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Für 2025 peilt Swiss-CEO Jens Fehlinger eine Pünktlichkeitsrate von 70 Prozent an, langfristig sollen es 80 Prozent werden. Bild: TN/LX

Swiss erwartet intensiven Sommer

Trotz geopolitischer Spannungen, steigender Betriebskosten und Verspätungsrisiken sieht CEO Jens Fehlinger die Swiss gut gerüstet für die Herausforderungen des Sommers.

Die Liste der Herausforderungen für Swiss ist lang: Die Rücknahme der Flüge nach Tel Aviv nur kurz nach deren Ankündigung, verlängerte Flugzeiten wegen Luftraumsperrungen über Israel, Iran und Irak sowie die Konkurrenz durch Airlines wie China Eastern, die via Russland fliegen dürfen. Doch CEO Jens Fehlinger bleibt gefasst und sagt im «Blick» (Abo): «Wir haben tatsächlich noch nie in so kurzer Zeit so viele Krisenherde gesehen, die unser Geschäft als global operierende Airline beeinflussen.»

Allein im laufenden Jahr habe der Swiss-Krisenstab bereits 27 Mal getagt – fast wöchentlich. «Flugplananpassungen vornehmen, Frequenzen ändern und mehr. Das macht es für gewisse Routen schwierig, eine langfristige Planung anzulegen», erklärt Fehlinger. Trotzdem sei das Ziel, einen stabilen Sommerflugplan zu garantieren.

Pünktlichkeit als Premiumversprechen

Ein zentrales Anliegen für Swiss bleibt die Pünktlichkeit – ein Teil des selbst auferlegten Premiumanspruchs. Fehlinger zeigt sich zuversichtlich: «Bisher sind wir 4 bis 5 Prozent besser in der Pünktlichkeit als im Vorjahr.» Für 2025 peilt Swiss eine On-Time-Performance von 70 % an, langfristig sollen es 80 % werden.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Airline ihre Umsteigezeiten angepasst und die neue Funktion eines «Turnaround-Managers» geschaffen. Dieser koordiniert die kritische Zeitspanne zwischen Ankunft und erneutem Abflug. Auch die Zusammenarbeit mit Systempartnern wie Flughafen Zürich, Skyguide und Swissport wurde intensiviert: «Was in unserer Macht steht, haben wir getan, damit in diesem Sommer alles besser klappt als in den letzten Jahren.»

Nach Beschwerden über verspätetes Gepäck im Jahr 2024 hat Swiss die Gepäckprozesse überarbeitet. Der Flughafen Zürich investierte in eine neue Sortieranlage. «Das hat Zeit gebraucht, bis alles rund lief, aber die Zahl der verspäteten Gepäckstücke hat sich in den vergangenen Monaten deutlich reduziert», so Fehlinger.

Buchungsverhalten und Nachfrage

Das erste Halbjahr verlief laut Fehlinger positiv, vor allem Nordamerika-Destinationen wurden sieben Prozent häufiger gebucht als im Vorjahr. «Der Geschäftsreiseverkehr ist nach wie vor gut», sagt er. Jedoch spüre man für das zweite Halbjahr eine gewisse Zurückhaltung bei Privatreisenden – insbesondere bei langfristigen Buchungen. «Mit dem attraktiven Dollarkurs ergeben sich gute Gelegenheiten für Kurzfristbucher. Da hoffen wir auf einen Effekt.»

Ein zentrales Thema für die Airline bleibt der Treibstoffpreis. «Wenn der Ölpreis langfristig hoch bleibt, wird sich das in den Ticketpreisen widerspiegeln», so Fehlinger. Noch sei man nicht an diesem Punkt, da Fluggesellschaften Preise meist langfristig absichern. Doch auch andere Faktoren könnten mittelfristig Spuren hinterlassen: «Seit diesem Jahr sind die Flugsicherungsgebühren 50 Prozent höher.» Und: «Ab nächstem Jahr müssen wir pro Flug zwei Prozent nachhaltigen Treibstoff tanken, der bis zu fünfmal teurer ist als herkömmliches Kerosin. Das wird wohl preislich Spuren hinterlassen.»

Trotz einer nie dagewesenen Dichte an Krisenherden, wachsendem Kostendruck und strukturellen Herausforderungen gibt sich Swiss-CEO Jens Fehlinger optimistisch: «Wir erwarten einen intensiven Sommer. Dafür haben wir uns gut vorbereitet.» Seine Strategie: Transparente Kommunikation, operative Feinjustierungen und ein konsequenter Fokus auf Qualität.

(TN)