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USA verliert an Zugkraft bei Schweizer Reisenden
Reto SuterDonald Trump ist zurück im Weissen Haus – und sorgt für Schlagzeilen im Akkord. Seit seiner Amtseinführung am 20. Januar 2025 zieht der US-Präsident die Daumenschrauben bei der Einreise an, schiebt Migranten reihenweise ab, zündelt im Ukraine-Krieg mit widersprüchlichen Aussagen und nimmt mit der Ankündigung von horrenden Zöllen einen weltweiten Handelskrieg in Kauf.
Die Welt schaut irritiert auf Amerika. Während Politiker und Wirtschaftsbosse fassungslos den Kopf schütteln, stellt sich für viele Reiselustige eine ganz andere Frage: Bleiben die Vereinigten Staaten trotz allem ein Sehnsuchtsziel – oder wird der geplante USA-Trip vorerst auf Eis gelegt?
Trump-Effekt zeigt Wirkung
Seit Donald Trump zum zweiten Mal ins Weisse Haus eingezogen ist, scheint bei vielen Europäerinnen und Europäern die Reiselust Richtung USA zu bröckeln. Die ersten verlässlichen Zahlen für März zeigen ein deutliches Minus bei den Besucherzahlen – auch aus der Schweiz.
Gemäss dem US National Travel and Tourism Office (NTTO) reisten im März rund 26 Prozent weniger Schweizerinnen und Schweizer in die Vereinigten Staaten als im Vorjahr. Insgesamt kamen knapp 25'000 Schweizer Reisende auf dem Luft-, Land- oder Seeweg in den USA an. Damit ist die Schweiz nicht allein: Auch aus Deutschland brach der Besucherstrom ein – mit einem Rückgang von über 28 Prozent, aus Österreich waren es knapp 23 Prozent weniger.
Für ganz Westeuropa verzeichnete die USA im März einen Rückgang von rund 17 Prozent. Auch aus anderen Weltregionen wie Asien, Afrika, Südamerika und der Karibik reisten weniger Menschen in die Vereinigten Staaten. Einzig aus dem Nahen Osten legten die Ankünfte spürbar zu – um 18 Prozent – während Osteuropa ein leichtes Plus verzeichnete.
Schon im Februar hatte sich ein Dämpfer angedeutet, doch damals liessen sich die Zahlen noch mit Sondereffekten wie dem Schaltjahr 2024 oder der verstärkten Reiselust nach Corona in den Jahren 2023 und 2024 erklären.
Reiseveranstalter bleiben gelassen
Trotz des markanten Rückgangs bei den Schweizer Einreisen in die USA zeigen sich die grossen Reiseveranstalter bislang unbeeindruckt. Weder TUI Suisse, Hotelplan, Dertour Suisse noch Knecht Reisen berichten von einer Stornierungswelle oder auffälligen Buchungsrückgängen.
Zwar würden vereinzelt Fragen zur aktuellen Lage gestellt, eine generelle Verunsicherung sei jedoch nicht feststellbar, betonen die Veranstalter. Auch die Airlines Swiss und Edelweiss sprechen gegenüber dem Newsportal «Watson» von stabiler oder gar leicht steigender Nachfrage. Dennoch räumt die Edelweiss ein, dass sich die zusätzliche Kapazität – unter anderem durch die neue Strecke nach Seattle – nicht vollständig absetzen lasse.

Etwas differenzierter zeigt sich die Lage bei neuen Buchungen: Während Knecht Reisen und Dertour Suisse von Zahlen über Vorjahresniveau berichten, meldet Hotelplan eine leicht rückläufige Nachfrage – führt dies aber primär auf die gestiegenen Preise und nicht auf Trumps Politik zurück. Allgemein befindet sich die Branche derzeit in einer saisonal bedingten Buchungsflaute – belastbare Prognosen lassen sich daher nur schwer treffen.
Verunsicherung statt Vorfreude in den Reisebüros
Während die grossen Veranstalter noch Entwarnung geben, ist die USA-Krise in vielen Reisebüros längst angekommen. Travelnews hat sich in der Deutschschweiz umgehört – und das Fazit ist eindeutig: Die USA ist 2025 die grosse Verliererin. Was bis vor Kurzem als Traumziel galt, wird aktuell vielerorts links liegen gelassen.
