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«Kontinuität entsteht bei uns nicht nur über einzelne Personen»
Reto SuterDie IST, Höhere Fachschule für Tourismus, hat in den vergangenen Jahren anspruchsvolle Zeiten durchlebt. Wie die gesamte Schweizer Reisebranche litt auch sie während der Corona-Pandemie stark: Präsenzunterricht war zeitweise unmöglich, die Zahl der Studierenden nahm spürbar ab.
Inmitten dieser schwierigen Phase zog sich zudem die Schulgründerin und langjährige Inhaberin, Hanna Rychener Kistler, nach fast 30 Jahren an der Spitze der IST zurück. Nach dem Verkauf an die Vantage Education Group legte sie im Sommer 2022 ihr Amt als Verwaltungsratspräsidentin nieder.
Seither scheint die IST trotz zuletzt stark gestiegener Studierendenzahlen nicht zur Ruhe zu kommen: Mit Catherine Raemy steht seit diesem Monat bereits die dritte Direktorin innert drei Jahren an der Spitze, nachdem zuvor Sandra Murer und Xoana Janner das Amt innehatten.
Branchen-Insider äusserten gegenüber Travelnews zuletzt Bedenken über die Häufung der Führungswechsel und den Weggang mehrerer langjähriger Dozierender. Ist die einstige Kaderschmiede des Schweizer Tourismus damit vom Kurs abgekommen? Zu den drängendsten Fragen rund um die Fachschule mit Standorten in Zürich und Lausanne nimmt Daniel Nussbaumer aus dem IST-Management Stellung.
Herr Nussbaumer, wie würden Sie den aktuellen Zustand der IST beschreiben?
Daniel Nussbaumer: Die IST bietet heute eine moderne Lernumgebung und eröffnet den Studierenden durch die dualen Abschlussmöglichkeiten ein breites Spektrum an Berufschancen. Die Organisation ist so aufgestellt, dass wir schnell auf Veränderungen reagieren können und aktuelle Themen, wie beispielsweise Künstliche Intelligenz, rasch in den Lehrplan integrieren.
Wie haben Sie die Schule in den vergangenen Jahren seit der kompletten Übernahme weiterentwickelt?
Wir haben den Unterricht vom rein physischen Format hin zum Hybridmodell weiterentwickelt. Zudem wurde das Lehrgangskonzept überarbeitet und erweitert: Neu kombinieren wir die Ausbildung zur/zum dipl. Tourismusfachfrau/-mann HF mit einem eidgenössischen Fachausweis in Marketing, zwei Abschlüsse in nur drei Jahren. Parallel dazu haben wir in eine moderne Lernumgebung investiert, die sowohl eine höhere Aufenthaltsqualität als auch flexible Raumkonzepte bietet. Technische Upgrades, wie etwa Smart TVs, schaffen zusätzliche Abwechslung und Effizienz im Unterricht. Darüber hinaus haben wir auf die Marktherausforderungen reagiert und mit dem Travel Advisor einen praxisorientierten Lehrgang entwickelt, der Quereinsteigerinnen und Quereinsteiern einen schnellen Zugang zur Reisebranche ermöglicht.

In den letzten Jahren gab es mehrere Führungswechsel. Was waren aus Ihrer Sicht die Hauptgründe für diese Rochaden?
Die Wechsel standen im Zusammenhang mit der starken Weiterentwicklung und Modernisierung der IST. Der jüngste Wechsel jedoch ist kein Resultat dieser Umstellungen. Xoana Janner hat die IST über zwei Jahre erfolgreich geleitet und konnte sich innerhalb der Organisation weiterentwickeln. Das ist positiv. Ihr Know-how bleibt der IST erhalten.
«Catherine Raemy ist ein absoluter Glücksfall für uns»
Viele in der Branche fragen sich: Wieso ist es so schwierig, an der Spitze der IST Kontinuität zu schaffen?
Wie gesagt: Xoana Janner bleibt uns erhalten. Gleichzeitig bringt die neue Leiterin Catherine Raemy hervorragende Voraussetzungen mit. Sie hat die IST selbst absolviert und verfügt sowohl über Branchen- als auch Dozentenerfahrung. Damit ist sie prädestiniert, diese Rolle zu übernehmen. Grundsätzlich gilt: Wir wollen unseren Mitarbeitenden Entwicklungsmöglichkeiten bieten, genauso, wie wir es unseren Studierenden vermitteln. Kontinuität entsteht bei uns nicht nur über einzelne Personen, sondern durch das gesamte Management-Team und die Unterstützung der Shared Services.
Wie schwierig war es, eine geeignete Person für die Leitung der Schule zu finden?
Wir mussten gar nicht lange suchen. Catherine war bereits langjährige Dozentin an der IST und hatte ihr Interesse an einer Führungsfunktion signalisiert.
Welche Kriterien waren ausschlaggebend für die Wahl von Catherine Raemy als neue Leiterin?
Catherine Raemy ist ein absoluter Glücksfall für uns. Sie hat nicht nur die IST durchlaufen, sondern auch einen EMBA absolviert und bringt umfangreiche Erfahrung aus der Tourismusbranche mit. Gleichzeitig kennt sie die IST aus der Perspektive einer Dozentin, eine ideale Kombination, um die Schule erfolgreich weiterzuentwickeln.
Welche Rolle spielen an der IST Digitalisierung und neue Lernformen?
Die digitale Transformation und die Anpassung der Lehrgänge waren die dominierenden Themen der letzten drei Jahre. Wir haben damit die Grundlage geschaffen, um unseren Studierenden auch künftig eine zukunftsfähige Ausbildung zu garantieren.
«In den nächsten Jahren wollen wir die Früchte unserer Arbeit ernten»
Rund 20 Prozent der Dozierenden sind zuletzt abgesprungen, weil sie sich nicht mit dem Hybrid-Unterricht arrangieren konnten. Kam das für Sie überraschend?
Nein. Diese Entwicklung beobachten wir auch an anderen Schulen, die Hybrid-Formate eingeführt haben. Wir begegnen dieser Herausforderung, indem wir unsere Dozierenden eng begleiten und durch Schulungen Ängste abbauen.
Die Studierendenzahlen sind zuletzt gestiegen. Ist das ein nachhaltiger Trend oder lediglich ein kurzfristiger Effekt?
Wir sind überzeugt, dass dies das Resultat unseres neuen Leistungsversprechens ist: eine moderne Lernumgebung, flexible Lernformen und ein Lehrgangsangebot, das vielfältige Berufschancen eröffnet und die Studierenden optimal auf den Arbeitsmarkt vorbereitet.
Die Gründerin Hanna Rychener Kistler hat die IST über Jahrzehnte geprägt. Wie sehr lastet dieses Erbe heute auf Ihren Schultern?
Die IST hat Hanna Rychener Kistler sehr viel zu verdanken, das steht ausser Frage. Heute stehen jedoch die Zukunft und die Weiterentwicklung der Schule im Vordergrund.
Dann blicken wir nach vorne: Wo sehen Sie die IST in fünf Jahren?
Nach der Pandemie mussten wir einen Innovationsstau in kurzer Zeit aufholen. Dieser Transformationsprozess brachte viele Herausforderungen mit sich, die wir Schritt für Schritt meistern. In den nächsten Jahren wollen wir die Früchte unserer Arbeit ernten: steigende Studierendenzahlen, exzellente Lernerfahrungen, hohe Erfolgsquoten und viele Karrieren, die durch die IST ihren Anfang nehmen. Das Beispiel unserer neuen Schulleiterin Catherine Raemy zeigt, wie erfolgreich dieser Weg sein kann.