On The Move
Tested Überraschende Reise an Bord des Blue Jasmine
Urs Wälterlin, BangkokEs ist kurz nach sieben früh. In einem Reisfeld südlich von Chiang Mai labt sich im Schatten eines kleinen buddhistischen Tempels ein Wasserbüffel am vom Morgentau bedeckten Schilfgras. Nur einen Steinwurf entfernt, im Speisewagen des gemächlich rollenden «The Blue Jasmine»-Zuges, freut sich ein Gast über sein Omelett. Perfekt gebraten ist die Speise, gefüllt mit Schinken und Käse. Und bedeckt mit den zart-violetten Blüten einer einheimischen Blume. Dazu gibt es frische gebackene Gipfeli.
Einzigartige Landschaften, eine faszinierende Kultur, und hochwertige Kulinarik – sie spielen die Hauptrolle im neusten Reiseprodukt, das DTH Travel Thailand in einem Joint Venture mit State Railway of Thailand (SRT) anbietet. Liebe zum Detail und langfristige Planung seien in die Entwicklung des «Premiumzuges 'The Blue Jasmine' gegangen», sagt Stefan Bruns, General Manager von DTH Travel. «Premium», betont der Schweizer und langjährige Reisefachmann (früher Tourasia) gleich mehrmals, «nicht Luxus, wie der Zug in den sozialen Medien fälschlicherweise beschrieben worden ist».
Das ist ein entscheidender Unterschied. Gäste erkennen ihn, sobald sie den Zug betreten. Je nach Reisedatum im kommenden Jahr beginnt die Preisskala bei Doppelbelegung pro Person bei 245'000 Thai Baht (6174 Franken) in einer klassischen Kabine und endet bei 455'000 Thai Baht (11'467 Franken) für die Premium Suite. Interessant für Reisebüros: DTH gewährt eine Provision von 20 Prozent.
Die Jungfernfahrt des Zuges im November von Bangkok über Ayutthaya, Uthai Thani, Chiang Mai und zurück in die Hauptstadt war relativ typisch für die Firma: die Mehrheit der Mitreisenden kam aus Deutschland und der Schweiz, zwei der wichtigsten Märkte von DTH Travel.
Gastro-Experte an Bord
Die Reise beginnt im altehrwürdigen Bahnhof Hua Lamphong in Bangkok. Stunden später dann folgt der erst Halt in Ayutthaya. Dem Gang der Reisegruppe durch die Ruinen der 1350 gegründeten ehemaligen Hauptstadt des damaligen Reiches Siam schliesst sich ein blasser Mann an. Wieder ein Schweizer. Ein violetter Hut ist sein Markenzeichen. Alessandro Haab, einst Koch im Weissen Haus unter Präsident Ronald Reagan, ist einer der angesehensten Gastro-Experten Asiens.
DTH Travel hatte Haab als Berater beigezogen, um die Menüs entwickeln, die während der Reise serviert werden. «Sie wollten erst westliches Essen anbieten», erzählt der Wahl-Thailänder, und schüttelt den Kopf. Haab holte den jungen thailändischen Koch Patipat Lakthong an Bord. Gemeinsam stellten sie ein Menü aus traditioneller Thai-Küche zusammen, ergänzt mit modernen Elementen. Die Zubereitung von Essen, das höchsten Ansprüchen genügen kann, sei im Zug eine logistische Herausforderung, erzählt Haab. Denn es fehle an Anlagen, die es zur Zubereitung von komplexen Gerichten brauche. Deshalb werde ein Teil des Essens in einem Luxushotel in Bangkok vorbereitet. Die Gastronomie ist klar einer der Höhepunkte der Reise. Gäste erhalten zudem in verschiedenen Restaurants einen Einblick in die Vielfalt und Vielfältigkeit der thailändischen Küche.
Morgenmarkt in der Stadt Uthai Thani, nach einer Nacht im Hotel Uthai Heritage, das einst ein Privatschulhaus gewesen war. Die Mitglieder der Reisegruppe schlendern durch eine farbenprächtige Vielfalt von Ständen, an denen Fische verkauft werden – lebendig und tot – eine Vielzahl von Früchten und Gemüsen. Eine blinde Frau singt zum Geplärr eines kratzigen Lautsprechers ein Volkslied und hofft auf ein paar Münzen in die Almosenkasse. Ein alter Mann mit wenigen Zähnen aber umso mehr Enthusiasmus bietet für ein paar Cents Eiskrem an.
