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Schweizer Reiseprofis blicken auf die Herbst- und Winterbuchungen – und zeichnen ein vielfältiges Bild der aktuellen Trends. Bild: Adobe Stock

Reisebüro-Radar: Gewinner und Sorgenkinder im Herbstgeschäft

Reto Suter

Die Herbstferien bringen Licht und Schatten in die Schweizer Reisebranche: Manche Büros melden volle Auftragsbücher, andere kämpfen mit schwächerer Nachfrage und knappen Kapazitäten. Travelnews hat nachgefragt, wo es die Schweizer Reisenden hinzieht und welche Entwicklungen Kopfzerbrechen bereiten.

Im Kanton Bern sind sie bereits gestartet, in den meisten anderen Kantonen folgen sie am kommenden oder übernächsten Wochenende: die Herbst-Schulferien. Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer nutzen diese Zeit für Ferien in der Ferne. Die Passagierzahlen an den Flughäfen belegen den Trend.

Aber wie präsentiert sich die Lage 2025? Läuft das Geschäft in den Reisebüros rund, welche Destinationen stehen hoch im Kurs? Wo drückt der Schuh? Und: Gibt es bereits erste Hinweise, wie sich das Wintergeschäft entwickelt? Travelnews hat nachgehakt und aufschlussreiche Antworten erhalten.

Hat das Herbstgeschäft weiter angezogen?

Das Herbstgeschäft verläuft in der Schweizer Reisebranche uneinheitlich. In der Umfrage von Travelnews berichtet rund die Hälfte der Reisebüros von einer etwas schwächeren Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr. Die beiden vergangenen Jahre seien aussergewöhnlich stark gewesen, sagt Simon Felix, Geschäftsführer von Funtastic Travel in Laufen BL. «In diesem Jahr beobachten wir jedoch, dass Hoteliers vermehrt direkt um Gäste werben und viele Reisende ihre Ferien auf eigene Faust organisieren. Das führt zu einem Rückgang, mit dem ich nicht zufrieden bin.» Auch Stephan Stalder, Inhaber von Take it Travel in Rotkreuz ZG, zieht ein durchzogenes Fazit: «2024 waren die Herbstferien besser gebucht als dieses Jahr, 2023 etwas weniger.» Andere Anbieter hingegen können weiter zulegen, etwa Sunshine Reisen in Waldstatt AR. Inhaber Marcel Gsell zeigt sich erfreut: «Mit dem aktuellen Buchungsstand bin ich sehr zufrieden. Gegenüber den beiden Vorjahren sehen wir ein kleines Wachstum.»

Was ist gefragt und was weniger?

Das Fernweh zieht Reisende derzeit in ganz unterschiedliche Richtungen. Besonders gefragt sind laut Christina Wagner, Inhaberin des Travelshops in Basel, Tansania, das südliche Afrika, Sri Lanka, Thailand und der Oman. Auch bei Hertig Reisen in Pfäffikon SZ stehen Südafrika, Sansibar und der Oman weit oben auf der Liste. «Auf den kürzeren Strecken verkaufen wir die Türkei, Zypern und Mallorca sehr gut», erklärt Inhaber Andy Hertig. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei Gabi Auinger vom Reisebüro Der Reisekoffer in Winterthur: Dort boomt vor allem das östliche Mittelmeer. «Griechenland, Zypern und die Türkei laufen sehr gut für Badeferien – dazu auch die Kanaren», so Auinger. Weniger rosig sieht es bei den USA aus: Hier verzeichnen fast alle befragten Reisebüros Rückgänge. Auch Ägypten verliert an Zugkraft, ebenso wie Costa Rica und Vietnam, wie Christina Wagner vom Travelshop ergänzt. Uneinheitlich fällt das Bild bei Dubai aus – für die einen stabil, für die anderen rückläufig.

Welche Engpässe machen Sorgen?

«Für gewisse Preisstrategien der Airlines fehlt mir jedes Verständnis», sagt Stephan Stalder von Take it Travel. Oft seien Buchungsklassen schon elf Monate vor Abflug blockiert – und würden erst vier bis fünf Monate vor dem Termin wieder geöffnet. «So bestraft man Frühbucher und verlagert den Buchungsprozess unnötig.» Auch Simon Felix von Funtastic Travel ortet Probleme. Vor allem für Griechenland und Zypern seien die Kapazitäten knapp. «Das führt einerseits zu höheren Preisen, andererseits muss man oft wenig attraktive Flugzeiten in Kauf nehmen.» Gabi Auinger vom Reisebüro Der Reisekoffer bringt es auf den Punkt: «Wenn der Kunde bereit ist, mit der Edelweiss um 3.40 Uhr am Larnaca nach Hause zu fliegen, dann geht's!» Mit angenehmeren Flugzeiten werde es schwieriger.

Wie sieht's mit den Buchungen für den Winter aus?

Beim Blick auf das Wintergeschäft zeigt sich ein durchzogenes Bild. Viele Reisebüros hätten sich eine stärkere Nachfrage erhofft. «Bei den Winterbuchungen liege ich aktuell etwa auf Vorjahresniveau», sagt Christina Wagner vom Travelshop. Auch Andy Hertig von Hertig Reisen spricht von einem soliden, wenn auch nicht überragenden Geschäft. Stephan Stalder von Take it Travel beobachtet zudem ein verändertes Buchungsverhalten: «Viele Kundinnen und Kunden entscheiden sich für den Winter kurzfristiger als bei den Herbstferien rund ums Mittelmeer.» Diese Tendenz bestätigt auch Simon Felix von Funtastic Travel. Rundum zufrieden zeigt sich hingegen Gabi Auinger vom Reisebüro Der Reisekoffer: Ihre Winterbuchungen liegen sogar über dem bereits erfreulichen Vorjahr.

Welches sind die Trenddestinationen im Winter 2025/26?

Die Antworten der Reisebüros fallen vielfältig aus – nicht selten geprägt von persönlichen Vorlieben und spezifischem Know-how der Beraterinnen und Berater. Drei Destinationen stechen jedoch klar hervor, und es sind altbekannte Favoriten: Thailand und die Malediven behaupten ihre Spitzenpositionen, während auch Australien bei vielen Kundinnen und Kunden sehr gefragt ist. «Das kann durchaus mit der negativen Stimmung gegenüber den USA zu tun haben», erklärt Marcel Gsell von Sunshine Reisen. Viele Reisende würden sich momentan gezielt nach attraktiven Alternativen umsehen.