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Ein Airbus A321 der Lufthansa war im Februar 2024 für rund zehn Minuten unpilotiert unterwegs nach Sevilla. Bild: Lufthansa

Ohnmacht im Cockpit: Lufthansa-Maschine fliegt ohne Piloten

Auf einem Lufthansa-Flug im Februar 2024 kollabierte der Erste Offizier im Cockpit, während sich der Kapitän auf der Toilette befand. Der Autopilot steuerte die Maschine für rund zehn Minuten allein. Nun offenbart ein Untersuchungsbericht, was wirklich passierte.

Auf einem Lufthansa-Flug von Frankfurt nach Sevilla kam es am 17. Februar 2024 zu einem ernsten Zwischenfall: Der Kapitän des Airbus A321 konnte nach einem Toilettenbesuch nicht mehr ins Cockpit zurückkehren, nachdem der Co-Pilot während dieser Zeit einen medizinischen Notfall erlitt und das Bewusstsein verlor. Das geht aus einem Untersuchungsbericht der spanischen Unfalluntersuchungsbehörde CIAIAC hervor.

Nachdem der Kapitän in das Cockpit zurückkehren wollte, reagierte der darin allein verbliebene Co-Pilot weder auf den regulären Zugangscode noch auf einen Notfallanruf. Erst nach Eingabe des Notfallcodes, der zu einem lauten Ton im Cockpit führt und nach einer Weile die Tür automatisch öffnet, reagiert der Erste Offizier – offensichtlich gesundheitlich stark beeinträchtigt. Nur 36 Sekunden nachdem der Kapitän das Cockpit verlassen hatte, nahm der Stimmenrekorder des Flugzeugs ungewöhnliche Geräusche auf. Wenig später erlitt der Pilot einen Krampfanfall und verlor das Bewusstsein.

Zurück im Cockpit übernahm der Kapitän umgehend die Kontrolle und liess den gesundheitlich angeschlagenen Ersten Offizier von der Crew sowie einem an Bord befindlichen Arzt versorgen. Eine Rückkehr ins Cockpit war für den Piloten nicht mehr möglich. Der Flug mit 199 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern wurde daraufhin sicher nach Madrid umgeleitet und dort nach rund 20 Minuten ohne weitere Komplikationen gelandet.

Flugsteuerung blieb stabil dank Autopilot

Wie sich später herausstellte, erlitt der 38-jährige Co-Pilot einen epilepsieähnlichen Anfall. Laut Untersuchungsbericht handelte es sich um eine plötzliche neurologische Beeinträchtigung, die zuvor weder dem Betroffenen selbst noch in medizinischen Checks aufgefallen war. Die Erkrankung wäre nur erkennbar gewesen, wenn sie sich bereits früher durch Symptome bemerkbar gemacht hätte – was nicht der Fall war.

Während des Vorfalls blieb der Autopilot aktiv und hielt die Maschine stabil auf Kurs. Trotzdem betätigte der handlungsunfähige Co-Pilot unabsichtlich verschiedene Bedienelemente, was mehrere Warnmeldungen auslöste – darunter eine Warnung wegen Pedaleingaben und eine Veränderung des Wetterradar-Modus.

Die CIAIAC betont in ihrem Abschlussbericht, wie wichtig es sei, beim Verlassen des Cockpits durch einen Piloten stets eine weitere berechtigte Person im Cockpit zu haben. Dadurch könnte in ähnlichen Fällen schneller reagiert und die Sicherheit gewährleistet werden. Sie empfiehlt der europäischen Luftfahrtaufsicht EASA, Fluggesellschaften zur erneuten Bewertung entsprechender Risiken aufzufordern.

(TN)