mit jedem Gespräch wurde mir klarer: Das passt, fachlich wie menschlich.

Dominic Eckert: Für mich war zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass ich Dreamtime Travel nicht an ein Unternehmen verkaufen wollte, sondern an eine Privatperson, die als Inhaberin operativ präsent ist. Ich bin überzeugt, dass das für ein Unternehmen unserer Grösse die nachhaltigere Lösung ist. Eine Unternehmerin, die täglich im Betrieb steht, kann mehr bewegen als ein eingesetzter Manager. Deshalb war mir auch wichtig, dass Tanja von Beginn an die Aktienmehrheit übernimmt – für klare Verhältnisse und eine saubere Übergabe.

Wie viel Mut brauchte es, am Ende tatsächlich Ja zu sagen und den Vertrag zu unterschreiben?

Tanja Abächerli: Sehr viel. Es war ohne Zweifel der mutigste Entscheid meines Lebens. Gleichzeitig war ich in dieser Phase nie allein. Mein privates Umfeld hat mich enorm unterstützt und mir viel Rückhalt gegeben. Ich habe mehrere Unternehmer im Freundeskreis, die selbst grosse unternehmerische Risiken tragen. Die Gespräche mit ihnen waren extrem wertvoll und haben mir letztlich die nötige Sicherheit gegeben. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich wusste: Diesen Schritt will ich wagen.

Gab es während des Übernahmeprozesses auch Momente des Zweifelns?

Tanja Abächerli: Natürlich gab es Phasen, in denen ich intensiv nachgedacht habe. Aber ich war schon immer eine Macherin, die gerne Verantwortung übernimmt. Wenn ich mich nach gründlicher Abwägung für etwas entschieden habe – so wie hier –, dann schaue ich nicht mehr zurück, sondern richte meinen Fokus nach vorne. Klar, abends im Bett kreisen die Gedanken manchmal. Das gehört dazu. Aber es sind keine grundsätzlichen Zweifel. Die Verantwortung hat künftig eine andere Dimension: Es geht nicht mehr nur um den eigenen Job, sondern um das ganze Unternehmen, um das Team und darum, dass Ende Monat alle ihren Lohn erhalten. Das ist eine andere Hausnummer. Aber genau diese Verantwortung reizt mich auch.

Die neue Mehrheitsaktionärin Tanja Abächerli und Firmengründer Dominic Eckert: Kontinuität und gleichzeitig neue Ideen für Dreamtime Travel. Bild: TN

Wie sind Ihre Rollen ab dem 1. Januar 2026 nach dem Besitzerwechsel verteilt?

Tanja Abächerli: Die Verantwortung wird Schritt für Schritt übergehen. Ich übernehme nach und nach mehr Aufgaben – unter anderem in den Bereichen Marketing und HR. Auch bei den Destinationen haben wir eine klare Aufteilung vorgenommen: Mein inhaltlicher Schwerpunkt wird zunächst auf dem südlichen Afrika und dem Indischen Ozean liegen. Weitere Destinationen werden im Verlauf dazukommen.

Dominic Eckert: Ozeanien und Lateinamerika bleiben vorerst in meinem Verantwortungsbereich, was für mich gut passt. Zudem freue ich mich darauf, künftig wieder stärker im Verkauf tätig zu sein. Von all den Aufgaben eines Reiseunternehmers war mir der direkte Kontakt mit den Kundinnen und Kunden immer am liebsten – und genau auf diesen Austausch blicke ich mit grosser Vorfreude.

Kamen Sie im Verlauf des Prozesses ins Grübeln, ob es wirklich der richtige Schritt ist, die Mehrheit von Dreamtime Travel abzugeben?

