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Zwischen Dschungel und Himmel erhebt sich der Löwenfelsen – einst königlicher Rückzugsort, heute eines der eindrucksvollsten Unesco-Weltkulturerbe Sri Lankas. Bild: EDW / Loren Bedeli

Im Rhythmus der Insel: eine Rundreise durch Sri Lanka

Céline Schleich

In Sri Lanka treffen tropische Strände, jahrtausendealte Geschichte, würzige Currys, tiefgrüne Teeplantagen und wilde Elefanten aufeinander. Wir nehmen Sie mit auf eine einwöchige Reise quer über die Insel im Indischen Ozean.

Negombo: sanfter Start an der Küste

Rund eine Stunde von Colombo entfernt liegt Negombo, ein entspannter Einstiegspunkt für Sri-Lanka-Reisende. Der Küstenort am Indischen Ozean ist bekannt für seine langen Sandstrände und einen der grössten Fischmärkte des Landes. Viele Reisende starten oder beenden ihre Rundreise in den Boutique-Hotels und Resorts, die sich am Strand angesiedelt haben – oder verbringen hier entspannte Badeferien.

Da die Strände in Negombo öffentlich sind und auch das Städtchen viele Restaurants und Shops bietet, kann man hier wunderbar in das alltägliche Leben der Küstenbevölkerung eintauchen. Sei es bei einem Strandspaziergang zum Sonnenuntergang, wenn es auch die Einheimischen für ein Fussballspiel ans Wasser zieht, oder bei einem Besuch auf dem lokalen Fischmarkt. Auf letzterem herrscht bis in den Nachmittag hinein reges Treiben, wenn Fischer ihren Fang an Land ziehen und lautstark zum Verkauf anbieten. Ein Grossteil der gefangenen Fische wird direkt am Strand auf Palmenblättern und unter farbigen Tüchern zum Trocknen ausgelegt.

Auf dem Fischmarkt von Negombo pulsiert das Leben der Küstenstadt. Bild: EDW / Loren Bedeli

Der durch die Sonne konservierte Fisch ist lange Zeit haltbar und wird in vielen Gerichten der sri-lankischen Küche verwendet. Ein kleiner Tipp für alle, die einen Besuch des Fischmarktes planen: Der Geruch ist nichts für schwache Mägen und auch am Boden liegen überall Fischabfälle – Schuhwerk oder Kleidung, die Gerüche leicht annehmen, sind nicht zu empfehlen.

Sigiriya: auf den Spuren von Königen und Elefanten

Von Negombo führt unsere Reise ins kulturelle Herz Sri Lankas – nach Sigiriya. Wer zu Ferien in Sri Lanka recherchiert, stösst ziemlich rasch auf Bilder des berühmten «Löwenfelsen». Der rund 200 Meter hohe Felsen gehört zu den eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten Sri Lankas und ist seit 1982 Unesco-Weltkulturerbe. Auf seinem Plateau liess König Kassapa im 5. Jahrhundert eine imposante Festung und Palastanlage errichten – mit Gärten, Wasserbecken, Fresken und dem berühmten Spiegelfelsen.

Wer den Sigiriya Rock in seiner ganzen Schönheit geniessen will, wandert am besten auf den benachbarten Pidurangala Rock. Er ist weniger touristisch und bietet, insbesondere zum Sonnenaufgang, einen fantastischen Blick auf den Löwenfelsen und den umliegenden Dschungel des zentralen Hochlandes. Die Wanderung zum Gipfel des Pidurangala dauert ungefähr eine Stunde und ist mit einem moderaten Fitnesslevel gut machbar. Aber Achtung: Ganz zum Schluss muss mithilfe von Seilen etwas geklettert werden.

Im Hurulu Eco Park begegnet man wilden Elefanten ganz nah. Bild: EDW / Loren Bedeli

Rund um den Sigiriya Rock warten noch zahlreiche weitere landschaftliche und kulturelle Highlights wie Nationalparks, Tempelstätten und traditionelle Dörfer, wo man alles über das ursprüngliche Leben in Sri Lanka sowie die traditionelle Kochkunst lernen kann. Wir entscheiden uns für einen Besuch des Hurulu Eco Park. Der weniger frequentierte Nationalpark gehört zum Hurulu Forest Reserve, das als Biosphärenreservat unter Unesco-Schutz steht. Hier lassen sich wunderbar wilde Elefanten aus nächster Nähe beobachten.

Pasikudah: auf ein Barbecue mit den Einheimischen am Traumstrand

Vom Landesinneren reisen wir quer über die Insel weiter an die noch sehr unberührte Ostküste. Hier liegt Pasikudah, ein Küstenort, der als Geheimtipp unter Strandliebhabern gilt. Bekannt ist die Bucht für ihr extrem flaches, glasklares Wasser, das es erlaubt, Hunderte Meter weit ins Meer hinauszuwaten, ohne dass das Wasser über die Hüften reicht.

