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Billigairline stellt Betrieb ein – Tausende stranden in Europa
Der Schock kam am Montagmorgen: Die isländische Billigfluggesellschaft Fly Play hat mit sofortiger Wirkung den Betrieb eingestellt. Auf der Website des Unternehmens erschien eine kurze Mitteilung: «Alle Flüge sind gestrichen. Wir empfehlen, Tickets bei anderen Airlines zu buchen. Einige Gesellschaften bieten möglicherweise spezielle Rettungstarife an.»
Damit ist die 2021 gestartete Airline – Nachfolgerin der gescheiterten WOW Air – Geschichte. Tausende Passagiere sind betroffen, rund 400 Mitarbeitende stehen über Nacht ohne Job da – darunter Piloten, Kabinenpersonal und Bodenmitarbeitende.
Das Management begründet die Insolvenz mit anhaltenden Verlusten und schwachen Ticketverkäufen in den vergangenen Wochen. Nach negativen Medienberichten sei die Nachfrage eingebrochen. Zudem habe es nach einer Umstrukturierung im Herbst 2024 «interne Unstimmigkeiten» gegeben.
Ein Strategiewechsel – weg von transatlantischen Routen, hin zu innereuropäischen Zielen wie Berlin, Genf, Lissabon, Paris oder Kopenhagen – kam offenbar zu spät. Schon 2023 hatte Fly Play einen operativen Verlust von rund 35 Millionen US-Dollar gemeldet. Der Aktienkurs war zuletzt stark gefallen.
Passagiere sollen sich selbst helfen
Für Reisende bedeutet das Aus: alle Flüge gestrichen, keine Ersatzbeförderung. Die Airline rät, sich an Kreditkartenbanken oder Reiseveranstalter zu wenden. Einige Gesellschaften könnten laut Fly Play «Rescue Fares» anbieten – vergünstigte Tickets für Gestrandete. Informationen erhalten Passagiere über die Websites der isländischen Luftfahrtbehörde (icetra.is) und des Flughafens Keflavik (kefairport.com).
Mit dem abrupten Ende von Fly Play verliert Island erneut einen ambitionierten Billigflieger. Schon der Vorgänger WOW Air war 2019 gescheitert. Der Markt reagierte prompt: Die Aktie von Konkurrentin Icelandair stieg am Montag deutlich.
Auch die Leasinggeber dürften reagieren: Die Flotte aus zehn Airbus-Jets (A320neo, A321neo) wird voraussichtlich schnell neue Betreiber finden – die Nachfrage nach modernen Single-Aisle-Flugzeugen ist hoch.
Das Scheitern von Fly Play unterstreicht die Herausforderungen des isländischen Marktes. Zwar liegt die Insel geostrategisch günstig zwischen Europa und Nordamerika, doch moderne Mittelstreckenjets wie der Airbus A321LR/XLR ermöglichen Airlines aus der EU oder den USA zunehmend Direktflüge ohne Zwischenstopp. Damit verliert Keflavik an Bedeutung als Umsteigedrehkreuz – und Billigairlines geraten unter Druck.