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«Wir wollten nicht auf die neue Kabine warten»
Marilin LeuthardEs war ein grosser Moment für die Schweizer Aviatik: Die Inbetriebnahme des ersten in der Schweiz registrierten Airbus A350, eines der zurzeit modernsten und zugleich umweltfreundlichen Langstreckenflugzeuge. Die Einflottung der neuen Maschine sorgte für viel Begeisterung – blieb jedoch nicht ohne kritische Stimmen. Denn die Kabinenkonfiguration stammt noch von der früheren Betreiberin Latam Airlines und wurde aufgrund von Materialengpässen vorerst übernommen.
Travelnews hat mit David Birrer, Chief Operating Officer von Edelweiss, über die Hintergründe gesprochen. Im Interview erklärt er, wie anspruchsvoll eine solche Einflottung tatsächlich ist, was die Gäste an Bord erwartet – und welches persönliche Highlight er mit dem neuen Airbus verbindet. Auch der Blick in die Zukunft fehlt nicht: 2026 erhält die Kabine ein umfassendes Redesign.
Herr Birrer, wie haben Sie den Edelweiss-Erstflug am 1. April mit dem neuen Airbus A350 erlebt?
David Birrer: Es war ein aussergewöhnliches Erlebnis – auf diesen Erstflug hatten wir lange hingefiebert. Für mich persönlich war es der allererste Flug in einem Airbus A350, entsprechend gross war die Vorfreude. Ich war gespannt, ob sich die hohen Erwartungen bestätigen würden: Ist die Kabine wirklich so leise? Wie steht es um die Performance? Und tatsächlich: Alles, was ich mir von diesem Flugzeug erhofft hatte, hat sich erfüllt. Das zeigt sich auch bei unseren Gästen – viele verliessen das Flugzeug mit einem Lächeln im Gesicht. Wir sind rundum zufrieden mit dem A350 und dem Gesamtprodukt, das wir damit anbieten können.
Was ist Ihr persönliches Highlight am neuen Flottenmitglied?
Das Highlight ist das Flugzeug selbst, die Eleganz die es mit sich bringt. Es ist ein modernes Flugzeug, das alle Kriterien erfüllt: Wir können sparsamer unterwegs sein und gleichzeitig einen besseren Komfort bieten. Die neuen Technologien in diesem Flugzeuge bieten einen grossen Mehrwert, und das ist das, was besonders Freude bereitet. So haben wir den modernsten Arbeitsplatz für unserer Cockpit- und Kabinen-Crews. In dieser Umgebung, mit diesem neuen Raumgefühl arbeiten zu können, ist für unsere Crews sehr bereichernd. Zudem haben unsere Gäste ein schönes Erlebnis.
Gab es in den vergangenen Monaten auch Momente, die nicht ganz reibungslos abliefen?
Der A350 war ein Projekt, bei dem ich ursprünglich mit mehr Gegenwind gerechnet hatte. Doch von Anfang an standen die Ampeln auf Grün – wir konnten das Vorhaben ohne kritische Zwischenfälle vorantreiben, obwohl wir auf unterschiedlichste Szenarien vorbereitet waren. Eine der grössten Herausforderungen stellt allerdings die Komplexität der Lieferketten dar: Damit Zeitpläne eingehalten werden können, müssen viele Faktoren reibungslos zusammenspielen – von der Verfügbarkeit bei Zulieferern bis hin zur termingerechten Bereitstellung spezifischer Materialien.
«Internet an Bord wird mit der neuen Kabine eingeführt.»
Kam es Ihnen entgegen, dass die A350-Flugzeuge zuvor bereits für eine andere Airline im Einsatz standen?
Im Gegenteil: Eine Übernahme einer bereits registrierten Maschine, die schon im Einsatz war, ist komplexer, als wenn die Maschine direkt ab Werk kommt. Alle Prozeduren und Arbeitsabläufe mussten erst bewilligt werden, dabei waren verschiedenste Ämter involviert. Alles musste in relativ kurzer Zeit über die Bühne, obwohl wir das Produkt selbst noch nicht kannten und erst einmal erlernen und verstehen mussten. Dies war eine enorm spannende Aufgaben, aber auch sehr herausfordernd.
Einige unserer Leserinnen und Leser sind enttäuscht über die Kabine. Vor allem die Sitzkonfiguration in der Business-Class führt zu negativen Rückmeldungen. Was sagen Sie dazu?
Unser Ziel war es, das Flugzeug möglichst rasch in den Betrieb zu nehmen – ohne auf eine neue Kabinenausstattung warten zu müssen. Der Einbau individueller Kabinenlösungen ist zeitintensiv und komplex: Er hängt einerseits von langwierigen Engineering-Prozessen ab, für die es nur wenige spezialisierte Anbieter gibt, andererseits benötigen auch die Materialien selbst lange Lieferzeiten. Deshalb haben wir uns entschieden, die Einflottung vom Kabinenumbau zu entkoppeln. Für den Start nutzen wir die bestehende Kabine der früheren Betreiberin Latam Airlines – allerdings mit einem umfassenden «Trim and Finish» im Edelweiss-Look. Im November werden wir dann mehr zur neuen Kabine verraten, die Ende 2026 eingebaut wird. Mit der Premium Economy führen wir dabei eine völlig neue Reiseklasse bei Edelweiss ein – mit deutlich mehr Komfort und Raumgefühl. Der Sitz bietet ein eigenständiges Reiseerlebnis und hebt sich klar von der aktuellen Economy Max ab. Geplant sind insgesamt 319 Sitze: 28 in der neuen Premium Economy, 32 in der Business Class und der Rest in der Economy – teils mit erweitertem Sitzabstand.
Wie sieht es aus mit dem Internet an Bord. Ab wann haben die Passagiere WLAN auf dem Flug?
Das wird auch mit der neuen Kabine kommen. Dafür braucht es einen relativ umfangreichen Umbau mit Antennen. Wir setzen diesbezüglich alles daran, dass wir die neuste Technologie einbauen können. Im Moment geschieht Vieles im Markt in Bezug auf die Technologie, und wir sind zuversichtlich, dass wir ein sehr wertiges Produkt im Flieger anbieten können.
Wie sieht die genaue Roadmap für die anstehende Einflottung der nächsten vier Airbus A350 aus?
Die zweite Maschine erwarten wir bereits Mitte Juni 2025, dort läuft ebenfalls alles nach Plan. Dieser A350 wird nach rund zehn Tagen in Zürich – am 1. Juli – erstmals im Flugverkehr eingesetzt, für einen täglichen Flug nach Vancouver. Im Herbst erhalten wir das dritte Flugzeug und im Dezember das vierte. Bis Weihnachten sind dann vier A350-Maschinen für die Edelweiss im Einsatz.