Dominic Eckert: Ehrlich gesagt: Ich selbst nicht (lacht). Zweifel kamen höchstens aus meinem Umfeld. Da wurde schon die eine oder andere Frage gestellt, ob ich mir diesen Schritt wirklich gut überlegt habe. Für mich war von Beginn weg klar, dass es der richtige ist. Natürlich könnte ich Dreamtime Travel noch fünf oder auch zehn Jahre weiterführen. Aber ich würde das Unternehmen anders prägen als jemand, der neu einsteigt – mit frischem Blick, neuen Ideen und einer Perspektive von 20 Jahren oder mehr. Genau das tut einer Firma gut. Umso glücklicher bin ich, dass sich diese Lösung mit Tanja ergeben hat.

«Ich möchte nicht, dass irgendwann der Eindruck entsteht, der Alte klebe noch am Stuhl»

Es hätte auch die Option gegeben, dass sich Dominic Eckert nach der Übergabe vollständig zurückzieht. Warum fiel die Wahl bewusst auf ein Modell, bei dem er vorderhand im Unternehmen bleibt?

Tanja Abächerli: Weil ich keine Einzelkämpferin bin. Ich arbeite gerne im Austausch, diskutiere Ideen im Team und hole mir bewusst Feedback. Mir ist es wichtig, bestehendes Know-how mitzunehmen und darauf aufzubauen, statt einfach einen radikal eigenen Weg einzuschlagen. Dass Dominic seine Erfahrung weiterhin einbringt, ist für mich ein grosser Mehrwert und gibt der Übergabe die nötige Stabilität.

Wie hat das Team auf die Ankündigung reagiert, dass Tanja Abächerli künftig die Mehrheit an Dreamtime Travel übernimmt?

Dominic Eckert: Etwas überrascht – vor allem darüber, dass ich meine Aktienmehrheit bereits per Anfang kommenden Jahres abgebe. Gleichzeitig war es aber auch erleichtert. Der Tenor im Team war klar: lieber eine neue Chefin aus den eigenen Reihen als eine Übernahme durch ein anderes Unternehmen mit einem extern eingesetzten Manager. Wir haben die Nachfolgeregelung bereits im Sommer offen kommuniziert, was für Transparenz und Vertrauen gesorgt hat.

Welche Veränderungen bringt der Besitzerwechsel mit sich?

Tanja Abächerli: Ich habe nicht vor, Dreamtime Travel neu zu erfinden. Das Unternehmen steht heute sehr gut da – mit engagierten Mitarbeitenden und äusserst zufriedenen Kundinnen und Kunden. Natürlich gibt es immer Bereiche, die man weiterentwickeln kann, etwa bei internen Prozessen oder beim sinnvollen Einsatz von KI. Grundlegende Veränderungen sind aber nicht geplant. Mir ist wichtig, weiterhin vom grossen Know-how von Dominic zu profitieren und die Werte, die er über viele Jahre geprägt hat, konsequent weiterzutragen. Die DNA von Dreamtime Travel bleibt erhalten.

Mit dem schrittweisen Rückzug gewinnen Sie mittel- bis langfristig mehr freie Zeit. Haben Sie schon eine Vorstellung davon, wie Sie diese nutzen möchten?

Dominic Eckert: Ganz wichtig – und das habe ich Tanja auch so gesagt: Wenn für sie der richtige Moment gekommen ist, soll sie mich bei Dreamtime Travel ganz offiziell «rauswerfen» (schmunzelt). Ich möchte nicht, dass irgendwann der Eindruck entsteht, der Alte klebe noch am Stuhl. Für mich gilt dann eine einfache Maxime: Ich werde nur noch Dinge tun, die mir wirklich Freude bereiten. Meine Partnerin Ulli Fink meint jeweils, meine persönliche Pendenzenliste sei so lang, dass ich sie bis ans Lebensende kaum abarbeiten könne. Reisen wird auf jeden Fall weiterhin dazugehören. Gut vorstellen kann ich mir auch, punktuell Beratungsmandate zu übernehmen. Und da ich ein sehr politischer Mensch bin, reizt mich auch ein stärkeres Engagement in diesem Bereich. Ulli wiederum liebäugelt damit, dass ich künftig mehr Zeit fürs Staubsaugen zu Hause habe (lacht). Eines ist jedenfalls sicher: Langweilig wird es mir nicht.