Schliesslich wartet am Ufer des Sakae Krang- Flusses auf die Kunden ein von DTH Travel vorbereitetes, exklusives Erlebnis. Gäste haben Gelegenheit, einem buddhistischen Mönch Opfergaben zu überreichen und dafür seinen Segen zu erhalten. Für einige Kunden wird dieser Moment zum wichtigsten ihrer Reise.
Die letzte Nacht ist eine von nur zwei, die im Zug selbst verbracht werden, nicht in Hotels. Es zeigt sich, weshalb laut Stefan Bruns die Reise zwar als Premium, nicht aber als Luxuserlebnis vermarktet werden müsse. Selbst als «Suite» angeschriebene Kabinen sind ausgestattet mit Kajütenbetten, grauer Laminatwand und Edelstahl.
Kritik am Preis
Die Ambiance erinnert an den Zug, in dem man als 20-Jähriger mit dem Interrail-Ticket nach Griechenland gereist war. Allerdings ist das Bett mit feinem Leinen bezogen, auf dem ein Toilettentäschchen des thailändischen Edel-Seidenhauses Jim Thompson liegt. «Die Enttäuschung war gross, als wir die Kabine zum ersten Mal sahen», meint ein Gast. Ein anderer, der die Premium-Suite mit dem Doppelbett gebucht hatte, sagt: «Vieles auf dieser Reise war gut, überraschend. Das Preis-Leistungsverhältnis könnte allerdings besser sein.» Es ist ein Fazit, das von allen von Travelnews befragten Gästen gezogen wird.
Stefan Bruns nimmt solche Kritik sehr ernst. Dem Schweizer ist es zwar gelungen, gemeinsam mit dem Zugsmanager Aljoscha Benjamin Keller – einem weiteren Eidgenossen – ein engagiertes Team zusammenzustellen, das für die meisten Gäste bald zu einer zweiten Familie wird. «Wir werden am Feedback arbeiten», verspricht er.
Ein Problem sei, dass DTH Travel auf das Rollmaterial angewiesen ist, das SRT anbietet und die Firma mietet, so der Bahnexperte Richard Barrow gegenüber Travelnews. Und das entspreche nicht den Erwartungen, die Gäste haben, wenn sie an einen Luxuszug denken. «Wenn diese Reise für DTH Travel zum Erfolg wird – und ich zweifle nicht daran – dann wird sich die Firma irgendwann überlegen müssen, seine eigenen Wagen zu kaufen und nach ihren Anforderungen auszubauen».
Thailändische Bahn hat grosse Pläne
Ob archaische Diesellok oder Hochgeschwindigkeitszug: Pläne für einen Ausbau dürften den Bahn- und Schienenverkehr in Thailand für den Inbound-Reisemarkt attraktiver machen. Das Eisenbahnnetz in Thailand ist das Rückgrat des Fernverkehrs im Land und wird immer wichtiger für den Tourismus. Das sagt Richard Barrow im Gespräch mit FVW. Der Brite ist Südostasiens führender Experte für Bahnverkehr. Er betreibt die Facebook-Seiten Thai Train Guide und Asian Train Guide.
Trotz des Alters entwickle sich das thailändische Schienennetz rasch weiter, sagt Barrow. Die Kombination aus modernisierten Gleisen, neuen Bahnhöfen und modernen Zuggarnituren signalisiere einen Übergang zu einem effizienteren System mit höherer Kapazität, das den langfristigen Mobilitätszielen des Landes entspreche und für die Reiseindustrie zunehmend attraktiver werden dürfte.
Das Bahnsystem wird hauptsächlich von der State Railway of Thailand (SRT) betrieben. Es erstreckt sich über rund 4000 Kilometer und strahlt vom historischen Bahnhof Hua Lamphong in Bangkok, von dem auch der «Blue Jasmine»-Zug startet. Der neuere Hauptbahnhof Krung Thep Aphiwat spielt eine immer wichtigere Rolle. Vier Hauptkorridore bestimmen das thailändische Bahnsystem: die Nordlinie nach Chiang Mai, die Nordostlinie nach Nong Khai und Ubon Ratchathani, die Ostlinie nach Aranyaprathet und zur Küste sowie die Südlinie, die sich bis nach Malaysia erstreckt.
