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Coastal ist eine der Fluggesellschaften, die neu auf der Airline-Blacklist der EU aufgeführt sind. Das bringt viele Reiseveranstalter in die Bredouille. Bild: Coastal

Airline-Blacklist bringt Reiseveranstalter ins Rotieren

Reto Suter

Alle Fluggesellschaften Tansanias stehen neu auf der EU-Blacklist. Schweizer Reiseveranstalter zeigen sich gegenüber Travelnews äusserlich gelassen. Hinter den Kulissen jedoch suchen sie intensiv nach sicheren Alternativen für Inlandsflüge in Tansania.

Die EU-Kommission hat am 3. Juni ihre Flugsicherheitsliste aktualisiert und dabei zwei neue Länder aufgenommen: Suriname und Tansania. Grund dafür sind gravierende Sicherheitsmängel, die bei Inspektionen festgestellt wurden. Dazu zählen fehlendes Fachpersonal, unzureichende Kontrollstrukturen in den Bereichen Flugbetrieb und Lufttüchtigkeit sowie die Nichteinhaltung internationaler Standards durch lokale Behörden und zertifizierte Airlines.

Wenige Tage später reagierte auch das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und verschärfte die Reisehinweise für Tansania. Im Abschnitt «Infrastruktur und Verkehr» wird neu festgehalten: «Die Qualität lokaler Fluggesellschaften entspricht nicht europäischem respektive internationalem Standard.»

Während Suriname für Schweizer Reiseveranstalter kaum von Bedeutung ist, trifft die neue Einstufung Tansanias einen touristischen Hotspot: Mit der Inselgruppe Sansibar gehört das ostafrikanische Land zu den absoluten Trendzielen.

Auf internationale Verbindungen aus der Schweiz hat die Massnahme zwar keine unmittelbaren Auswirkungen – Air Tanzania steht ohnehin schon seit Dezember 2024 wegen gravierender Sicherheitsbedenken auf der EU-Flugsicherheitsliste.

Doch bei Schweizer Afrika-Spezialisten sorgt die Entwicklung dennoch für Unruhe: Das Thema Inlandsflüge rückt nun verstärkt in den Fokus. Schliesslich sind viele Lodges und Nationalparks in Tansania nur per Flugzeug erreichbar.

Auf der Suche nach sicheren Alternativen

Claudio Nauli, Geschäftsführer von Private Safaris, bestätigt auf Anfrage: «Wir haben bislang für Inlandsflüge unter anderem mit Coastal Air, Auric Air und Precision Air zusammengearbeitet – auch zu entlegenen Nationalparks.»

Jetzt hat Private Safaris die Notbremse gezogen – und setzt auf Alternativen. Welche das aktuell sind, bleibt offen. Wie viele andere Reiseveranstalter dürfte auch Private Safaris von der aktualisierten EU-Liste auf dem falschen Fuss erwischt worden sein.

Vielleicht auch deshalb schliesst der Afrika-Spezialist eine weitere Zusammenarbeit mit lokalen Fluggesellschaften nicht vollständig aus. «In Ausnahmefällen, in denen es keine praktikablen Alternativen gibt, greifen wir – wenn möglich – auf Coastal Air zurück», so Nauli. In solchen Fällen setze man jedoch auf volle Transparenz: «Unsere Kundinnen und Kunden werden darüber im Voraus informiert und müssen schriftlich ihr Einverständnis geben.»

Der Nyerere-Nationalpark ist zwar auch per Jeep erreichbar, die Reise mit dem Flugzeug ist aber deutlich komfortabler. Bild: Adobe Stock

TUI Suisse betont, nicht – oder nicht mehr – mit den nun auf der EU-Blacklist stehenden Fluggesellschaften aus Tansania zusammenzuarbeiten. «Die Auswahl unserer Airline-Partner orientiert sich unter anderem an der Flugsicherheitsliste der EU», erklärt Sprecherin Sonja Ptassek.

Dementsprechend würden die betroffenen tansanischen Airlines bei TUI Suisse keine Rolle spielen. «Für unsere Kundinnen und Kunden hat die aktuelle Entwicklung keine Auswirkungen, da wir auf ausreichend alternative Flugverbindungen zurückgreifen können – etwa im Codeshare mit der Lufthansa Group oder Swiss», so Ptassek. Welche Airlines für Inlandsflüge in Tansania konkret genutzt werden, sagt sie nicht.

Auch Hotelplan hält sich bedeckt, wenn es um die konkret eingesetzten Airlines für Inlandsflüge in Tansania geht. Man arbeite mit «ausgewählten lokalen Fluggesellschaften», sagt Kommunikationschefin Muriel Wolf Landau zu Travelnews – und betont: «Die Sicherheit unserer Kundinnen und Kunden steht für uns an oberster Stelle. Wir beobachten sämtliche Entwicklungen mit grosser Sorgfalt und stehen in engem Austausch mit unseren Partnern vor Ort.»

Zwischen den Zeilen ist klar: Die betroffenen Reiseveranstalter arbeiten mit Hochdruck daran, trotz neuer Unsicherheiten verlässliche Lösungen für die Inlandslogistik zu finden. Doch das ist leichter gesagt als getan – schliesslich suchen derzeit zahlreiche europäische Anbieter nach denselben Alternativen. Für Reisende lohnt sich darum ein prüfender Blick ins Kleingedruckte: Wer genau fliegt mich in Tansania eigentlich von A nach B? Ein E-Mail an den Veranstalter kann hier schnell für Klarheit sorgen.