On The Move
«Ob man das eine oder andere Gesicht bereits kennt, ist für uns nicht relevant»
Reto SuterDie diesjährige Generalversammlung des Schweizer Reise-Verbands (SRV) steht ganz im Zeichen des Wandels – unter dem Motto «River of Change». Es sei an der Zeit, Bewährtes zu würdigen und zugleich offen für Neues zu sein, hiess es in der Einladung. Passend dazu findet die GV-Reise auf dem Wasser statt: Auf zwei Schiffen von Excellence Cruises geht es über den Rhein.
Ein besonderes Augenmerk legt der Verband dieses Jahr auf die junge Generation der Reisebranche, die sich bei den Gesprächen und Diskussionen einbringen soll. Der SRV suchte in der Ausschreibung nach «jungen Fachkräften zwischen 20 und 30 Jahren mit erster Berufserfahrung in der Reisebranche.»
In der Branche sorgte die Auswahl für Gesprächsstoff. Schliesslich handelt es sich bei allen um Reiseprofis, die längst fest im Business etabliert sind. Nun äussert sich SRV-Geschäftsführerin Andrea Beffa zum Auswahlverfahren und erklärt, welches Ziel das neue Format tatsächlich verfolgt.
Frau Beffa, früher durften die besten Lehrabgänger der Branche im Rahmen der «Young Talents» an der SRV-Generalversammlung teilnehmen. Dieses Jahr haben Sie gezielt junge Fachkräfte zwischen 20 und 30 Jahren gesucht, die bereits erste Berufserfahrung mitbringen. Weshalb dieser Wandel?
Andrea Beffa: Wir haben uns bewusst entschieden, das frühere Format nicht fortzuführen. Auf der diesjährigen GV-Reise wollen wir über die Zukunft des Verbandes und der Reisebranche sprechen – und wenn wir über Zukunft sprechen, müssen wir jene einbeziehen, die sie gestalten werden. Es geht uns darum, die nächste Generation von Führungspersönlichkeiten aktiv einzubinden.
Was ist das konkrete Ziel dieser neuen Ausrichtung?
Wir möchten jungen Menschen in der Branche eine Stimme geben – jenen, die Verantwortung übernehmen, mitgestalten und künftig prägend sein werden. Sie sollen die Möglichkeit haben, ihre Ideen, Erwartungen und Impulse direkt einzubringen.
Wie zufrieden sind Sie mit der Auswahl der fünf Talente, die nun mit auf die GV-Reise kommen?
Sehr zufrieden. Alle bringen spannende Lebensläufe und unterschiedliche Perspektiven mit. Wir sind überzeugt, dass sie im Rahmen der GV-Reise – insbesondere im Workshop zu den künftigen Mehrwerten des Verbands – wertvolle Inputs liefern werden.
«Die Reisebranche ist durchlässiger, als man denkt»
Einige in der Branche hätten sich weniger bekannte Gesichter gewünscht, die noch nicht in Führungspositionen stehen. Können Sie die Kritik nachvollziehen?
Für uns war entscheidend, dass die Teilnehmenden etwas bewegen möchten. Ob man das eine oder andere Gesicht bereits kennt, ist für uns nicht relevant. Im Gegenteil: Es zeigt, dass diese Personen aktiv sind und Verantwortung übernehmen möchten. Fakt ist, dass sie ohne dieses Format und die Einladung nicht an unserer GV-Reise teilgenommen hätten.
STAR-COO Alex Vogel sagte im Gespräch mit Travelnews, wer nicht mindestens 20 Jahre Branchenerfahrung habe, gelte vielerorts noch immer als Neuling – und könne froh sein, überhaupt einen Platz am Tisch des Establishments zu bekommen. Quereinsteiger auf oberster Führungsebene seien zudem kaum anzutreffen. Wie nehmen Sie diese Situation wahr?
Ich teile diese Meinung nicht. Wenn ich es an meiner eigenen Laufbahn beurteile, war meine Reisebürolehre zwar ein wichtiger Grundstein. Die treibenden Faktoren für jeden nächsten Schritt waren aus meiner Sicht jedoch das Engagement, die Neugier und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Ich bin überzeugt, dass Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger die gleiche Möglichkeit haben, in der Reisebranche Führungspositionen zu erreichen. Spontan fallen mir verschiedene Beispiele von Führungspersönlichkeiten ein, sei es in Filial- oder Regionalleitungspositionen, als Unternehmensgründer oder in den Top-Management-Positionen bei den grossen Veranstaltern, die ursprünglich einen anderen beruflichen Hintergrund als die Reisebranche hatten. Die Reisebranche ist durchlässiger, als man denkt.
An wen denken Sie konkret?
Ein gutes Beispiel ist Carla Riss, die an der GV-Reise teilnimmt. Sie begann ihre berufliche Laufbahn im Buchhandel. Auch Nina Fluri und Reto Zingg, die heute gemeinsam Eurotrek leiten, kamen ursprünglich aus anderen Branchen und fanden später ihren Weg in die Reisewelt.
Woran wollen Sie den Erfolg des neuen Formats messen?
Wenn die eingeladenen Talente die Gelegenheit nutzen, ihre Ideen einzubringen, sich mit anderen Generationen vernetzen und wir diese Impulse in die Verbandsarbeit aufnehmen können, dann haben wir unser Ziel erreicht. Es geht darum, voneinander zu lernen – und gemeinsam Kurs auf die Zukunft zu nehmen.