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Dertour-Spitze gibt Reisebüros viel Rückendeckung
Die Hotelplan-Akquisition von Dertour verändert das Bild in der Schweizer Reisebüro-Landschaft fundamental. Die bisherigen Kontrahenten arbeiten neu unter einem Dach, vorbehältlich dem noch ausstehenden Entscheid der Wettbewerbshüter. Doch bleibt die Zahl der rund 70 Kuoni- und 80 Hotelplan-Reisebüros bestehen? Eine Frage, die in diesen Tagen viele Reiseprofis bei Kuoni und Hotelplan beschäftigen dürfte.
An der gestrigen ITB-Pressekonferenz war vom neuen CEO der Dertour Group, Christoph Debus, und dem Zentraleuropa-Chef Ingo Burmester ein grosses Bekenntnis zu Reisebüros zu hören. «Der grösste Wachstumstreiber für uns waren im letzten Jahr die Reisebüros», sagt Ingo Burmester und nennt ein Plus von 40 Prozent beim Reisebüroumsatz – insgesamt lag das Plus bei 27 Prozent. Burmester: «Unser Fokus liegt auf Reisebüros!»
Ebenfalls unterstrichen Debus und Burmester die Bedeutung der Spezialisten, was sowohl die Kuoni-Spezialisten wie auch jene von Travelhouse freut. Gemessen am 27-Prozent-Wachstum im letzten Jahr, fiel der Zuwachs auf den Langstrecken, dem Kerngeschäft der Spezialisten, mit 31 Prozent überdurchschnittlich aus.
Dertour Group profitiert von starker Reiselust
Das starke Wachstum der Dertour Group im Jahr 2024 sei angetrieben worden von der wachsenden Reiselust der Europäer. Mit über 10'000 Mitarbeitenden, einer Präsenz in 16 europäischen Märkten und mehr als 130 Reiseunternehmen konnte der Konzern die steigende Nachfrage nach Pauschalreisen, Fernreisen und hochwertigen Reiseerlebnissen offensichtlich erfolgreich bedienen.
Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete die Dertour Group einen Anstieg der Gästezahlen um 19 Prozent in ganz Europa. Ein entscheidender Faktor für die positiven Entwicklungen war das Marktausscheiden von FTI, wodurch die Dertour Group kurzfristig Kapazitäten ausgeweitet und zusätzliche Angebote für betroffene Reisende, insbesondere für die Türkei, Ägypten und Dubai, bereitgestellt hat. Laut Ingo Burmester, CEO Central Europe der Dertour Group, hätten die Gästezahlen allerdings bereits vor dem FTI-Aus zweistellig über dem Vorjahr gelegen, was die generelle Reiselust der Europäer belege.
Starker Fokus auf Fernreisen
Die aktuellen Zahlen für die Wintersaison 2024/25 zeigen ein Gästeplus von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders Fernreisen erfreuen sich bei Dertour grosser Beliebtheit: 31 Prozent aller europäischen Gäste entschieden sich für Langstreckenziele. Zu den gefragtesten Destinationen zählen:
- Naher Osten (Dubai, Jordanien, Oman)
- Indischer Ozean
- Thailand
- Karibik
- Nordamerika
- Dubai bleibt dabei der Reisemagnet Nummer eins, während auch Australien und Neuseeland ein starkes Comeback erleben und mit den höchsten Wachstumsraten unter den Fernreisezielen aufwarten.
Auf der Kurz- und Mittelstrecke dominieren die klassischen Ferienländer. Besonders Ägypten verzeichnet ein aussergewöhnliches Wachstum von 81 Prozent und überholt Tunesien als beliebtestes Bade- und Strandziel. Die Top 5 Destinationen für Winter 2024/25 auf der Kurz- und Mittelstrecke sind:
- Spanien
- Ägypten
- Türkei
- Italien
- Deutschland
Hohe Premium-Nachfrage
Die Buchungszahlen für den Sommer 2025 zeigen, dass der positive Trend anhält. Die europäischen Gästezahlen steigen um 14 Prozent, während der Umsatz um 18 Prozent zunimmt. Dies deutet darauf hin, dass sich immer mehr Reisende für Premium-Angebote mit hohem Komfort und Service entscheiden. Laut Burmester bucht fast ein Drittel der europäischen Gäste inzwischen Fünf-Sterne-Hotels.
Auch im Sommer bleibt Ägypten auf Wachstumskurs und verzeichnet eine Nachfrageerhöhung von 74 Prozent. In Deutschland wächst die Nachfrage nach Spanien (+7 %), Türkei, Griechenland und Tunesien (jeweils +6 %).
Top 5 Kurz- und Mittelstreckenziele im Sommer 2025:
- Griechenland
- Türkei
- Spanien
- Ägypten
- Tunesien
Top 5 Fernziele im Sommer 2025:
- Indischer Ozean
- Nordamerika
- Thailand
- Naher Osten
- Karibik
Drei strategische Säulen
Die Dertour Group setzt auf drei strategische Säulen, um das Wachstum weiter voranzutreiben. Zum einen nennt Christoph Debus die Differenzierung, ein vielseitiges Reiseangebot, das auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten ist. Weiter die Integration der Wertschöpfungskette, also die bessere Verzahnung von Reiseveranstaltern, Hotels und Reisebüros. Und drittens die technische Innovation – die Weiterentwicklung der Buchungsplattformen wie Travel Compass und die Integration von Nezasa-Technologie in Rundreisen.
Mit der Übernahme der Hotelplan-Gruppe inklusive Vtours stärke Dertour seine internationale Präsenz und steigere sein globales Wachstumspotenzial. Dennoch betont CEO Christoph Debus, dass das Wachstum in erster Linie organisch erfolgen soll. Weitere Übernahmen seien zwar nicht ausgeschlossen, stünden aber derzeit nicht im Fokus. Trotz der digitalen Transformation bleibe der klassische Reisebürovertrieb ein essenzieller Bestandteil der Wachstumsstrategie. Das sind Worte, die bei Schweizer Reisebüro-Profis in diesen Tagen gerne zu hören sind.