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Majestätisch und zeitlos: Die Pyramiden von Gizeh – doch die neue Edelweiss-Route funktionierte zum Start eher schlecht als recht. Bild: Adobe Stock

«So ein Produkt verkaufst du als Reisebüro nicht»

Reto Suter

Gross angekündigt, schnell wieder gestrichen – die Edelweiss-Route nach Gizeh/Sphinx wird auf Eis gelegt. Während die Airline mangelnde Nachfrage als Grund nennt, sehen Branchenprofis hausgemachte Fehler.

Es waren tolle Neuigkeiten für Ägypten-Fans: Die Schweizer Ferienfluggesellschaft Edelweiss kündigte im vergangenen Jahr stolz ihre neue Verbindung von Zürich nach Gizeh/Sphinx an. Die Strecke sollte das «Tor zu den Pyramiden» erschliessen und reiselustige Schweizerinnen und Schweizer direkt an die Faszination des alten Ägyptens heranführen. Doch kaum zwei Monate nach dem feierlichen Erstflug am 18. Dezember 2024 ist schon wieder Schluss – zumindest vorerst.

Eigentlich sollte die Verbindung bis Anfang Mai 2025 bestehen bleiben, doch die Edelweiss hat sämtliche Flüge gestrichen und begründet die Entscheidung mit einer zu geringen Nachfrage. «Die Buchungslage für die kommenden Monate ist sehr tief, deshalb wurden die Flüge annulliert», heisst es von Seiten der Airline. Wer bereits ein Ticket für die nächsten Wochen hatte, wurde informiert – und bleibt nun auf alternative Verbindungen angewiesen. Der nächste buchbare Flug der Edelweiss nach Gizeh/Sphinx findet am 17. Dezember 2025 statt. Ab dann soll die Strecke – wie bereits für diesen Winter geplant – zweimal wöchentlich bedient werden.

Branchenprofis kritisieren Flugzeiten und Strategie von Edelweiss

In der Branche sorgt der abrupte Rückzug für Stirnrunzeln. Georges Müller, CEO der Sphinx Travel GmbH, hält die Argumentation der Edelweiss für fragwürdig: «Der Flug, auf dem ich selbst war, war voll, und Ähnliches habe ich von Kunden und Bekannten gehört. Ich bin überzeugt, dass diese Verbindung viel Potenzial hat, insbesondere auch für Golferinnen und Golfer», sagt er zu Travelnews.

Müller kritisiert zudem, dass rund um die Strecke von Anfang an Unsicherheit herrschte. Erste Flüge seien frühzeitig gestrichen worden, was das Vertrauen in das Angebot erschwerte. Ein weiterer Schwachpunkt: die unattraktiven Flugzeiten. «Viele Flüge fanden mitten in der Nacht statt – ein Unding bei einem Vier-Stunden-Flug. So ein Produkt verkaufst du als Reisebüro nicht.»

Ein weiterer Aspekt könnte ebenfalls eine Rolle gespielt haben: die Erwartungshaltung an die baldige Eröffnung des Grand Egyptian Museum. Müller vermutet, dass die Edelweiss die Route im Hinblick auf die neue Mega-Attraktion ins Programm nahm – allerdings sei ihm früh klar gewesen, dass die komplette Eröffnung nicht vor 2025 erfolgen werde.

Auch Reto Amin, Geschäftsführer von Amin Travel, sieht die Strecke nicht als grundlegend problematisch an. Er glaubt an das Potenzial der Destination – jedoch erst dann, wenn mehr Hotels in der Region eröffnet haben und das Grand Egyptian Museum seine Pforten für Besucherinnen und Besucher vollständig öffnet. Zudem verweist er auf starke Konkurrenz: «Swiss und Egyptair bieten Nonstop-Flüge nach Kairo – und das zu angenehmen Tagesflugzeiten», sagt Amin. Der Flughafen Kairo liegt lediglich 50 Kilometer von Gizeh/Sphinx entfernt und ist für viele Reisende die weitaus praktischere Wahl.

Trotz der vorübergehenden Einstellung der Edelweiss-Verbindung sieht Hotelplan Suisse Ägypten weiterhin als aufstrebende Destination mit grossem Potenzial. «Wir bedauern den Entscheid der Edelweiss, die Direktflüge zum Sphinx International Airport in Ägypten auszusetzen», heisst es in einer Stellungnahme des Reiseveranstalters.

Gleichzeitig betont Hotelplan Suisse, dass Ägypten – und insbesondere Kairo – als Reiseziel immer beliebter werde. Die Entwicklung der Stadt zu einem absoluten Trendziel schreite weiter voran. «Mit der Eröffnung des Grand Egyptian Museum dürfte das Interesse nochmals einen kräftigen Schub erhalten», so Hotelplan Suisse.

Ob die Edelweiss-Route nach Gizeh/Sphinx tatsächlich eine zweite Chance bekommt, bleibt abzuwarten. Dann könnte sich zeigen, ob die Idee einer Direktverbindung zu den Pyramiden tragfähig ist oder ob die Schweizerinnen und Schweizer weiterhin die Flüge nach Kairo bevorzugen.