On The Move
Kopfüber von Null auf Hundert in zwei Sekunden
Mit dem Ursprung hat das heutige Bungy wenig zu tun. Die Holztürme, von denen sich auf der Insel Pentecost im südpazifischen Inselstaat Vanuatu die Männer herabstürzen, wirken mit ihren 35 Metern Höhe winzig gegen die spektakulären Bungy-Spots in den Alpen. Sie befinden sich an Staumauern und an Brücken; in Engelberg und am Stockhorn in der Schweiz springen Adrenalin-Junkies aus Bergbahngondeln in die Tiefe. Hier sind die acht heissesten Bungy-Stationen mit Sprungtiefen von 94 bis 220 Metern.
Von der Klammbrücke (94 Meter)
Die Benni-Raich-Brücke in Tirol ist der richtige Einsteig in die 100-Meter-Klasse des Bungy Jumpings. Sie überspannt im Pitztal bei Arzl die wildromantische Pitztalklamm. Hinab geht es immerhin 94 Meter, bis der Sprung kurz vor dem kalten Bergbachwasser gebremst wird und die Springer vom elastischen Seil wieder in die Höhe geschleudert werden, bis sie unter der Brücke auspendeln. Sprungbetrieb an der nach dem Pitztaler Skistar Benni Raich benannten Brücke ist von Mai bis September am Wochenende, ein Sprung kostet 85 Euro. www.bungy-pitztal.com
Von der Eisenbahnbrücke (96 Meter)
Sie ist mit 96 Metern die höchste Eisenbahnbrücke Europas und eines der Bungy-Jumping-Mekkas der Alpen: die Jauntalbrücke in Kärnten. Und sie erfordert nicht nur Mut beim Springen, sondern auch etwas Kondition. Nach dem Sprung fast bis in den Fluss Drau geht es mit dem Boot wieder an Land, dann muss man eine Viertelstunde lang wieder hochklettern zum Ausgangspunkt. Eine heiße Variante des Bungy Jumpings ist Hot Rocket Bungee: Festgemacht an einem vorgespannten Seil schiesst man mit einer schier unglaublichen Beschleunigung (von 0 auf 100km/h in knapp einer Sekunde) 70 Meter weit nach oben. Angeboten werden auch Nacht- und Kunstsprünge. Geöffnet täglich außer Montag und Dienstag. Ein Sprung kostet 89 Euro, Hot Rocket 95 Euro. www.bungy.at
Von der Bogenbrücke (106 Meter)
Im österreichischen Bundesland Vorarlberg kann man von einer der höchsten Stahlbeton-Bogenbrücken in Mitteleuropa springen. 106 Meter beträgt die Distanz vom Absprung bis zum eiskalten Wasser der Bregenzer Ach. Erst muss allerdings den Weg dorthin finden. Von der Ortsmitte des verschlafenen Örtchens Lingenau biegt man ab auf die L29 ab, bis man auf halben Weg nach Grossdorf die Brücke erreicht. Geöffnet sonntags von Juni bis September. Ein Sprung kostet 100 Euro. www.outdoor.at
Aus der Gondel in den See (134 Meter)
Das Berner Oberland ist für seine Gemächlichkeit bekannt. Nichts davon zu spüren ist am Stockhorn, wenn die Bahn nach Fahrplanschluss mit ein paar Mutigen noch einmal bis knapp vor die Mittelstation fährt. Dann öffnet sich die Tür, ein letzter Sicherheitscheck, der Blick schweift über die grünen Hänge des markanten Stockhorns und die Alpen, und es geht hinab. 134 Meter tiefer taucht der Springer kurz in den Hinterstockersee ein. Nach dem Auspendeln holt ihn ein Boot ab und bringt ihn an Land. Geöffnet bis Oktober täglich nach Fahrplanschluss außer sonntags. Ein Sprung kostet 189 Franken, ca. 175 Euro. www.stockhorn.ch www.alpinraft.ch
Von der Staumauer (165 Meter)
In knapp 2000 Metern Höhe befindet sich die Kölnbreinsperre in Kärnten, die Österreichs grössten Speichersee aufstaut. Sie bietet eine Falltiefe von 165 Metern. Ein Bungy-Sprung von ihr ist ein exklusives Erlebnis, er ist nur an zwei Wochenenden im August möglich. Ein Erlebnis für sich ist schon die Auffahrt über die mautpflichtige Malta Hochalmstraße (PKW 18,50 Euro ein Tag) durch in den Stein gehauene Tunnel und scharfe Kehren. Und man kann in die Staumauer selbst hineingehen bei einer einstündigen Führung. Ein Sprung kostet 149 Euro (www.verbund.com/tm/de/ - Reiter "Malta". www.europabruecke.at
Von der Hängebrücke (190 Meter)
Nur 50 Zentimeter breit ist die Nioucker Hängebrücke im Val d'Anniviers, einem Seitental zum Wallis. Sie wird auch "Spinnenbrücke" genannt wegen des Netzes aus Stahlkabeln, das sie stabilisiert. Schon der Gang zur Absprungstelle ist auf der luftigen, schwankenden Brücke eine kleine Mutprobe. Richtig in Schwung kommt das Adrenalin dann beim Blick nach unten in die 190 Meter tiefe Schlucht. Die mit knappem Geld 1922 gebaute Konstruktion verbindet das Dorf Niouc mit dem Weiler Briey und versorgt diesen auch mit Wasser. Geöffnet bis Ende Oktober jedes Wochenende. Ein Sprung kostet 210 Franken, ca. 194 Euro. www.bungyniouc.com
Von der Europabrücke (192 Meter)
Über sie fahren täglich 40'000 Fahrzeuge, und mancher Fahrer hält an der Raststätte auch an, um den Nervenkitzel eines Spaziergangs auf der schwingenden Konstruktion zu erleben und einen Blick auf die 192 Meter weiter unten liegende Talsohle des Wipptals zu werfen. Dorthin stürzen sich auch die Bungy-Springer auf ihrem ca. sechs Sekunden dauernden freien Fall, bei dem sie in etwa zwei Sekunden von null auf hundert Stundenkilometer beschleunigen. Geöffnet ist die Station bis 29.Oktober immer Samstag und Sonntag, bis 11.September auch freitags. Ein Sprung kostet 169 Euro. www.europabruecke.at
Von der Bond-Staumauer (220 Meter)
Ein Sprung von der Verzasca-Staumauer am Eingang des ursprünglichen Verzasca-Tals im Kanton Tessin in der Schweiz ist das Nonplusultra für Bungy Jumper. Die Station dort ist die höchste stationäre Bungee-Anlage der Welt - und sie war Schauplatz einer der spektakulärsten Szenen von allen James-Bond-Filmen. In Goldeneye sprang 007 Pierce Brosnan von der 220 Meter hohen Staumauer in die Tiefe, um nach 7,5 Sekunden freien Falls in ein verstecktes Giftgaslabor einzusteigen. Freizeit-Bonds können die klassischen Sprünge "vorwärts" und "rückwärts", geübte Springer auch "helicopter" und "ultimo" machen. Geöffnet bis Oktober. Ein Sprung kostet 255 Franken, ca. 235 Euro. www.trekking.ch