Larissa Lüthi, stellvertretende Geschäftsleiterin von Mawi Reisen in Frauenfeld, sagt auf Anfrage: «Im USA-Geschäft spüren wir derzeit eine gewisse Verunsicherung.» In den vergangenen Wochen habe es sogar vereinzelte Annullierungen gegeben – mit direktem Verweis auf die politische Lage.
Das hohe Preisniveau hingegen sei für viele kein Ausschlusskriterium, betont sie. Wer sich für die USA entscheide, akzeptiere in der Regel auch die Kosten. «Aber das politische Klima sorgt bei einigen eben doch für einen Rückzieher», so Lüthi.
Ins selbe Horn bläst Evelyn Schäli, Geschäftsführerin des Reisebüros Feriezyt in Sarnen. Sie sagt: «Wir hatten bereits im vergangenen Jahr einige Buchungen für die Sommerferien 2025.» Doch bei den Neubuchungen sei nun ein deutlicher Rückgang spürbar.
Kundinnen und Kunden würden beispielsweise einen geplanten Kurztrip nach New York entweder verschieben oder sich für eine alternative Destination entscheiden. Das hohe Preisniveau spielt dabei laut Schäli keine entscheidende Rolle. «Die Zurückhaltung führen wir klar auf politische Faktoren zurück», so die Geschäftsführerin von Feriezyt.

Aus Graubünden kommen ähnliche Töne: Daniel Amez-Droz Geschäftsführer des Reisebüros Monami in Klosters, spricht von einer «sehr grossen Zurückhaltung» bei USA-Buchungen. Aus seiner Sicht ist sie auf eine Mischung aus politischer Verunsicherung und hohen Preisen zurückzuführen.
«Man hat das Gefühl, dass die Politik – sprich Trump – die Lage nicht beruhigt, sondern eher weiter anheizt. Das verunsichert viele», so Amez-Droz. Zwar wolle kaum jemand stornieren, doch Nachfragen zur Sicherheitslage häuften sich, «und man merkt: Die Leute sind nicht ganz entspannt.»
Doch es gibt auch Ausnahmen: Einige Reisebüros melden stabile Zahlen – sie bleiben in der Travelnews-Umfrage jedoch klar in der Minderheit. So etwa Alexandra Ragaz, Filialleiterin beim Reisebüro Traveller in Chur: «Die meisten Buchungen für die USA haben wir getätigt, als Trump zwar bereits gewählt, aber noch nicht im Amt war», sagt sie. Eine spürbare Zurückhaltung habe sich seither nicht abgezeichnet – «was uns ehrlich gesagt etwas überrascht.»
Auch das Preisniveau scheint für ihre Kundinnen und Kunden bislang kein Hindernis zu sein. «Wer sich einmal für die USA entschieden hat, bucht in der Regel auch – trotz der Kosten», so Ragaz.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen: Donald Trumps Rückkehr ins Weisse Haus bleibt für den Tourismus nicht ohne Folgen. Während sich die Reiseveranstalter noch gelassen geben, schlägt sich die politische Grosswetterlage zunehmend in den Buchungszahlen kleinerer Reisebüros nieder.
Besonders bei Neubuchungen zeigt sich vielerorts eine offensichtliche Zurückhaltung – nicht wegen der Preise, sondern wegen der Stimmung. Die USA, einst unangefochtenes Traumziel vieler Schweizerinnen und Schweizer, hat für manche an Glanz verloren.
Dass es auch Gegenbeispiele gibt, zeigt: Noch ist nicht alles verloren. Ob sich der Trend nachhaltig verfestigt oder wieder dreht, dürfte stark davon abhängen, wie sich Amerika in den kommenden Monaten präsentiert – politisch wie gesellschaftlich.
Und: Ein Blick auf den Kalender relativiert zumindest einen Teil der Rückgänge – denn während Ostern 2024 in den März fiel, liegt das Ferienhoch dieses Jahr erst im April. Ein statistischer Effekt, der die März-Zahlen zusätzlich beeinflusst haben dürfte.