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Das Boutique-Schiff Mekong Discovery bietet Komfort und familiäre Atmosphäre auf der Reise durch Indochina. Bild: Thurgau Travel

Tempel und Traumkulissen – eine Schifffahrt ins Herz Indochinas

Martin Wein

An Bord der neu in Dienst gestellten Mekong Discovery lässt sich der Tonle Sap in Südostasien stilvoll erkunden.

Eine schmale Gangway führt vom Heck der Mekong Discovery direkt hinein in Kambodschas Landleben. Gutmütige Ochsen mit weissem Fell warten am Ufer auf ihren Arbeitseinsatz. Auf der Dorfstrasse flitzen Frauen in bunten Kleidern auf ihren Mopeds auf dem Weg zur Arbeit. Im Schatten eines Kapokbaumes geniessen ein paar Bauern die kühle Morgenstunde. Ein Kiosk verkauft Coca Cola und süssen Kaffee.

Wir befinden uns an einem Seitenarm des Tonle-Sap-Flusses nur 35 Kilometer vor der Hauptstadt Phnom Penh. Von der Grossstadt ist hier draussen nichts zu spüren. Auf der Ladefläche zweirädriger Karren ziehen uns die Ochsen wenig später durch nass glänzende Reisfelder zur abgelegenen Pagode Wat Kampong Tralach Loeu. Nur wenige andere Reisende sind gekommen, obwohl das kunstgeschichtlich spannende Ensemble schon aus dem 17. Jahrhundert stammt.

«In der Zeit der Roten Khmer wurde das Kloster zum Schnapsbrennen genutzt – und als Gefängnis», erzählt unser Reisebegleiter Hak Heng. Der ist eigentlich Baustatiker. Aber in der Saison von November bis März zeigt der 54-Jährige europäischen Touristen seine Heimat. Anders als auf grossen Pötten wird eine solche Reise auf einem Boutique-Schiff wie der Mekong Discovery an der Seite von Hak zum sehr persönlichen Erlebnis.

Stopp bei Angkor Wat darf nicht fehlen

Gestartet sind wir in Siem Reap, der zweitgrössten Stadt des Landes am Nordufer des riesigen Sees, den der Tonle Sap in der Regenzeit bildet. Bekannt ist Siem Reap für die 1000 eindrucksvollen Tempelanlagen in seiner Nachbarschaft, allen voran Angkor Wat. Natürlich hat uns Hak den gezeigt. Und Ta Prohm wo Angelina Jolie in «Tomb Raider» durch die Lianen der Würgefeigen hangelte. Aber er hat uns auch in das grosse Kinderspital geführt.

Der legendäre Tempel Angkor Wat gehört zu den unvergesslichen Höhepunkten einer Kambodscha-Reise. Bild: Thurgau Travel

Der Schweizer Musiker und Arzt Beat Richner hat es 2001 gegründet. Hunderte junge Patienten warten hier jeden Morgen auf eine Behandlung. Denn die ist kostenlos – zur Hälfte finanziert mit Geldern einer Schweizer Stiftung. «Wir können heute vielen Kindern helfen, die noch vor Jahren einfach gestorben wären», erklärt Chefarzt Yay Ehantana.

Erlebnisse wie diese prägen Ferienreisen. Dabei sind sie besser zu verkraften, wenn am Ende des Tages ein behaglicher Rückzugsort wartet. Den haben wir auf der Mekong Discovery gefunden. Das neueste Schiff von Lotus Cruises wird vom Schweizer Anbieter Thurgau Travel exklusiv für zweiwöchige Törns auf dem Tonle Sap und dem Mekong gechartert.

Die Preise starten inklusive Flug, Vollpension und Ausflügen in der Doppelsuite bei 6685 Franken. Dank seines geringen Tiefgangs von 1,6 Metern kann das Schiff für maximal 37 Gäste als eines von ganz wenigen nach der Regenzeit den flachen Tonle-Sap-See befahren.

Vertrautheit mit der Crew

Der Empfang der Crew war überaus herzlich. Schon bald sollten wir die meisten der 24 Besatzungsmitglieder mit Namen kennenlernen. Kapitän Van Bo natürlich und den Hotelchef Herrn Neville, aber auch unseren jungen Tischkellner Salomon oder den Barchef Meng Hour. Fast alle stammen von den Ufern der bereisten Flüsse. Sie bringen ihre vielfältige Küche, ihre Tänze und Trachten und überlieferten Traditionen mit an Bord.

Dabei muss man auf dem klimatisierten Schiff mit edler Einrichtung und abwechslungsreicher Gastronomie (asiatisch und international) auf nichts verzichten. Alle Kabinen liegen aussen, haben einen französischen Balkon, eine ebenerdige Dusche und reichlich Platz. In der geräumigen Lounge finden Briefings und Vorträge statt und auf dem Sonnendeck bietet sogar ein kleiner Whirlpool Entspannung.

Kapitän Van Bo navigiert die Mekong Discovery gekonnt über den Tonle Sap und den Mekong. Bild: Thurgau Travel

Im Mittelpunkt hingegen steht immer das Leben am grossen Fluss, das gemächlich mit maximal zehn Knoten an den Panoramafenstern vorüberzieht. Fischer mit wendigen Holzbooten sausen zu ihren Shrimps-Farmen. Andere bringen Einkäufe nach Hause oder Kinder zur Schule. Fast bekommt man ein schlechtes Gewissen, wenn man diese Kulisse in den brütend schwülen Mittagsstunden mit den schweren Vorhängen für eine kurze Siesta aussperrt.

Authentische Transporte an Land

Das feuchtheisse Klima Indochinas indessen fordert seinen Tribut und man will schliesslich fit sein für weitere Erlebnisse. Die organisiert der Schweizer Veranstalter pünktlich auf die Minute mit bereitstehenden Booten, Tuk-Tuks, Lambros (einer Mischung aus Tuk-Tuk und Transporter) und nur ganz vereinzelt mit einem Reisebus. Grosse Entfernungen sind nicht das Ziel.

Unterwegs auf dem Tonle Sap – vorbei an schwimmenden Dörfern. Bild: Thurgau Travel

Von unserem Startpunkt in Siem Reap bis zum Flusshafen von Saigon legen wir in 14 Tagen insgesamt nur 753 Kilometer zurück. So bleibt unterwegs viel Zeit für einen bis zwei Landgänge am Tag. Im Dort Opopel sind wir beispielsweise in einer Grundschule zu Gast. In Klasse drei mühen sich die Kinder mit ihren Englischbüchern. Es geht um Gemüse auf dem Markt. «Aber viel lieber hätten wir Eiscreme», sagt ein vorwitziger Junge mit breitem Grinsen.

In Opopel wohnen viele Menschen zum Schutz vor den Regenfluten noch traditionell in schwankenden Häusern aus Bambus auf Holzstelzen. Kühlschränke mit Gefrierfach sind für viele ein unerreichbarer Luxus.

Die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh beeindruckt mit Königspalast, Silberpagode und pulsierenden Märkten. Bild: Thurgau Travel

Etwa nach einer Woche haben wir Phnom Penh erreicht. Die Mekong Discovery ankert direkt im Zentrum. Bis zum goldglänzenden Königspalast und der Silberpagode ist es nur eine kurze Fahrt mit dem Tuk-Tuk. Beides lassen wir uns nicht entgehen. In einer coolen Rooftop- Bar geniessen wir anschliessend einen Blick auf die Lichter der aufblühenden nächtlichen Grossstadt.