On The Move

TUI wehrt sich gegen ZDF-Verriss
Der Tourismuskonzern TUI hat sich nach der Ausstrahlung der ZDF-Dokumentation «Die Insider» vom Dienstagabend gegen die erhobenen Vorwürfe zur Wehr gesetzt. In dem Beitrag wurden unter anderem Mängel in Hotels, fragwürdige Formulierungen in Reisekatalogen, eine vermeintliche Intransparenz bei Hotelbewertungen und problematischer Umgang mit Lebensmittelabfällen auf Kreuzfahrtschiffen thematisiert. Vier anonyme Ex-Mitarbeitende lieferten Aussagen, die ein kritisches Bild des Konzerns zeichneten.
TUI widerspricht diesen Darstellungen vehement. So sei beispielsweise die Kritik an der Verwendung von «Sonnen» zur Hotelklassifikation unbegründet – es gebe schlicht kein international einheitliches Sternesystem, weshalb verschiedene Veranstalter unterschiedliche Symbole verwenden würden.
Auch der Vorwurf, Reisebüros würden ausschliesslich provisionsorientiert beraten, sei aus Sicht von TUI haltlos. «Unsere Kundenzufriedenheit steht im Zentrum all unseres Handelns», heisst es. Die Beschreibung von Hotels erfolge auf Basis verlässlicher Daten – ergänzt durch Gästebewertungen, zu deren Nutzung TUI aktiv ermutige.
Strikte Entsorgungsprozesse
Besonders deutlich wird die Kritik beim Thema Kreuzfahrten: Die Behauptung, grosse Mengen an Essensresten würden auf hoher See entsorgt, sei falsch. Vielmehr gebe es auf der «Mein Schiff»-Flotte strikte Entsorgungsprozesse, Mülltrennung in bis zu 40 Kategorien und moderne Verarbeitungssysteme an Bord.
TUI kritisiert zudem die Arbeitsweise der Produktionsfirma Filmfee. Diese habe über zwei Jahre hinweg zahlreiche ehemalige Mitarbeitende kontaktiert, teils mit Interviewgagen bis zu 800 Euro. Die TUI selbst sei erst spät in den Prozess eingebunden worden, eine umfassende inhaltliche Einordnung sei vom ZDF abgelehnt worden.
Ganz alle Punkte des kritischen ZDF-Beitrag kann TUI aber nicht vom Tisch wischen. Eine Katalogpassage wertet ZDF mit der Stoppuhr aus. TUI schreibt, dass die Bungalow-Anlage Campo Internacional «einen Fussmarsch» vom Strand entfernt liege. ZDF misst nach und kommt auf 31 Minuten pro Weg. Auch beim Club Magic findet der Beitrag einen Punkt: Kinder bis 15 Jahre seien gratis, doch eine Berechnung zeigt, dass dafür Erwachsene entsprechend mehr bezahlen müssen.
Fazit: Alle Jahre wieder steht mal ein Reiseveranstalter wegen schönfärberischer Katalogsprache in der Kritik. Ist die Empörung angebracht? Nein. Jedes Waschmittel-Unternehmen oder jede Automarke stellt sich naturgemäss in positivem Licht dar. Und dass die Gäste im Robinson Club geduzt werden, uiuiui.
Und wer über den Katalogtext hinaus mehr erfahren will, kann sich auf Tripadvisor oder Holidaycheck durchklicken und viele authentische und ungefärbte Bewertungen lesen, um sich ein zusätzliches Bild zu machen; oder bei einem Reisebüro und bei Reiseprofis buchen, die sich vor Ort auskennen und die Vor- und Nachteile eines bestimmten Hotels aufzeigen können.