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Asien-Experten verraten Geheimtipps jenseits der Hotspots
Asien fasziniert mit Traumstränden, exotischer Küche und kultureller Vielfalt – doch viele der bekanntesten Highlights wie Bali, Phuket, Bangkok, Boracay, Kyoto, Angkor Wat oder die Ha Long Bay sind Touristenmassen ausgesetzt.
Travelnews hat die fünf Asien-Kenner und -Kennerinnen Ruth Landolt (asia365), Farrah Mettler (Tourasia), Anita Gerber (Gerbair Tours), Andy Kuhn (Asien Direkt) und Danila Eiselt (Insight Reisen) nach Alternativzielen befragt, die abseits der Hotspots liegen.
Flores statt Bali
Das indonesische Bali ist für seine landschaftliche Schönheit und das rege Nachtleben, ob in Seminyak oder Kuta, bekannt. Gleichzeitig kämpft Bali aber auch mit Overtourism, übermässigem Verkehr und einem grossen Abfallproblem. Welche alternativen Ziele bieten sich in Indonesien an?
«Indonesien verfügt über viele Alternativen zu Bali», sagt Ruth Landolt. «Eine gut erschlossene und trotzdem wenig bereiste Insel ist Flores mit grossartiger Landschaft, Traumstränden, Megalithen-Dörfern und uralten Bräuchen und Riten – und als atemberaubender Höhepunkt, die urtümlichen Warane von Komodo.»
Farrah Mettler empfiehlt Lombok: «Der kleine Nachbar von Bali ist bekannt für seine malerischen Landschaften und den zweithöchsten Vulkan Indonesiens, den Mount Rinjani.»
Gleich vor Lombok liegen die Gili Island, ein Tipp von Anita Gerber: «Gili Meno ist ideal zum Schnorcheln und Tauchen – ein ruhiger Rückzugsort auf einer Insel mit Pferdetaxis – ohne Autos – und nur mit Elektrobikes befahrbar. Das ist ein Paradies mit noch fast unberührten Stränden, kristallklarem Wasser und einer farbenfrohen Unterwasserwelt.»
Ko Yao Noi statt Phuket
Mit sehr vielen Touristen hat die beliebte thailändische Ferieninsel Phuket zu kämpfen. Alternativen zu Phuket gibt es viele.
«Ko Yao Noi und Ko Yao Yai, die beiden Inseln in der Phang Nga Bucht, zwischen Krabi und Phuket gelegen, bieten eine herrliche Landschaft mit vielen Felsformationen. Das sind ruhige Inseln für Reisende, die den Trubel meiden möchten beim Schnorcheln oder bei Bootstouren», sagt Anita Gerber. Island Hopping ab Koh Lanta bis Koh Lipe und eine Überfahrt nach Langkawi in Malaysia empfiehlt Andy Kuhn.
«Wer ein Ferienparadies abseits der Massen sucht, ist in Koh Kood bestens bedient», sagt Ruth Landolt. «Die viertgrösste und doch fast unberührte Insel liegt an der thailändischen Ostküste, nahe der kambodschanischen Grenze. Ein Ferienparadies wie aus dem Bilderbuch: Kokospalmen, traumhafte weisse Sandstrände und eine bescheidene Infrastruktur.» Entspanntes Inselfeeling sei garantiert.
Koh Chang, Koh Mak, Koh Kood und Ko Samed stehen bei Farrah Mettler hoch im Kurs: «Statt des lebhaften Phuket locken diese östlichen Inseln mit Ruhe, Natur und authentischem Flair. Koh Chang begeistert mit Regenwald und Wasserfällen, Koh Mak mit entspannter Atmosphäre und familiären Resorts, Koh Kood mit traumhaften Stränden fast ohne Touristen und Ko Samet mit sonnigen Badebuchten nahe Bangkok.»
Hanoi statt Bangkok
«Hanoi ist eine tolle Stadt, die jeden Besuch lohnt. Man kann sagen, Hanoi atmet Geschichte», so Ruth Landolt. Hanoi sei eine exotische Mischung von historischen Monumenten, Überbleibseln aus der Kolonialzeit, einer modernen Neustadt und einer unglaublich gut erhaltenen, zauberhaften Altstadt.
Andy Kuhn schwärmt von Kuala Lumpur: «Eine top moderne City in Südostasien mit dem neuen Park Hyatt auf 500 Metern gelegen, zwischen dem 75. und 114. Stockwerk, im zweithöchsten Gebäude der Welt».
Zwei thailändische Alternativen zu Bangkok nennt Farrah Mettler: «Uthai Thani ist bekannt für seine ruhigen Flusslandschaften, weitläufigen Reisfelder und beeindruckenden Tempel wie den Wat Tha Sung mit seinen glitzernden Glas- und Kristallverzierungen. Traditionelle Dorfgemeinschaften und lokale Feste geben Einblick in das authentische thailändische Leben abseits der Touristenzentren. Und Chanthaburi begeistert mit üppigen Obstplantagen, kolonialer Architektur und Tempeln.»
El Nido statt Boracay
Boracay, das populäre Ferienziel auf den Philippinen, ist nicht das einzige faszinierende Reiseziel des Inselstaates. Die Schweizer Asien-Reiseveranstalter kennen gute Alternativen.
