On The Move

Ein friedlicher Anblick: Die weissen Häuser von Santorini leuchten über der Ägäis – doch unter der Erde rumort es weiter. Bild: Adobe Stock

Santorini bebt, und die Angst wächst

Seit Tagen wird die Ägäis-Insel Santorini von einer unaufhörlichen Erdbebenserie erschüttert. Während Tausende Menschen fliehen, rätseln Seismologen über die Ursache – und warnen vor möglichen Vulkanausbrüchen und Tsunamis.

Den zwölften Tag in Folge bebt die Erde nordöstlich der Ägäis-Insel Santorini unablässig. Tausende Menschen haben das griechische Eiland bereits verlassen. Seismologen rätseln über das Phänomen und fürchten, ein schweres Hauptbeben könne folgen. Auch vor Vulkanausbrüchen und Tsunamis warnen die Experten. Die Vorkehrungen beim Katastrophenschutz laufen auf Hochtouren.

Der Ansturm auf die Fähr- und Flugtickets auf Santorini war und bleibt gross. Fluglinien haben Sonderflüge eingerichtet, auch zusätzliche Fähren sollen fahren. «Ich habe seit Tagen nicht geschlafen, die Kinder und die Frauen weinen, es bebt alle fünf Minuten», sagte ein Mann, der einen Platz auf der Fähre Blue Star 1 nach Athen ergattert hatte, zu Journalisten. Fernsehbilder zeigten vollgepackte Autos fliehender Menschen. «Ich fühle mich wie ein Flüchtling im eigenen Land», klagte eine Frau.

Die Bewohnerinnen und Bewohner Santorinis, die Erdbeben durchaus gewöhnt sind, haben so etwas noch nie erlebt – und die Seismologen und Geologen auch nicht. Die Erdbebenserie bereitet ihnen Kopfzerbrechen. «Noch nie haben wir ein Phänomen so vieler Erdbeben binnen so kurzer Zeit registriert», sagte Geologie-Professorin Evi Nomikou einem griechischen Nachrichtensender.

Sorgen bereitet den Wissenschaftlern auch, dass durch die andauernden Beben der grosse Vulkan Kolumbos aktiviert werden könnte, der nordöstlich der Insel unter Wasser liegt. Er hatte im Jahr 1650 bei einer gewaltigen Eruption schwere Schäden im gesamten östlichen Mittelmeer angerichtet. Dazu kommt die Angst vor einem schweren Hauptbeben der Stärke 6 oder mehr. 1956 hatten zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,2 in der Region Dutzende Menschen das Leben gekostet, Tsunamis verursacht und grossen Schaden angerichtet.

Der Chef der griechischen Behörde für Erdbebenschutz, Efthymios Lekkas, glaubt nicht, dass es zur Katastrophe kommt. Der Geologe hofft, dass sich die aufgestaute seismische Energie mit einem Erdbeben der Stärke 5 bis 5,5 entladen und danach langsam Ruhe in der Region eintreten könnte. Allerdings verweisen Lekkas und all seine Kollegen auch stets darauf, dass man letztlich keine sicheren Prognosen abgeben könne.

(TN)