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«Emotional ist es ein grosser Schritt»
Reto SuterVor 31 Jahren hat John Stewardson mit Africa Design Travel seine Leidenschaft für den Kontinent zum Beruf gemacht. 1994 gegründet, wuchs das Unternehmen zu einem der führenden Schweizer Spezialisten für Reisen in den Süden und Osten Afrikas mit Standorten in St. Gallen, Zürich und Bern.
Nun übergibt der gebürtige Australier, der seit früher Kindheit in der Schweiz lebt, sein Lebenswerk: Rückwirkend per 1. Januar 2025 hat die Globetrotter Group die Mehrheit an Africa Design Travel übernommen (Travelnews berichtete).
Stewardson wird das Unternehmen noch bis Ende 2025 begleiten, bevor er sich zurückzieht. Danach übernimmt seine langjährige Stellvertreterin und COO Petra Buller die operative Leitung als CEO. Im Interview mit Travelnews erzählt er, was ihm bei der Nachfolge wichtig war – und wie er sich sein Leben nach dem Rückzug vorstellt.
Herr Stewardson, seit gestern ist die Übernahme von Africa Design Travel durch die Globetrotter Group offiziell. Wie waren die ersten Reaktionen?
John Stewardson: Sehr positiv – sowohl innerhalb des Teams als auch von aussen. Zahlreiche Rückmeldungen kamen von langjährigen Partnern in Afrika und von Reisebüros in der Schweiz. Für meine Mitarbeitenden war die Nachricht vielleicht weniger überraschend: Ich hatte schon länger durchblicken lassen, dass ich Ende 2025 aufhören möchte und Petra Buller als meine Nachfolgerin vorgesehen ist.
Viele dürften Sie in den vergangenen Monaten direkt auf die Zukunft von Africa Design Travel angesprochen haben. Wie sind Sie damit umgegangen?
(Lacht) Da musste ich tatsächlich oft improvisieren – und nicht selten flunkern. Ich habe dann jeweils gesagt, wir machten erst einmal so weiter und würden sehen, wie es in Zukunft konkret weitergehe. In Wahrheit liefen die Gespräche mit der Globetrotter Group da schon längst.
Wie lange arbeiteten Sie bereits an dieser Nachfolgeregelung?
Schon seit einigen Jahren. Gerade an den Messen gab es immer wieder lose Gespräche, auch mit der Globetrotter Group. Das war sogar schon vor Corona. Die Pandemie hat das Ganze dann verzögert. Ich habe stets gesagt: «Kommt mit einem konkreten Angebot, dann schauen wir weiter.» Das dauerte... Aber ich war immer der Überzeugung, dass die Chemie stimmt. Leute wie Claudio Cesarano kenne ich seit 30 Jahren. Ich wusste genau, wie sie ticken. Irgendwann war klar: Jetzt machen wir Nägel mit Köpfen.
Was war Ihnen bei der Nachfolge besonders wichtig?
Eine Schweizer Lösung. Und vor allem Kontinuität. Africa Design Travel sollte im gleichen Geist weitergeführt werden, nicht nur nach meinen Vorstellungen, sondern auch im Sinne meines Teams.
«Wenn es Probleme gibt, spricht man sie offen an»
Was heisst das konkret?
Es geht um den Umgang miteinander – mit Partnern genauso wie intern. Ehrlichkeit, pünktliche Zahlungen, ein Wort gilt. Wenn es Probleme gibt, spricht man sie offen an. Diese Werte waren mir vom ersten Tag an wichtig. Petra Buller lebt das, und das tut auch die Globetrotter Group.
Warum ist Petra Buller für Sie die ideale Nachfolgerin?
Weil sie ehrlich, loyal und erfahren ist. Petra bringt über 30 Jahre Afrika-Erfahrung mit – unter anderem bei Kuoni in Wien, Rotunda Tours und Stohler Tours sowie die letzten 15 Jahre bei Africa Design Travel – und verfügt über ein riesiges Netzwerk. Dazu kommt: Wir haben in den letzten Jahren den Weg gemeinsam vorbereitet.
Sie haben geschafft, woran viele andere scheitern: eine elegante Nachfolgelösung. Warum hat es bei Ihnen geklappt?
Weil Africa Design Travel von Anfang an klar als Spezialveranstalter positioniert war. Wir haben uns über Jahrzehnte einen Namen als Afrika-Experte gemacht – in der Schweiz ebenso wie vor Ort in Afrika. Diese starke Spezialisierung und unser gewachsenes Netzwerk haben die Gespräche über eine Nachfolgelösung sicherlich erleichtert.

Werden Sie sich Ende 2025 komplett zurückziehen?
Nein, das nicht. Ich werde mich nicht einmischen, aber wenn das Team eine Frage hat, stehe ich zur Verfügung. Mein Wissen gebe ich auch künftig gerne weiter.
Wie sehen Sie die Zukunft des Afrika-Tourismus?
Sehr positiv – mit einer Einschränkung. Der Tourismus darf nicht aus dem Ruder laufen. Im Kruger-Nationalpark etwa wird man wohl schon bald Besucherzahlen limitieren müssen, zum Schutz von Mensch und Tier. Da schrillen bei mir die Alarmglocken.
«Ein Lebensabschnitt geht zu Ende, aber ich schaue mit Dankbarkeit zurück»
Wie emotional ist es für Sie, Ihr Lebenswerk in andere Hände zu geben?
Emotional ist es ein grosser Schritt. Vielleicht vergleichbar damit, wenn die eigenen Kinder das Haus verlassen. Ein Lebensabschnitt geht zu Ende, aber ich schaue mit Dankbarkeit zurück. Ohne mein Team und unsere Partner in Afrika wäre das alles nicht möglich gewesen. Meine Leidenschaft für Afrika bleibt ohnehin bestehen.
Was werden Sie am meisten vermissen?
Vielleicht die Begegnungen an den Messen. Diese spontanen Gespräche mit Partnern und Freunden, nicht nur über Geschäftliches, sondern auch über Familie, Sport oder einfach das Leben. Aber ich kann gut loslassen.
Und worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie auf 31 Jahre Africa Design Travel zurückblicken?
Darauf, dass wir alle Krisen überstanden haben. Und das in einer extrem volatilen Branche. Wir sind immer wieder aufgestanden. Mein Team hat mich dabei stets getragen. Während Corona ist niemand abgesprungen, alle blieben an Bord. Dieses Engagement hat Africa Design Travel stark gemacht.
Wie soll Ihr Leben nach Africa Design Travel aussehen?
Ich freue mich darauf, dass mein Kalender nicht mehr so eng getaktet ist, ohne die Messen zu Jahresbeginn. Stattdessen kann ich im Januar ganz entspannt die Lauberhorn-Rennen und das Hahnenkamm-Spektakel in Kitzbühel am Fernseher verfolgen (schmunzelt). Auch längere Reisen stehen auf meiner Liste: die US-Nationalparks, Australien oder Angkor Wat – alles Orte, die in den letzten Jahren zugunsten Afrikas hinten anstehen mussten. Mehr Zeit fürs Wandern und Velofahren gehört ebenso dazu. Viele meiner Freunde sind inzwischen ebenfalls pensioniert, da lassen sich gemeinsame Unternehmungen wunderbar einplanen. Und hin und wieder geht’s natürlich auch an die Anfield Road, um mit meinem FC Liverpool mitzufiebern.