On The Move

Kommentar Ein Hoffnungsträger mit grossem Auftrag
Reto SuterNein, dieser Wechsel kam nicht aus heiterem Himmel – die dunklen Wolken über Knecht Reisen hatten sich lange vorher zusammengezogen. Eine Reorganisation folgte der nächsten, erfahrene Kaderleute kehrten dem Unternehmen reihenweise den Rücken, die Stimmung im Hauptsitz in Windisch war laut Buschtelefon angespannt. Und nun, mit dem Abgang von CEO Markus Kohli, hat sich das längst aufgestaute Unwetter endgültig entladen.
Dass Kohli nach knapp vier Jahren an der Spitze geht, erstaunt angesichts der internen Dynamiken niemanden. Durchaus bemerkenswert ist aber, wie kühl der Verwaltungsrat den Abgang Kohlis kommuniziert hat.
Wenn man dem scheidenden CEO in der offiziellen Mitteilung indirekt mangelnde Digitalkompetenz vorwirft, wirft das weniger ein schlechtes Licht auf Kohli – als vielmehr auf den Verwaltungsrat selbst. Denn dass Digitalisierung und Transformation zentrale Themen sein würden, war schon 2021 klar, als Kohli seine Stelle antrat. Wer heute enttäuscht ist, hat damals schlicht falsch rekrutiert.
Neustart mit Risiken – und Chancen
Nun übernimmt Sebastian Kickmaier das Steuer – und steht vor einer Herkulesaufgabe. Die Reorganisationen haben tiefe Spuren hinterlassen, wichtige Pfeiler sind weggebrochen, weitere Abgänge angekündigt. Kickmaier muss den personellen Scherbenhaufen zusammenwischen, Strukturen stabilisieren und gleichzeitig die ambitionierte Strategie umsetzen.
Der Vorteil: Der neue CEO ist ein bestens vernetzter Branchenprofi mit Erfahrung, Charisma – und gilt als jovialer Typ, dem man zuhört. Seine Verbindungen zu seinem früheren Arbeitgeber Hotelplan dürften ihm jetzt zugutekommen.
Gerade dort herrscht derzeit grosse Verunsicherung: Die bevorstehende Übernahme durch die Dertour Group wirbelt vieles durcheinander. Wenn Kickmaier nun geschickt rekrutiert, könnte er einige der talentierten Hotelplan-Mitarbeitenden zu Knecht holen – und genau das wäre ein Warnsignal für Dertour.
Denn eigentlich war der Plan, mit der Übernahme Know-how und Führungskompetenz von Hotelplan in die eigene Organisation zu integrieren. Wenn nun die klügsten Köpfe schon vorab in Richtung Windisch abwandern, wird daraus nichts.
Knecht Reisen hat sich mit diesem Wechsel einen Neustart verordnet – doch die Herausforderungen sind gross. Ob der Aufbruch gelingt, hängt nun massgeblich davon ab, ob Kickmaier es schafft, Vertrauen, Stabilität und Innovationskraft gleichzeitig zu verkörpern. Die Branche schaut genau hin.