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Mit Nadia Imbaumgarten, Tanja Abächerli, Dominik Meyer und Christoph Huckele haben innerhalb eines halben Jahres vier Führungspersönlichkeiten Knecht Reisen verlassen – oder ihren Abschied angekündigt. In der Mitte: CEO Markus Kohli. Bilder: TN / Knecht Reisen

Kommentar Personalbeben bei Knecht Reisen: Kein Ende in Sicht

Reto Suter

Bei Knecht Reisen bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen: Nach der jüngsten Umstrukturierung verlassen erneut zwei langjährige Mitarbeitende, die zuletzt in Führungspositionen waren, das Unternehmen. Die neusten Abgänge werfen die Frage auf: Wo steuert das Traditionsunternehmen eigentlich hin?

An der Schwimmbadstrasse in Windisch rumort es gewaltig. Das Personalkarussell bei Knecht Reisen dreht sich derzeit so rasant, dass kaum noch jemand den Überblick behält. In erstaunlicher Dichte verabschieden sich leitende Mitarbeitende vom traditionsreichen Reiseunternehmen.

Der jüngste Knall: Gestern Montag wurde erneut eine Umstrukturierung kommuniziert – und wieder folgt ein personeller Aderlass. Tanja Abächerli, eigens zur Head of Tour Operating Windisch ernannt, verlässt das Unternehmen im Sommer – nur rund ein Jahr nach ihrer Ernennung. Auch Dominik Meyer, viele Jahre bei Knecht Reisen und zuletzt mit wichtigen strategischen Projekten am Hauptsitz betraut, verabschiedet sich.

Nadia Imbaumgarten, im Januar 2024 noch zur Marketingchefin befördert, ist seit Ende letzten Jahres nicht mehr an Bord. Und selbst Christoph Huckele, Knecht-Urgestein und langjähriges Mitglied der Geschäftsleitung, ist seit Februar Geschichte – auf eigenen Wunsch, wie es heisst.

Die Liste liesse sich noch weiter fortsetzen: So etwa mit Marina Moles, die bis im Frühling 2024 die Leitung von Knecht Schiffsreisen innehatte. Oder mit Laura Hollenstein, Projektleiterin Marketing & Events, die wie Nadia Imbaumgarten das Unternehmen Ende letzten Jahres verlassen hat.

Klar ist: Nicht jeder Abgang folgt dem gleichen Muster, und pauschale Urteile würden der Realität nicht gerecht. Hinter jedem Wechsel steckt eine eigene Geschichte – das gilt auch für Knecht Reisen. Und doch sticht die Häufung ins Auge: Die auffällige Fluktuation in der Führungsetage und die jüngste Reorganisation – nur 15 Monate nach dem letzten Umbau – sorgen für reichlich Gesprächsstoff.

Wendepunkt mit offenem Ausgang

Und wie fällt die Antwort der Chefetage auf das Personalbeben aus? Kurz. Karg. Und wenig konkret. CEO Markus Kohli lässt auf Anfrage lediglich verlauten: «Wir beobachten laufend und sehr aufmerksam die Entwicklung der Märkte und der Kundenbedürfnisse. Wenn wir neue Opportunitäten erkennen, passen wir zeitnah unsere Abläufe und Strukturen an. So auch jetzt.»

Ein Satz, der nach strategischer Weitsicht klingt – aber wenig über die Hintergründe verrät. Warum war eine zweite grosse Reorganisation nötig – nur 15 Monate nach der letzten? Welche Überlegungen führten dazu, dass gleich mehrere Schlüsselpersonen innerhalb so kurzer Zeit das Unternehmen verliessen – teils auf eigenen Wunsch, teils wohl auch nicht ganz freiwillig?

Und wie tragfähig ist eine Struktur, in der nun die Product Manager direkt an den CEO berichten? Wie will Kohli gewährleisten, dass er sich nicht in operativen Details verliert – und gleichzeitig der strategische Kompass erhalten bleibt?

Auch intern dürften diese Fragen auf dem Tisch liegen – nicht zuletzt, weil sich viele Mitarbeitende nach den personellen Turbulenzen der letzten Monate vor allem eines wünschen: Stabilität. Die Unruhe sei spürbar, ist aus dem Umfeld zu vernehmen.

Knecht Reisen steht an einem Wendepunkt. Die jüngsten Abgänge und Umstrukturierungen sind mehr als reine Anpassungen auf dem Papier – sie werfen Fragen zur Führungs- und Unternehmenskultur auf, die sich nicht einfach aussitzen lassen. Ob es gelingt, das Vertrauen im Team zu stärken und wieder Stabilität ins Unternehmen zu bringen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Klar ist: Einfach zur Tagesordnung übergehen, wird kaum reichen.