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Ein klassischer Oldtimer in leuchtenden Farben – das Symbol für Kubas unverwechselbaren Charme, der zuletzt jedoch etwas verblasst ist. Bild: Adobe Stock

«Das Ende der Edelweiss-Flüge nach Kuba bedauern wir sehr»

Reto Suter

Das Aus für die Edelweiss-Flüge nach Kuba stellt die Schweizer Reisebranche vor grosse Herausforderungen. Trotz der schwierigen Bedingungen bleiben die Anbieter der Karibik-Insel treu. Sie setzen auf Umsteigeverbindungen – und eine bessere Zukunft, wie eine Umfrage von Travelnews zeigt.

Der Entscheid der Edelweiss, ihre Flüge nach Kuba per Ende Februar 2025 einzustellen, sorgt in der Reisebranche für Aufruhr. Wie der Schweizer Ferienflieger gestern Montag bekannt gab, wird der letzte Flug nach Havanna am 27. Februar abheben – danach ist Schluss.

Als Hauptgründe nennt die Edelweiss eine rückläufige Nachfrage sowie unzuverlässige Bedingungen am internationalen Flughafen José Martí in Havanna. Eine langfristig stabile und zuverlässige Langstreckenverbindung sei unter den aktuellen Umständen nicht mehr möglich, so die Airline.

Bereits im Dezember hatte die deutsche Ferienfluggesellschaft Condor angekündigt, Kuba nur noch bis zum Frühling 2025 anzufliegen. Die letzten Verbindungen nach Holguín, Varadero und Havanna werden zwischen Ende April und Anfang Mai eingestellt.

Enttäuschung bei Schweizer Kuba-Spezialisten

Für Schweizer Kuba-Spezialisten und lokale Reiseanbieter bedeutet der Rückzug einen herben Rückschlag. Marius Lüthi, Co-Product-Manager bei Latino Travel, sagt auf Anfrage: «Das Ende der Edelweiss-Flüge nach Kuba bedauern wir sehr. Gleichwohl verstehen wir den Entschluss aus wirtschaftlicher Sicht der Fluggesellschaft.»

Auch Alessandra Rüfenacht, Managing Director von Latin America Tours, sieht die Einstellung der Flüge kritisch: «Wir hoffen, dass diese Entscheidung als Weckruf für den kubanischen Staat dient, um die notwendigen Voraussetzungen für europäische Fluggesellschaften zügig zu erfüllen.» Dabei betont sie, dass die Sicherheit der Passagiere weiterhin gewährleistet sei.

Koloniale Pracht und lebendige Atmosphäre: Die Altstadt von Havanna begeistert mit ihrem einzigartigen Flair. Bild: Adobe Stock

Andreas Blass, CEO von Caribbean Tours, zeigt sich ebenfalls enttäuscht, insbesondere da die Entscheidung von Edelweiss mit dem Rückzug der deutschen Airline Condor zusammenfällt. «Es gibt damit keine Direktverbindungen mehr aus der Schweiz und Deutschland nach Kuba», so Blass. Er hofft, dass sich die Lage bald stabilisiert und die Airlines ihre Flüge wieder aufnehmen.

Blass hebt hervor, dass die vergangene Weihnachtssaison in Kuba reibungslos verlief. «Unsere fast 500 Kuba-Gäste im Dezember konnten ihre Reise ohne Zwischenfälle in vollem Umfang geniessen.» Allerdings sei die Buchungszahl im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent gesunken – ein Rückgang, der auf die anhaltenden Berichte über schwierige Bedingungen in Kuba zurückzuführen sei. Eigentlich hatte Caribbean Tours mit einem Wachstum gerechnet.

Kuba-Tourismus noch stärker unter Druck

Die Bedeutung der Konnektivität für den Tourismus könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, sagt Andreas Blass. «Jede Annullierung ist ein schwerer Schlag, insbesondere für ein Reiseziel wie Kuba, das auf den Tourismus angewiesen ist», erklärt er.

Besonders im Privatsektor seien die Auswirkungen deutlich spürbar. Schweizer Gäste schätzten die authentischen Erlebnisse, die private Boutique-Hotels, Casas Particulares und Paladares bieten, betont Blass. «Wenn diese Gäste ausbleiben würden, wäre das verheerend für die neuen kubanischen Unternehmer und deren Familien, die von diesen Angeboten leben.»

Marius Lüthi, Co-Product-Manager von Latino Travel, bezeichnet den Wegfall der Edelweiss-Flugverbindung als schlechte Nachricht zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Gerade jetzt sei Kuba dabei, die Infrastruktur für den Tourismus zu verbessern, etwa durch die Erneuerung der Mietwagenflotten und die Stärkung der Versorgungssicherheit für Reisende, so Lüthi.

Ausschliesslich über Umsteigeverbindungen erreichbar

Caribbean Tours bleibt dem kubanischen Markt trotz der Herausforderungen treu. Das Unternehmen werde kurzfristig aber verstärkt auf alternative Quellmärkte wie Brasilien, Mexiko, Kolumbien oder Peru ausweichen, die Direktverbindungen nach Kuba anbieten, so Andreas Blass.

Langfristig zeigt er sich jedoch optimistisch: «Kuba ist und bleibt eines der besonderen und attraktiven Ziele in der Karibik. Auch nach der aktuellen Nachfragedelle aus Europa bin ich überzeugt, dass sich das Land wieder erholen wird.»

Auch Alessandra Rüfenacht, Managing Director von Latin America Tours, glaubt weiterhin an Kuba als Tourismusland. Das Ende der Edelweiss-Flüge bedeute in erster Linie eine Reduktion von Badegästen und spontanen Reisenden aus der Schweiz, sagt sie. «Dennoch stehen unseren Kundinnen und Kunden – die ja primär Rundreisen buchen - weiterhin verschiedene Flugoptionen zur Verfügung, um Kuba zu bereisen.

Flüge aus der Schweiz sind weiterhin über Umsteigeverbindungen möglich, etwa mit Air Europa und Iberia via Madrid oder mit Air France über Paris. Auch wenn Nonstop-Flüge aus dem deutschsprachigen Raum künftig fehlen, bleibt Kuba durch diese Optionen nahezu täglich erreichbar.