Pasikudah war lange Zeit vom Bürgerkrieg betroffen, sodass der internationale Tourismus hier erst zaghaft angekommen ist. Dennoch finden Reisende hier eine hochwertige Infrastruktur, kombiniert mit dem wahren Leben der Einheimischen. Pasikudah hat uns mit seiner ruhigen, fast meditativen Stimmung fasziniert – unterbrochen vom geschäftigen Treiben im Städtchen und dem Hupen von farbenfrohen Tuk-Tuks.

Fast unwirklich still: In Pasikudah reicht das glasklare Wasser hunderte Meter weit, ohne tief zu werden. Bild: EDW / Loren Bedeli

Wer hier am menschenleeren kilometerlangen Sandstrand spaziert, trifft mit Sicherheit auf Fischer, die einen nicht selten zu sich und ihrer Familie zu einem Strandbarbecue mit fangfrischem Fisch einladen. Denn auch ohne gemeinsame Sprache wird Gastfreundschaft in Sri Lanka grossgeschrieben. Besonders in ländlichen Regionen wie Pasikudah haben wir die offene, fast familiäre Herzlichkeit und den Stolz auf das eigene Land, die Kultur und die Küche an allen Ecken gespürt. Es wird alles unternommen, um Gästen eine schöne Zeit zu bereiten.

Ella: ikonische Zugfahrt durch das Hochland

Von der Ostküste zieht es uns ins Hochland zur charmanten Backpacker-Hochburg Ella. Ein grosser Kontrast zum authentischen Insel-Leben in Pasikudah, trifft man im kleinen Bergdorf fast nur auf Touristen. Dafür bietet Ella frische Bergluft und gemütliches Kleinstadtflair.

Hier steht Wandern auf dem Tagesprogramm. Zahlreiche Routen für jedes Fitnesslevel sind ab Ella einfach zugänglich. Unser Tipp für alle, die nur wenig Zeit in Ella selbst haben: Den Little Adam’s Peak zum Sonnenuntergang erklimmen. Die kurze Wanderung dauert maximal zwei Stunden und für den Rückweg im Dunkeln stehen ab der Hälfte des Weges beim Ravana Pool Club Tuk-Tuks bereit, die einen zurück nach Ella bringen.

Uns hat es aus einem ganz bestimmten Grund nach Ella gezogen: Wir reisen mit dem Zug weiter durchs Hochland in Richtung Colombo. Denn in Ella findet man ein weiteres «Must see» jeder Sri-Lanka-Rundreise, die Nine Arches Bridge. Die fotogene Eisenbahnbrücke aus der Kolonialzeit überspannt mit ihren neun eleganten Steinbögen eine Schlucht mitten im Dschungel und wurde schnell zu einem der beliebtesten Fotomotive Sri Lankas.

Die ikonische Eisenbahnbrücke von Ella – eines der Lieblingsmotive von Sri-Lanka-Reisenden. Bild: EDW / Loren Bedeli

Unsere Zugfahrt führt uns jedoch nicht über die berühmte Brücke selbst, denn wir reisen von Ella nach Nanu Oya. Diese Zugstrecke gilt als eine der schönsten Bahnstrecken Asiens und enttäuscht uns nicht – über Viadukte, durch Teeplantagen und Nebelwälder vorbei an kleinen Bergdörfern geht die Reise. Eine charmant-nostalgische Zugfahrt in teilweise überfüllten Wagons, was aber durchaus seinen Reiz hat und einen ins Gespräch mit Einheimischen bringt.

Colombo: Big City Vibes mit romantischem Sonnenuntergang

Die letzte Teilstrecke von Nanu Oya nach Colombo legen wir noch einmal im Bus zurück und kommen pünktlich zu einem kitschigen Sonnenuntergang in der Hauptstadt an. Colombo überrascht mit einem spannenden Mix aus kolonialem Erbe und aufstrebender Urbanität.

Zwischen Stadtlärm und tropischer Ruhe verschwindet in Colombo die Sonne. Bild: EDW / Loren Bedeli

Zwischen modernen Hochhäusern und Rooftop-Bars blitzen immer wieder alte Kolonialbauten oder traditionelle Tempelanlagen hervor. Ein starker, aber spannender Kontrast zum einfachen Leben an Sri Lankas Ostküste, aber der perfekte Abschluss für unsere Rundreise: Noch einmal den Rhythmus einer Insel spüren, die trotz all ihrer Gegensätze harmoniert und wo die Mischung aus unberührter Natur und herzlicher Gastfreundschaft noch lange in Erinnerung bleibt.