On The Move
 
  Einwurf «Das Projekt steht auf wackligen Füssen»
Kurt MetzWie kürzlich bekannt geworden ist, plant die SBB zusammen mit der Rail Development Corporation RDC eine direkte Nachtzugverbindung von Basel via Kopenhagen nach Malmö (Travelnews berichtete). Für mich ist klar: Das Projekt steht auf wackligen Füssen.
Die RDC stellt im Moment das Wagenmaterial für die Strecke Zürich – Amsterdam. Dieses wird dann frei, wenn die ÖBB-Nightjets auf dieser Verbindung eingesetzt werden. Verständlich, dass die RDC nach einem neuen Partner auf einer neuen Strecke sucht.
Allerdings sind die RDC-Wagen alt und somit pannenanfällig: die ältesten aus den 1970er-Jahren, die jüngsten aus der Zeit um die Jahrtausendwende. Entsprechend ist die Zuverlässigkeit der Verbindung Zürich – Amsterdam, die gemäss dem Portal «Zugfinder» die schlechteste Nachtzug-Performance in Europa aufweist.
Die frühere Verbindung Schweiz – Kopenhagen von City Night Line war kommerziell nur durchführbar, weil es drei Zugteile gab, die unterwegs zusammengekuppelt wurden. Ab Basel verkehrten – Gedächtnislücke vorbehalten – zwei Schlafwagen, drei Liegewagen und ein Speisewagen. Gelegentlich wurde auch ein Schlafwagen nach Moskau angehängt, der den Zugverbund irgendwo unterwegs wieder verliess.
In Kopenhagen bestand der Zug schliesslich aus bis zu 15 Wagen – so lang, dass beim Zwischenhalt in Kolding die letzten beiden Wagen den Bahnsteig überragten und nicht zugänglich waren.
Verlängerung mit Fragezeichen
Die Abfahrt in Basel erfolgte kurz nach 18 Uhr, die Ankunft in Kopenhagen gegen 10 Uhr morgens. In Gegenrichtung verliess der Zug Kopenhagen ebenfalls um 18 Uhr, erreichte Basel jedoch erst gegen 11.30 Uhr – bedingt durch suboptimale Trassenführungen in Deutschland während der morgendlichen Rush Hour. Eine Verbesserung der Infrastruktur ist seither nicht erfolgt, sodass auch heute kaum mit einer Beschleunigung der Verbindung zu rechnen ist.
Die geplante Verlängerung nach Malmö wird zusätzlich Zeit kosten, womit die Reisezeit etwa um eine bis anderthalb Stunden verlängert wird. Damit wird der Nachtzug für Geschäftsreisende noch weniger attraktiv.
Die geplante Verlängerung nach Malmö dürfte zwei Gründe haben: Zum einen fehlt im Raum Kopenhagen eine geeignete Abstell- und Wartungsinfrastruktur – in Malmö hingegen stehen entsprechende Einrichtungen bereit, da dort auch der Nachtzug aus Stockholm endet. Zum anderen lässt sich die Verbindung nach Schweden marketingwirksam als «Dreiländerzug» inszenieren.
Die Idee eines Nachtzugs von Basel nach Malmö klingt attraktiv. Die Realität dürfte aber ernüchternd sein. Weder Rollmaterial noch Infrastruktur sprechen derzeit für einen zuverlässigen Betrieb. Die angekündigte Nachtverbindung droht zum Marketingeinfall mit begrenztem Wert für Bahnreisende zu werden.