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«Niemand braucht Karaoke, wenn die Landschaft die Unterhaltung ist»
Nik EugsterDie norwegische Reederei Hurtigruten startet mit neuer Kraft ins Jahr 2025. Die bislang unter dem gemeinsamen Dach der Hurtigruten Group geführten Marken Hurtigruten und HX Hurtigruten Expeditions wurden in zwei voneinander vollständig unabhängige Unternehmen aufgesplittet.
Nun will man noch stärker zeigen, was eine Reise mit Hurtigruten von anderen Produkten unterscheidet, betonen André Pettersen, Chief Product Officer & Hotel Operation, und Marius Griego, VP Sales & Marketing DACH von Hurtigruten, im Gespräch mit Travelnews.
Wie war für Sie die ITB?
Marius Griego: Am Dienstag herrschte in den Hallen zwar noch eine eher ruhige Atmosphäre, vermutlich aufgrund des Faschings. Dennoch waren unsere Terminkalender prall gefüllt – ein positives Zeichen. Erstmals präsentierten wir uns mit einem eigenen Hurtigruten-Stand auf der ITB und wurden dabei auch häufig spontan angesprochen. Die Messe war für uns eine äusserst erfreuliche Erfahrung.
Was war der Grund, dass Sie nun mit einem eigenen Stand präsent sind?
Marius Griego: Wir wollen die B2B-Kontakte im deutschsprachigen Markt stärken, und natürlich wollen wir wachsen. Das ist nur möglich mit einem klaren und auch sichtbaren Fokus auf B2B – und indem wir ansprechbar sind.
«Die Geschichte der Reederei aus Norwegen gehört zu uns»
Im letzten Jahr wurde Hurtigruten von einem Konsortium von neuen Investoren übernommen und von der Expeditionskreuzfahrtmarke HX getrennt. Was bedeutet das genau?
Marius Griego: Die beiden Marken sind nun komplett eigenständig. Wir teilen uns zwar in unserem DACH-Büro noch dieselben Räumlichkeiten, aber es sind zwei eigenständige Firmen und eigene Teams. Die Investoren haben dafür gesorgt, dass wir uns als Marke gesund und eigenständig weiterentwickeln können.
André Pettersen: Auf operationeller Seite gab es in der Vergangenheit kaum Vorteile bezüglich einer Zusammenarbeit zwischen Hurtigruten und HX. Diese Zusammenarbeit gab es eher in kommerzieller Hinsicht. Nun ist alles klarer. Wir haben unsere zehn Schiffe in Norwegen, HX hat ihre Schiffe ausserhalb. Wir sind sehr zufrieden, dass wir den Namen Hurtigruten bei uns behalten konnten, denn die Geschichte der Reederei aus Norwegen gehört zu uns. Der ganze Prozess hat viel Energie in die Firma gebracht. Jede und jeder ist fokussiert, und wir wissen, für wen und was wir arbeiten.
Die Investoren brachten ja auch neues Geld in die Firma. Was bedeutet das für das Produkt?
André Pettersen: Dieser Prozess beginnt nun erst. Wir werden wachsen und expandieren können, das ist sicher. Wir sind aber jetzt an einem völlig anderen Ort als noch vor drei Monaten mit den finanziellen Verpflichtungen aus der Vergangenheit, die wir damals hatten.
Marius Griego: Aber die Baisis für unser nun kommendes Wachstum wurde bereits in der Vergangenheit gelegt. Hurtigruten hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Als ich vor 15 Jahren mit Hurtigruten als Gast unterwegs war, hatte man manchmal das Gefühl, eher auf einer Fähre zu sein. Bevor ich im August letzten Jahres meine Position angetreten habe, war ich dann mit meiner Familie wieder an Bord und sogar meine Kinder schwärmten vom Reise-Erlebnis.
André Pettersen: Ja, in den letzten sechs bis sieben Jahre hat die Firma viel in die Schiffe investiert, damit eben genau dieses Fähren-Gefühl durch ein modernes skandinavisches Hotelgefühl ersetzt wird, mit grossartigen Restaurants und einer Crew, die die Geschichte von Norwegen erzählen kann. Weil die Menschen auf unseren Schiffen von dieser Küste stammen, dort leben und verwurzelt sind. Das bekommt man nur bei uns. Es fahren zwar viele Reedereien nach Norwegen, aber nur wir sind seit 132 Jahren dort. Die Mitarbeitenden können zeigen: «Da ist das Haus meines Vaters» oder «Ich bin da hinten aufgewachsen». Und: Wir haben kleine Schiffe, die nahe ans Land fahren können und Fjorde befahren, in die die anderen Reedereien nicht hineinkommen.
Marius Griego: Genau das wollen wir im auch B2B-Bereich vermitteln. Das ist der Unterschied zwischen Hurtigruten und den anderen Reedereien. Das sollen alle wissen, auch diejenigen, die am Schalter mit den Kunden sprechen. Wer Norwegen, seine Naturschönheit, seine Kultur unmittelbar erleben will, ist bei uns an der richtigen Stelle. Darum wissen wir auch genau, was wir explizit nicht machen. Niemand braucht Karaoke, wenn die Landschaft die Unterhaltung ist.
«Die Schweizer wissen, was Qualität kostet»
Was würden Sie persönlich empfehlen bezüglich Destinationen? Wo soll man unbedingt hinfahren mit Hurtigruten?
André Pettersen: Es gibt unzählige schöne Routen, sowohl mit unseren Küstenschiffen als auch mit den beiden Signature-Schiffen. Ich mag zum Beispiel die Reise nach Traena. Dort können nur kleine Schiffe andocken und als Landausflug ist zum Beispiel ein Aufguss in einer dieser alten pittoresken Saunakabinen möglich. Das ist einfach einmalig und authentisch. Sowas bieten nur wir.
Marius Griego: Für mich war der Stopp in Reine ein Highlight. Ein so schöner Ort. Wir haben dort eine Kajak-Tour gemacht. Es war ein Traum.
Wie wichtig ist der Schweizer Markt für Hurtigruten?
Marius Griego: Für uns ist er sehr wichtig, wir sehen hier grosses Potential, weil wir gerade etwas anbieten, das den Wünschen Schweizer Kunden besonders entspricht. Die Schweizer mögen zwar auf den ersten Blick nicht anders wirken als andere Gästegruppen, aber sie erwarten viel. Sie wollen Qualität und sehr gutes Essen. Gerade darum wollen wir nun in diesem Jahr in der Schweiz wieder deutlich aktiver werden. Interessant für die Schweizer Kundschaft sind zudem unsere Abfahrten der Signature-Schiffe ab Hamburg, Oslo oder Bergen. Die sind aus der Schweiz sehr einfach erreichbar.
André Pettersen: Wir verkaufen kein High-End-Produkt, sondern ein Qualitätsprodukt. Und Schweizer mögen genau das sehr. Sie wollen Qualität, die den Preis wert ist und nicht ein High-End-Produkt, das vor allem teuer ist. Und die Schweizer wissen, was Qualität kostet.