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Bernhard Reisen in Goldach SG liegt nur zehn Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Bild: Google Street View

Ostschweizer Reisebüro befürchtet Währungsnachteil

Reto Kuratli von Bernhard Reisen in Goldach SG ärgert sich, dass Rhomberg Reisen neuerdings Franken-Preise in der Schweiz publiziert. Rhomberg-Geschäftsführer Marco Wohlfahrt sieht keinen Nachteil für Schweizer Reisebüros.

Neuerdings verrechnet Rhomberg Reisen für alle Schweizer Buchungen Franken-Preise und nicht mehr solche in Euro, wie bisher. Auch im Reservationssystem CETS sind die Preise in Franken publiziert.

Reto Kuratli

Reto Kuratli, Geschäftsführer von Bernhard Reisen in Goldach SG, ist darüber verärgert und findet: «Eine fatale Mitteilung für alle Reisebüros in Grenznähe. Unser langjähriger Kampf um identische Bedingungen wie der Reisebüros ennet der Grenze und damit ein Marktauftritt mit gleichlangen Spiessen wird wieder in Frage gestellt.»

Zentraler Baustein der gleichlangen Spiesse sei die Verrechnung hier und da in Euro, also eins zu eins wie bei Buchungen im Internet oder eben bei den österreichischen oder deutschen Kolleginnen. Kuratli weiter: «Wenn wir unseren Kunden nun neu wieder Franken fakturieren müssen, wittern die meisten einen Währungsnachteil und erkundigen sich postwendend in den Büros auf der vermeintlich billigeren Grenzseite nach dem 'wirklichen' Euro-Preis. Da kann der angewandte Wechselkurs von Rhomberg noch so attraktiv erscheinen und das vermeintliche Schnäppchen einen noch so geringen Preisunterschied ausmachen, die Kunden gehen ins Ausland.»

Kein Nachteil für Schweizer Vertriebspartner

Marco Wohlfahrt

Zu Kuratlis Befürchtung, dass Schweizer Kunden nun einen Wechselkursverlust erleiden, entgegnet Marco Wohlfahrt, General Manager von Rhomberg Reisen: «Das ist nicht der Fall. Wir schauen genau darauf, dass der Wechselkurs dem tatsächlichen Wechselkurs entspricht. Dass es an einem Tag mal minimal in die eine oder andere Richtung geht, das ist nicht restlos auszuschliessen, bleibt aber absolut fair.»

Die Fakturierung in Schweizer Franken werde bei den Partnern in der Schweiz begrüsst, glaubt Wohlfahrt. Zudem sei es nicht im Geschäftsinteresse von Rhomberg Reisen, dass den Schweizer Vertriebspartnern ein Nachteil entstünde. «Im Gegenteil, wir wollen mit diesem Commitment die tollen Partnerschaften stärken!»

Als Grund für die Systemänderung führt Marco Wohlfahrt an: «Die Anpassung im Zahlungsverkehr ist eine Übergangslösung aufgrund der internen Umstellung vom auslaufenden LSV auf eBill Direct Debit.»

Technische Gründe nur vorgeschoben?

Diese technischen Gründe im Zahlungsverkehr sind für Reto Kuratli indes nicht nachvollziehbar: «Das ist vorgeschoben. Eher scheint Rhomberg über einen kleinen Kursgewinn im Schweizer Markt die Rendite zu optimieren. Falls das der Gund sein sollte, wird dieser Schuss aber mittelfristig, vor allem was den Ostschweizer Markt betrifft, nach hinten losgehen.» Er appelliere an die Geschäftsleitung von Rhomberg Reisen, die über Jahre hinweg erarbeitete respektvolle Partnerschaft und gute Zusammenarbeit nicht wegen ein paar Promille Mehrertrag durch Kursgewinne aufs Spiel zu setzen. «Bitte lasst die Reisebüros entscheiden, ob sie in Euro oder Franken abrechnen möchten. Was wir alle in der Schweiz nahe der Grenze sicher nicht wollen, ist ein Revival der Schnäppchentouristen in die nahegelegenen ausländischen Büros.»

Trotz der Beteuerungen von Rhomberg Reisen, keinen Währungsnachteil entstehen zu lassen, bleibt der Unmut bei Reto Kuratli: «Rhomberg Reisen kann den Umrechnungskurs noch so genau beobachten, er wird nur langfristig und zudem verzögert angepasst. Und genau hier sind die Konsumentinnen in Grenznähe extrem sensibilisiert, denn sie finden mit Garantie immer noch einen besseren Wechselkurs. Das Verständnis der grenznahen Schnäppchenjäger ist: Produkte aus dem Euro Raum sind in Franken immer teurer. Und das ist das Kernproblem für uns Büros an der Grenze. Die Kunden gehen dorthin, wo Euro-Produkte in Euro fakturiert werden, egal ob sie schlussendlich wirklich was sparen.»

Eine weitere Realität im grenznahen Einkauf dürfte wohl sein: Viele Ostschweizer Konsumenten wie auch Ostschweizer Unternehmen sind geschickt darin, Euro im Voraus zu einem möglichst tiefen Kurs einzukaufen, um bei späteren Einkäufen einen allenfalls gestiegenen Kurs zu vermeiden. Bieten Anbieter wie Rhomberg Reisen in Schweizer Franken an, bleibt dieser Vorteil auf der Strecke.

(GWA)