«Mit dramatischen Kalksteinfelsen, versteckten Buchten und entspannter Natur abseits der Massen lockt El Nido», schwärmt Farrah Mettler. El Nido sei ideal für Abenteurer und Ruhesuchende.
«Bei über 7000 Inseln ist auch auf den Philippinen eine Alternative zu Boracay unschwer zu finden», konstatiert Ruth Landolt. «Bohol zum Beispiel ist pure Exotik über und unter Wasser. Farbenprächtige Korallen an Steilwänden vor strahlend weissen Palmenstränden, putzige Koboldmakis in den Bäumen und ein Naturphänomen der Extraklasse – die Schokoladenhügel.» Und Malaysia-Kenner Andy Kuhn empfiehlt die Inseln Pom Pom und Lankayan als paradiesische Orte für Inselferien.
Kanazawa statt Kyoto
Seit zwei, drei Jahren erlebt Japan einen Reiseboom. Insbesondere Kyoto kämpft mit Overtourism. Aber es gibt auch andere sehenswerte Ziele, wie die Asienexpertinnen verraten.
«Kanazawa ist sehr bequem von Tokyo aus mit dem Schnellzug Shinkansen zu erreichen», sagt Danila Eiselt. «Es ist ein wichtiges kulturelles und künstlerisches Zentrum. Highlights für Touristen sind der Kenrokuen-Garten, einer der drei schönsten Landschaftsgärten in Japan, das historische Samuraiviertel Nagamachi, das Kunsthandwerk mit goldverzierten Lackwaren und Kutani-yaki Porzellan sowie der Myouryuu-ji, ein buddhistischer Tempel mit Geheim- und Falltüren».
Auch Ruth Landolt schwärmt von Kanazawa: «Die Lage der Stadt ist umwerfend an der Küste des japanischen Meeres. Kulturelles und künstlerisches Erbe sind vergleichbar mit Kyoto. Die malerischen alten Viertel wie zum Beispiel das Higashi-Chaya mit seinen Teehäusern, Geishas und Samurai lohnen den Besuch genauso wie der berühmte Kenrokuen-Garten». Auch kulinarisch lohne sich die Reise. Aber nicht nur traditionelle Kunst finde man in Kanazawa, sondern auch moderne Kunst und grossartiges Handwerk.
Kampong Thom statt Angkor Wat
«Zu Angkor Wat gibt es unserer Meinung nach keine Alternativen», findet Danila Eiselt, «denn deswegen reisen unsere Kunden auch nach Kambodscha». Angkor Wat lohne sich gerade auch jetzt noch, da der Tourismus seit Corona noch nicht wieder so stark zugenommen habe. «Wir bieten spannende Ausflüge auch ausserhalb an, zum Beispiel in die Umgebung mit Besichtigung des wunderschönen, aus rotem Sandstein gebauten Tempels Banteay Srei, einer kleinen Wanderung zum Urwald-Kultberg Kbal Spaen sowie den Besuch des Pilgerortes Phnom Kulen mit Tempeln in einem grossen Nationalpark.»
«Während Angkor Wat das weltberühmte Highlight Kambodschas ist und von Touristen stark frequentiert wird, bietet Kampong Thom historische Tempelruinen wie Prasat Sambor Prei Kuk in einer entspannten, weniger besuchten Umgebung», nennt Farrah Mettler eine Alternative. «Hier lassen sich alte Khmer-Architektur, mystische Steinskulpturen und üppige Landschaften ohne Menschenmassen entdecken.»
Ninh Binh statt Ha Long Bay
Beim Besuch zieht es viele, oft zu viele Touristen in die Halong Bucht. Die Asienkenner verfügen aber über ruhigere Alternativen.
«Im Osten der berühmten Halong Bucht erstreckt sich die Bai Tu Long Bucht, ein verstecktes Juwel, das mit seiner unberührten Schönheit und ruhigen Atmosphäre begeistert», so Farrah Mettler. «Während die Halong Bucht für ihre dichte Ansammlung von Kalksteininseln bekannt ist, präsentiert sich die Bai Tu Long Bucht mit weitläufigeren Landschaften, in denen imposante Felsformationen wie einzelne Riesen aus dem Wasser ragen. Im Vergleich ist die Bai Tu Long Bucht weniger touristisch erschlossen, was sie zu einem idealen Ziel für Reisende macht, die Ruhe und Authentizität suchen.»
«Etwas weniger besucht ist die Halongbucht in Ninh Binh, wo es ebenso berühmte Felsformationen zu sehen gibt», sagt Danila Eiselt. «Hier können Reisende im Herzen des Waldes die Tempel Dinh und Le Kings, beide aus dem 10. Jahrhundert stammend, erkunden; oder die Gegend von Tam Coc – die drei Lagunen – bei einer Radtour entdecken, bevor sie auf ein Sampan steigen und eine Bootsfahrt zu den Höhlen unternehmen.
«Die Insel Con Dao im Süden verspricht Ruhe und Erholung, abseits der Massen von Halong», empfiehlt Andy Kuhn. Und Ruth Landolt sagt über eine Halong-Alternative: «Die Massen hinter sich lassen kann man, indem man dem 'Rücken des Drachen' von Nordvietnam nach China folgt. Die Region um Chongzuo ist schlichtweg spektakulär mit ihrer unvergleichlichen Karstlandschaft in Mingshi und dem Detian Wasserfall. Hier wird man noch mit offenem Mund angestarrt, so selten sind ausländische Touristen zu Besuch.»