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Grosse Worte in den Zeitungsinseraten: Hotelplan und Dertour inszenieren ihre Fusion als perfekte Verbindung. Bilder: TN

Kommentar Nach den warmen Worten folgt die harte Arbeit

Reto Suter

Die grosse Inszenierung ist vorbei, jetzt folgt die Realität: Hotelplan und Dertour haben sich öffentlich ihre Liebe erklärt – jetzt müssen sie zeigen, dass sie zusammen auch den Alltag meistern.

Die Reisebranche lebt von Emotionen, Leidenschaft und der Nähe zu Menschen. Anders als das Finanz- oder Pharmageschäft ist sie ein Business, das mit Fernweh und Gefühlen spielt. Doch muss es wirklich gleich eine kitschige Liebesgeschichte sein?

Erst hat Hotelplan die Übernahme durch Dertour respektive Hometogo in grossen Zeitungsinseraten emotional kommentiert – und damit viel positive Resonanz erhalten. Nun legt Dertour Suisse nach und schickt unter dem Titel: «It’s a match!» eine «Liebeserklärung» an Hotelplan.

Das wirkt nicht gleich anbiedernd, aber doch etwas gar rührselig und aufgesetzt. Jahrelang standen sich Hotelplan und Dertour als knallharte Konkurrenten gegenüber, buhlten um dieselben Kundinnen und Kunden, wetteiferten um Marktanteile. Und jetzt soll es plötzlich die grosse Romanze sein, als hätten sich zwei Seelenverwandte endlich gefunden? Da darf man ruhig mal die Augenbrauen hochziehen.

Zwischen Romantik und Realität

Die Wahrheit ist eine andere: Hotelplan wurde von der Migros verstossen und zur Adoption freigegeben. Dertour hat lange abgewogen, verhandelt und nach Monaten des Zögerns entschieden, den einstigen Rivalen unter sein Dach zu nehmen. Nichts anderes als eine pragmatische Geschäftsentscheidung.

Für die Angestellten ist die neue Konstellation eine gute Nachricht: Sie müssen sich nicht Knall auf Fall nach einem neuen Job umsehen. Doch nach den warmen Worten und den gefühlvollen Inseraten ist es nun an der Zeit, dass die neuen Partner die wirkliche Arbeit angehen. Die Integration eines Unternehmens dieser Grösse ist kein Selbstläufer, es braucht strategische Anpassungen und wohl auch einige harte Entscheidungen.

Ob aus diesem Zusammenschluss eine echte, tragfähige Partnerschaft entstehen kann, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Wenn es beiden Unternehmen gelingt, ihre Stärken klug zu verzahnen und gemeinsam zu wachsen, dann sind auch weitere öffentliche Liebesbekundungen mehr als verdient. Bis dahin geht es darum, den Grundstein für eine langfristige, stabile Beziehung zu legen – und genau darauf sollten sich Hotelplan und Dertour nun konzentrieren.