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Aggressive Passagiere bringen Schweizer Airlines an ihre Grenzen
Im Jahr 2024 erreichten die Vorfälle mit renitenten Passagieren an Bord Schweizer Fluggesellschaften einen neuen Höchststand. Laut dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) gab es insgesamt 1730 Meldungen – ein Anstieg um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und mehr als je zuvor. Selbst vor der Corona-Pandemie lag die Zahl der Zwischenfälle mit 1357 deutlich niedriger, obwohl das Passagieraufkommen damals höher war.
Die häufigsten Probleme sind die Missachtung von Crew-Anweisungen (432 Fälle), verbale Entgleisungen gegenüber Flugbegleitern (360 Fälle), Verstösse gegen das Rauchverbot (308 Fälle) und exzessiver Alkohol- oder Drogenkonsum (201 Fälle). In knapp 100 Situationen eskalierte die Lage sogar zu körperlicher Gewalt gegen die Crew, wie die «Aargauer Zeitung» (Abo) schreibt.
Zur Sanktionierung verhängte das BAZL im vergangenen Jahr 142 Geldstrafen zwischen 400 und 1000 Franken. Allerdings gestaltet sich die Durchsetzung oft schwierig, da viele Störenfriede nach ihrer Rückkehr ins Ausland nicht mehr greifbar sind. Auch die Swiss bestätigt einen langfristigen Anstieg solcher Vorfälle, macht aber keine Angaben zu verhängten Flugverboten. Die Airline betont, dass ihr Personal speziell geschult wird, um problematische Passagiere frühzeitig zu erkennen und Eskalationen zu verhindern.
Drastische Vorfälle
Ein besonders drastischer Vorfall ereignete sich im Frühjahr 2024 auf einem Swiss-Flug von New York nach Zürich. Laut einem FBI-Bericht griff ein belgischer Passagier eine Flugbegleiterin sexuell an, versuchte mit Fusstritten ins Cockpit einzudringen und attackierte Crew-Mitglieder mit Faustschlägen. Der Mann konnte schliesslich überwältigt werden, und das Flugzeug musste nach Newark zurückkehren.
Ein weiterer skandalöser Fall ereignete sich im November, als sich ein Paar auf einem Swiss-Flug von Bangkok nach Zürich in der Bordküche sexuell vergnügte. Eine Kamera zeichnete die Szene auf, das Video wurde später unter Swiss-Mitarbeitern verbreitet und gelangte schliesslich an die Öffentlichkeit.
Angesichts der zunehmenden Eskalationen fordert Ryanair nun strengere Massnahmen und setzt sich bei der EU dafür ein, den Alkoholkonsum an Flughäfen zu begrenzen. Passagiere sollen maximal zwei alkoholische Getränke konsumieren dürfen, um Probleme an Bord zu minimieren. Laut dem Airline-Verband IATA kommt es inzwischen auf jedem 480. Flug zu einem Zwischenfall mit einem renitenten Passagier – 2022 war dies nur auf jedem 568. Flug der Fall. Die Zahlen zeigen: Das Problem nimmt weiter zu, und Airlines müssen dringend handeln.