Der grösste Teil des Netzes ist eingleisig und hat eine Spurweite von 1000 mm, ein Erbe von vor über einem Jahrhundert getroffenen Bauentscheidungen. Dies schränkt zwar die Geschwindigkeit und Kapazität ein. Aber durch ein landesweites Programm zum Ausbau auf zweigleisige Strecken werden Engpässe langfristig beseitigt, was die Zuverlässigkeit des Netzes verbessert. Parallel dazu baut Thailand eine neue Generation von Hochgeschwindigkeitsstrecken mit Normalspur – insbesondere den Abschnitt Bangkok–Nakhon Ratchasima des künftigen Hochgeschwindigkeitskorridors Bangkok–Nong Khai.
Das Rollmaterial spiegelt die Mischung aus Tradition und Erneuerung des Systems wider. Geradezu antik wirkende diesel-elektrische Lokomotiven befördern viele Intercity- und Güterzüge, während moderne, in China gebaute, klimatisierte Wagen und japanisches Rollmaterial den Komfort auf langen Strecken erhöhen. Im Jahr 2023 führte SRT neue Hochleistungs-Dienste auf Vorortstrecken wie der Red Line ein, was einen Wandel hin zu elektrifizierten Nahverkehrsdiensten im Großraum Bangkok markierte.
Pläne für eine Hochgeschwindigkeitsbahn versprechen einen deutlichen Aufschwung für den Tourismus, indem sie Bangkok über die Strecke Bangkok–Nakhon Ratchasima–Nong Khai mit dem Nordosten verbinden, dem Nachbarland Laos und von dort aus mit China. Eine weitere wichtige Strecke wird die Flughäfen Don Mueang, Suvarnabhumi und U-Tapao verbinden. Durch sie werde laut Barrow die Reisezeit massgeblich verkürzt und der Zugang für Touristen zwischen Bangkok, Pattaya und dem östlichen Wirtschaftskorridor erleichtert. Diese neuen Bahnverbindungen würden Thailand zu einem gut erreichbaren regionalen Tourismuszentrum machen und das Reisen vereinfachen – sowohl für Urlauber als auch für Transitpassagiere, die durch Südostasien reisen.
Mönche: Respekt ist eine Verpflichtung
Obwohl viele Thai Fremden gegenüber Toleranz zeigen, was das Verhalten im Umgang mit buddhistischen Traditionen und Gebräuchen angeht – ein Mangel an Respekt gegenüber Mönchen kommt nicht gut an.
Der thailändische Buddhismus verbindet die Theravada-Lehre mit starken volkstümlichen Traditionen, die auch im Alltag eine grosse Rolle spielen. Rituale, der Glaube an Geister, und das Sammeln von Verdiensten prägt das tägliche Leben. In safranfarbenem Tuch gekleidete Mönche spielen eine zentrale Rolle in der Gemeinschaft. Die Mischung aus strengen klösterlichen Lehren und lokalen Praktiken verleiht dem Thai-Buddhismus einen unverwechselbaren Charakter.
Die folgenden Verhaltensweisen im Umgang mit Mönchen gelten auch für Besucher. Sie spiegeln die lokalen religiösen und kulturellen Normen wider und zeigen Ehrfurcht vor dem Klosterleben.
Respekt: Verbeugen Sie sich oder nicken Sie zumindest, wenn Sie an Mönchen vorbeigehen oder in ihrer Nähe sitzen; vermeiden Sie es, über ihnen zu stehen.
Kleidung: Bedecken Sie Schultern und Knie; nackte Arme oder Beine gelten als respektlos. Das gilt ganz besonders für Tempel und ähnliche Einrichtungen.
Körperkontakt: Berühren Sie niemals einen Mönch. Ganz besonders Frauen sollten einen respektvollen Abstand einhalten.
Spenden: Übergeben Sie Mönchen Sachspenden wie Essen oder Almosen immer mit beiden Händen oder legen Sie die Gegenstände auf ein Tablett.
Sprache und Gesten: Verwenden Sie höfliche Sprache, vermeiden Sie es, mit den Füssen zu zeigen.
Fotografieren: Fragen Sie einen Mönch erst, ob sie ihn fotografieren dürfen und machen Sie niemals unangemessene Selfies.