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Kleinere Flugzeuge sorgen für Diskussionen, weil sie Startbahnen blockieren, die für grosse Maschinen reserviert sind. Bild: Facebook / BT

Verschärft diese Airline das Verspätungsproblem am Flughafen Zürich?

Eine vermeintliche Übergangslösung wird zunehmend zum Ärgernis: Kleine Maschinen blockieren laut der Flugsicherung Skyguide Kapazitäten und sind deshalb mitverantwortlich für die anhaltenden Verspätungen am Flughafen Zürich.

Eigentlich sollte die lettische Airline Air Baltic der Swiss nur vorübergehend unter die Flügel greifen. Doch die temporäre Aushilfe ist längst zur Dauerlösung geworden. Seit knapp drei Jahren fliegen mehrere Airbus A220 im Wet-Lease für die Schweizer Airline und kompensieren Flugzeugausfälle sowie Triebwerksprobleme. Doch der verlängerte Einsatz bleibt nicht ohne Nebenwirkungen.

Bereits in der Vergangenheit geriet die enge Kooperation mit Air Baltic ins Kreuzfeuer der Gewerkschaften – Verdacht auf verstecktes Lohndumping. Jetzt sorgt Air Baltic erneut für Zündstoff: Laut der Schweizerischen Flugsicherung Skyguide trägt ausgerechnet die Swiss-Partnerin zur Verspätungsmisere am Hub Zürich bei.

Swiss kritisiert Flugsicherung – Skyguide kontert mit Air Baltic

Die Pünktlichkeit der Swiss ist ein heikles Thema – besonders in den Sommermonaten, wenn gemäss Statistik nur rund 60 Prozent der Swiss-Flugzeuge pünktlich unterwegs sind. Um eine Trendwende einzuleiten, hat die Fluggesellschaft gemeinsam mit dem Flughafen Zürich und Skyguide Arbeitsgruppen gegründet. Doch für Oliver Buchhofer, Chief Operating Officer der Swiss, hapert es bei der Umsetzung: «Es ist eine Sache, über Probleme zu reden, und eine andere, ob und wie schnell danach etwas passiert.»

Zumal Skyguide kürzlich auch noch die Gebühren erhöhte – satte 24 Prozent mehr für An- und Abflüge. Doch nun schlägt die Flugsicherung zurück. Wie Skyguide-Operativchef Urs Lauener dem Magazin «Bilanz» (Abo) erklärte, sorgt ausgerechnet Air Baltic für unnötige Engpässe am Flughafen Zürich.

Denn: «Air Baltic verlangt in vielen Fällen einen Start von der langen Piste 16», so Lauener. Diese 3700 Meter lange Piste ist eigentlich für grosse Langstreckenjets reserviert – etwa für Swiss A340, A330 oder den Emirates-A380.

Doch die kleineren A220 von Air Baltic beanspruchen sie trotzdem – aus Spargründen: «Die Triebwerke beim Start nicht voll zu belasten, spart Treibstoff und verlängert die Wartungszyklen», sagt Lauener. Gut für Air Baltic – schlecht für alle anderen.

Denn jedes kleinere Flugzeug auf der langen Startbahn blockiert Kapazitäten, die für grössere Maschinen nötig wären. «Bei kleineren Flugzeugen ist das deshalb umso störender, da sie eigentlich keine längere Startbahn brauchen», kritisiert der Skyguide-Chef.

Air Baltic tritt Kritik vehement entgegen

Air Baltic weist die Vorwürfe von Skyguide zurück. Die Wahl der Startpiste beruhe stets auf konkreten operationellen Überlegungen, schreibt die Fluggesellschaft in einer Stellungnahme.

Zwar sei Piste 28 die Standard-Abflugpiste, doch in gewissen Wetterlagen oder bei spezifischen Leistungsanforderungen könne ein Start von Piste 16 notwendig sein – insbesondere bei starkem Wind in Kombination mit dem umliegenden Gebirge. Gemäss interner Auswertung wurde Piste 16 im vergangenen Jahr bei nur zwölf  Prozent aller Abflüge von Air Baltic aus Zürich verwendet, jeweils im Auftrag der Swiss.

Die Airline betont, dass solche Anfragen nicht willkürlich erfolgten, sondern nachvollziehbar dokumentiert und überprüft worden seien. Man halte sich strikt an alle betrieblichen Vorgaben und unterstütze den Flughafen Zürich bei einem effizienten Flugbetrieb. Die Fluggesellschaft weise ihre Piloten keinesfalls an, die Triebwerksleistung zu reduzieren – im Gegenteil: Sie habe ihre Crews aufgefordert, alle verfügbaren Massnahmen zur Leistungsoptimierung zu nutzen, um den Verkehrsfluss zu unterstützen.

Zudem bedaure Air Baltic, dass Skyguide den Weg über die Medien gewählt habe, statt direkte Gespräche zu suchen. Man sei weiterhin an einem konstruktiven Austausch mit allen Partnern interessiert, heisst es in der Stellungnahme.

(TN)