On The Move
«Gerade hatten wir ein Gäste-Paar, das seine 50. Reise mit uns gemacht hat»
Musik und Reisen: Bei Stradivari Reisen verschmelzen diese beiden Leidenschaften auf spezielle Weise. Unter der Leitung von Maja Weber, Cellistin des Stradivari Quartetts, entstehen exklusive Kulturreisen, bei denen musikalische Erlebnisse, kulinarische Genüsse und persönliche Begegnungen im Mittelpunkt stehen.
Ob in der Elbphilharmonie, im Schloss Hünigen oder in den Bergen des Engadins: Die Gäste erleben Kammermusik an besonderen Orten – stets begleitet von den Musikerinnen und Musikern des Quartetts. Im Interview mit Travelnews spricht Maja Weber über die Anfänge von Stradivari Reisen, besondere Momente unterwegs und die Highlights der Saison 2025/26.
Frau Weber, wie ist die Idee für Stradivari Reisen entstanden?
Maja Weber: Mit unseren Stradivari-Instrumenten waren wir oft in Cremona, haben dort zahlreiche Konzerte gegeben – und irgendwann entstand der Wunsch, unseren Schweizer Gästen zu zeigen, wo die Wurzeln unserer Instrumente liegen. Später kam mit Hamburg und Steinway ein weiteres Kapitel hinzu. Der eigentliche Gedanke zu solchen Musikreisen reicht aber viel weiter zurück – bis in die frühen 2000er-Jahre. Unsere Debüt-Tournee mit dem Stradivari Quartett führte uns damals mit dem Zug quer durch Europa – und einige treue Fans waren schon damals mit an Bord.
Was zeichnet Stradivari Reisen aus?
Es ist die persönliche Handschrift – in der Betreuung, bei der Auswahl der Konzertorte, Hotels und Restaurants. Ich stelle mir immer vor, dass ich Freunde zu mir einlade und ihnen eine besonders schöne und genussreiche Zeit bereiten möchte.
Das Stradivari-Quartett begleitet die Gäste persönlich. Wie verändert das den Charakter einer Reise im Vergleich zu klassischen Konzerttouren oder Kulturreisen?
Der Unterschied ist enorm: Unsere Gäste erleben uns beim Frühstück, ich begleite alle Ausflüge persönlich, wir begegnen uns auf der Bühne – und am Abend sitzen wir oft noch lange gemeinsam an der Bar. Diese Nähe schafft eine ganz besondere Atmosphäre.
Wie gross sind die Reisegruppen?
In der Regel umfassen sie zwischen 20 und 30 Personen.
«Besonders war sicher unser Konzert in der Elbphilharmonie»
Wie wählen Sie die Reiseziele aus? Steht zuerst der Ort oder die Musik im Vordergrund?
Beides kann der Ausgangspunkt sein. Es gibt Orte, die wir regelmässig anbieten, dort wechselt dann das musikalische Programm. Manchmal aber inspiriert mich gerade ein bestimmtes Werk oder Thema, das perfekt zu einem speziellen Ort passt.
Viele Ihrer Reisen führen an ungewöhnliche Konzertorte: Was war bisher der aussergewöhnlichste oder emotionalste Spielort?
Besonders war sicher unser Konzert in der Elbphilharmonie – nur zwei Monate nach ihrer Eröffnung, nachdem wir jahrelang im Voraus geplant hatten. Sehr bewegend war auch das Spiel im Geburtshaus von Stradivari oder während unseres Schumann-Schwerpunktjahres in der ersten gemeinsamen Wohnung von Clara und Robert Schumann. Unvergesslich bleibt ebenso ein Brahms-Sextett am See bei Sonnenuntergang. Solche Momente berühren uns selbst tief, aber hoffentlich vor allem auch unsere Gäste.
Sie arbeiten mit einem Kreis befreundeter Musikerinnen und Musiker zusammen. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, wer mit auf eine bestimmte Reise kommt?
Mir ist wichtig, dass wir uns nicht erst finden müssen, dass keine Rivalitäten oder «grundsätzlichen Diskussionen» aufkommen. Deshalb reisen und musizieren wir meist im vertrauten Kreis der Stradivari-Musiker. Da können wir uns nur der Musik widmen, ohne sich zuerst positionieren zu müssen. Welche Besetzung passt, hängt von der Musik und manchmal auch von den Terminen ab.
«Ich glaube, die grossen Zeiten weltweiter Tourneen sind vorbei»
Ihre Gäste sind oft Wiederholungstäter. Was glauben Sie: Was zieht sie immer wieder an – die Musik, die Gemeinschaft oder die Art zu reisen?
Ich denke, es ist die Kombination. Die Gemeinschaft steht an erster Stelle – wir nennen sie liebevoll die Stradivari-Familie. Doch sie lebt von der gemeinsamen Liebe zur Kammermusik und zum künstlerischen Austausch. Es liegt uns am Herzen, musikalisch stets höchsten Ansprüchen zu genügen und jedes Konzert mit vollem Einsatz zu spielen – so, als wäre es das wichtigste unseres Lebens. Ich wünsche mir, dass sich unsere Gäste so geborgen fühlen wie in einer harmonischen Familie, und ich bemühe mich, ihnen in ihrer ganzen Vielseitigkeit dieselbe Fürsorge entgegenzubringen.
Welches sind die Highlights von Stradivari Reisen 2026?
Wir planen in Saisons. Ein besonderes Highlight der Saison 2025/26 wird sicher Gohrisch in der Sächsischen Schweiz sein, wo wir auf den Spuren Schostakowitschs wandeln und seinem Leben und Schaffen nachspüren werden. Oder auch jetzt gerade nächste Woche in der Toskana und zur Tenuta Vallocaia mit Rudi und Christa Bindella persönlich.
Wie sehen die Stradivari Reisen der Zukunft aus? Wird das Format internationaler, digitaler?
Eher das Gegenteil. Ich glaube, die grossen Zeiten weltweiter Tourneen sind vorbei. Ich war rund zehn Jahre in den USA und ebenso lange in Asien unterwegs – das war sehr bereichernd. Aber der Zeitgeist hat sich verändert. Ich bin der Meinung, dass wir die Schönheiten hier mehr geniessen sollten. Während der Corona-Zeit waren wir durchaus «digital», um unser treues Publikum weiterhin zu erreichen. Ich glaube, das ist uns damals auch ganz besonders gelungen. Daraus sind auch Formate wie unsere Livemitschnitte der Klangwelle entstanden, die bis heute sehr geschätzt werden. Dennoch: Der Kern von Stradivari Reisen bleibt der persönliche, herzliche und familiäre Austausch – und das gemeinsame Erleben der Musik, der Kulturorte und der Kulinarik. Gerade hatten wir ein Gäste-Paar, das seine 50. Reise mit uns gemacht hat. Für mich ist das das schönste Kompliment!