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Swiss zeigt exklusiv ihren ersten A350 in Toulouse
Marilin LeuthardBald ist es soweit: Die Swiss wird im Spätsommer – das genaue Ankunftsdatum ist noch nicht bekannt – ihren ersten, fabrikneuen Airbus A350-900 in Empfang nehmen. Die erste der zehn bestellten Maschinen trägt das Kennzeichen HB-IFA und ist mit der Sonderbeklebung «Swiss Wanderlust» ein echter Hingucker – und eine Hommage an die Schweiz.
Noch steht die Maschine im Hangar der Airbus-Werke in Toulouse und befindet sich am Ende des «Cabin Completion Process», der letzten aller Bauphasen, bevor dann in den kommenden Wochen die ersten Testflüge stattfinden. Im Anschluss wird das neue Flaggschiff an die Swiss ausgeliefert.
Die Airline lud kürzlich zu einer Medienreise nach Toulouse und bot Travelnews sowie weiteren ausgewählten Medien die exklusive Möglichkeit, den neu beklebten A350 noch vor allen anderen zu besichtigen.
Stetige Weiterentwicklung des Flugzeugs
Juan Camilo Rodriguez, Widebody Market Development Manager bei Airbus, gab am Airbus-Hauptsitz spannende Einblicke rund um die Produktion und Entwicklung des Flugzeugtyps. Seit der erste Airbus A350-900 im Jahr 2014 auf den Markt kam, hat sich das Flugzeug stetig weiterentwickelt. «Wir konnten in all den Jahren viele Referenzwerte sammeln, um die Maschine kontinuierlich zu verbessern», erklärt Rodriguez. Die Swiss wird in ihrem ersten Airbus A350 den Standard aus dem Jahr 2022 verbaut haben.
Vergleicht man diesen mit dem Standard der A350-Flotte von Edelweiss, die zurzeit aus zwei von Latam übernommenen Maschinen aus dem Jahr 2016 und 2019 besteht, finden sich bereits wesentliche Verbesserungen. «Im Vergleich zu den Vorgänger-Versionen haben sowohl die Crew als auch die Passagiere nochmals mehr Platz. Da wir die Wände nach aussen verschoben haben, ist die Kabine grösser geworden und bietet mehr Raum für die Galleys und die Toiletten. Die Gepäckfächer bieten 60 Prozent mehr Stauraum als zuvor. Im Cockpit profitiert die Besatzung unter anderem von zusätzlichen Landeklappen-Konfigurationen, die das Handling beim Start unterstützen», nannte Rodriguez einige der Verbesserungen. Weitere würden in den kommenden Jahren folgen.
Das kann die neue Kabine im A350
Bis 2028 will die Swiss ihre vier Airbus A340 ausmustern und durch das neue Flaggschiff A350 ersetzen. Davon erhält die Schweizer Fluggesellschaft bis im Jahr 2031 zehn Stück. Die erste Maschine mit der Wanderlust-Livery soll ab dem vierten Quartal dieses Jahres im Einsatz sein, zur selben Zeit wird auch die zweite Maschine zur Flotte stossen. Im kommenden Jahr folgen dann weitere drei und bis 2031 dann die restlichen fünf A350.
Ob die Swiss-Flotte grösser wird oder die Einflottung der sechs zusätzlichen A350 eine Ausmusterung weiterer Flugzeuge zur Folge haben wird, hat die Swiss noch nicht beschlossen. «Wir haben diesbezüglich noch keine Entscheidung getroffen. Wir möchten da flexibel bleiben und das zu gegebener Zeit je nach Marktsituation und Kundennachfrage bestimmen», stellt Clarissa Cunz, Head of Aircraft Asset Management bei der Swiss, in Toulouse klar.

Das neue Flaggschiff der Swiss erhält als erste Maschine die neue «Swiss Senses»-Kabine. Gegenüber dem A340 wird es 27 Sitzplätze mehr an Bord geben. Dabei fällt auf, dass die First Class von acht auf drei Sitze verkleinert wird, wobei die Suite in der Mitte für zwei Personen gebucht werden kann.
Die Premium Economy wird von 21 auf 38 Sitze vergrössert, was die Nachfrage der neuen Klasse unterstreicht. Auch die Economy erhält 12 Sitze mehr und wird gesamthaft 156 Sitze bieten. Die Business bleibt auch im neuen A350 eine wichtige Klasse, sie wird mit 45 Plätzen um drei Sitze ausgebaut.
«Mit der neuen Swiss Senses Kabine in unserem A350 wollen wir unseren Passagieren mehr Raum für individuelle Bedürfnisse bieten. Sie werden in der neuen Kabine einen viel grösseren Komfort finden. Wir haben beispielsweise Sitze, die länger sind und somit ideal für grössere Personen», so Cunz.
Ein komplexer Bau
In den Airbus-Werken in Toulouse geschieht der finale Zusammenbau der verschiedenen Airbus-Flugzeugtypen. Die einzelnen Flugzeugteile werden in diversen europäischen Städten produziert – beispielsweise entstehen Cockpit, Nase sowie Hauptrumpf in Nantes. Weitere Produktionsorte sind Nordenham, Stade und Bremen in Deutschland, Illescas und Getafe in Spanien sowie Broughton im Vereinigten Königreich. Sind die vorgefertigten Flugzeugteile in Toulouse angekommen, beginnt der Bauprozess.
«Man kann sich die Produktion der Maschinen wie das Zusammenbauen eines Lego-Flugzeugs vorstellen», sagt Panagiotis Philip Haitas, Entry into Service Manager A350 von Swiss. Der Bau beginnt von vorne nach hinten: Sobald der Rumpf zusammengebaut ist, werden die Flügel angebracht und die ersten Tests absolviert. Im Anschluss folgen die Bemalung und der Einbau der Kabine. Für die Swiss-Maschinen bedeutet das also eine ungefähre Bauzeit von sechs Monaten pro Flugzeug.

Rémi Cormontagne, Head of A350 FAL Cabin und Engine Installation bei Airbus, erklärte bei der Besichtigung: «Diese Maschine ist eine der komplexesten, die wir bisher bauen durften. Neben der anspruchsvollen Beklebung des ersten Flugzeugs ist die Sitzkonfiguration der Swiss-Kabine sehr komplex und der Einbau nicht ganz einfach. Die Kabine hat drei sehr grosse und spezielle First-Class-Sitze sowie eine spezielle Business-Class-Konfiguration. Die Schwierigkeit ist dabei, die grossen Bauteile durch die Passagiertüren zu bringen.»
Während sich der erste Airbus bereits am Ende des Kabineneinbaus befindet und nur noch kleine Verbesserungen vorgenommen werden müssen, steht der zweite A350 der Swiss, der Ende Jahr ausgeliefert werden soll, noch am Anfang des «Cabin Completion Process».