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Der Zieleinlauf des TUI Palma Marathon Mallorca, direkt vor der Kathedrale von Palma. Bild: TN

KI macht Ferien persönlicher – und den Sommer länger

Nik Eugster

Am vergangenen Wochenende fand der 21. TUI Palma Marathon Mallorca statt und erreichte einen neuen Teilnehmerrekord. Dass so viele Menschen am Ende der Sommersaison noch einmal auf die Balearen reisen und dort an einem Lauf teilnehmen, hat auch mit neuem Suchverhalten im Zusammenhang mit KI zu tun, ist TUI-CEO Sebastian Ebel überzeugt.

Mit 9000 Läuferinnen und Läufern aus 76 Nationen war der 21. TUI Palma Marathon Mallorca schon acht Wochen vor der Austragung bis auf den letzten Startplatz ausverkauft. Es war die zweite Ausgabe, die TUI nach einer längeren Pause wieder als Hauptsponsor unterstützte.

Der Reiseveranstalter hat seine Strategie für Event-Sponsorings in den letzten Jahren komplett überarbeitet. Statt viele lokale Veranstaltungen aus verschiedensten Bereichen zu berücksichtigen, konzentriert man sich nun auf Laufsport und auf Socca, also Fussball auf kleinem Feld.

Auch Events im östlichen Mittelmeer

Neben dem Marathon in Mallorca ist TUI auch auf Zypern oder Rhodos der Hauptsponsor der dortigen Laufevents. Und diese Sponsorings machten für TUI in vielfacher Weise Sinn, betonte TUI-CEO Sebastian Ebel im Rahmen eines Gespräches am Rande des Mallorca-Marathons.

Magnus Hüttenberend, Group Director Media Relations (links), Sebastian Ebel, CEO der TUI Group (Mitte) und Thomas Ellerbeck, Group Director Corporate & External Affairs, erklärten in einer Medienrunde die neue Sponsoringstrategie von TUI. Bild: TN

Laufveranstaltungen wie der Mallorca-Marathon bringen eine beachtliche zusätzliche Wertschöpfung für TUI und die Destination am Rande der Ferienzeit. Die Saison wird so noch einmal spürbar verlängert.

Gemäss TUI-Medienchef Magnus Hüttenberend kommen pro Person, die am Event teilnimmt, durchschnittlich 2,8 zusätzliche Gäste mit auf die Insel, also insgesamt fast vier Personen pro Startplatz.

Auch von TUI selbst reisten viele an: Am Mallorca-Marathon rannten nicht weniger als 500 TUI-Mitarbeitende mit. Auch TUI-CEO Sebastian Ebel war am Start, auf der Strecke über zehn Kilometer.

Absolvierten die Strecke über zehn Kilometer: Bentour-Chef Deniz Ugur (links) und Sebastian Ebel, CEO der TUI Group. Bild: Linkedin

Betreffend Gäste zieht der Lauf immer stärker ein neues und vor allem junges Publikum an. Während im vergangenen Jahr noch die Gruppe der 40- bis 50-Jährigen die grösste Alterstruppe am Start des Mallorca-Marathons war, war es dieses Jahr zum ersten Mal die Generation Z. TUI-CEO Sebastian Ebel wünscht sich für kommendes Jahr eine Startkategorie für Kinder, so dass auch diese Genration und ihre Eltern erreicht werden können.

Laufsponsoring nur in klassischen Feriendestinationen

TUI hat für diese Art Ferien sogar einen neuen Begriff erfunden: «Racecation», die Kombination aus «Race» und «Vacation», also Laufsport und Ferien. Man könnte nun einwenden, dass Anbieter von Laufsportreisen das schon lange verkaufen.

Aber TUI hat ein anderes Zielpublikum im Fokus. CEO Stefan Ebel betont, dass man bei den Wurzeln bleiben wolle: «In erster Linie bieten wir Ferien an, und in zweiter Linie wollen wir thematisch in die Breite gehen. Zu uns kommen also Leute, die die Ferien mit einem Lauf kombinieren möchten, nicht Leute, die Laufferien suchen.»

TUI sponsert deshalb auch nur bewusst Laufsport-Events in Feriendestinationen. Ein Sponsoring anderer Veranstaltungen wie zum Beispiel eines Berlin- oder New York-Marathon sein kein Thema.

Zudem wolle man die Startplätze der von TUI gesponserten Läufen in der ganzen Welt als Distributor anbieten können, so Ebel. Als Verkäufer von Startplätzen bei den traditionellen Marathons geht das oft nicht. Denn da gibt der Veranstalter vor, in welchen Märkten man was anbieten darf. Das sei für TUI nicht interessant, sagt der CEO.

KI verändert die Ferienplanung

Dass Kombinationen aus Ferien und gelegentlichem Laufsport immer mehr gesucht werden, habe auch mit dem immer stärkeren Einsatz von künstlicher Intelligenz zu tun. Gemäss TUI suchen die Kundinnen und Kunden immer öfter ihre Ferientipps über AI-Chatbots und geben dort ihre Interessen ein, wie zum Beispiel: «Ich möchte Badeferien machen, aber auch noch einen Laufsportevent besuchen und Kulinarik geniessen. Wo soll ich hin?»

Die künstliche Intelligenz schlage dann bei diesem Beispiel eben eine Woche mit Badeferien auf Mallorca und dazu noch den Mallorca-Marathon vor. «Wir beobachten einen Einbruch von normalen Suchanfragen auf Google und einen grossen Wechsel zu KI, wenn es darum geht, Inspiration für Ferien zu erhalten», erklärt Ebel.

Auch die Hotelsuche auf klassischen Buchungsportalen gehöre bald der Vergangenheit an, und so werde nicht mehr in erster Linie nach einem Hotel gesucht, sondern zuerst nach einem Erlebnis, sagt der TUI-Chef. Das Hotel gehöre dann einfach zum Package dazu.

Laufen und leiden – aber zumindest mit Aussicht. Der Lauf führt durch die Innenstadt von Palma de Mallorca und dem Meer entlang. Bild: TN

Veranstaltungen wie der Mallorca-Marathon helfen laut Ebel auch gegen den Übertourismus, der in jüngster Zeit oft Thema auf spanischen Ferieninseln war. Ebel betont, man wolle mit Veranstaltungen wie dem Rhodos-Marathon anfangs Saison oder dem Mallorca-Marathon am Ende der Ferienzeit nicht nur die Saison verlängern, man könne damit auch die Spitzen abflachen.

«Wir wollen damit neue Kundinnen und Kunden erreichen, die die Tourismusdestinationen nicht zu den Hauptreisezeiten besuchen – und damit auch den Druck des Massentourismus ein wenig abfedern», sagt Ebel.