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Was bleibt von den Hotelplan-Filialen, wenn Dertour übernimmt?
Reto SuterDroht ein Kahlschlag bei den Reisebüros in der Schweiz? Die Gerüchteküche brodelt: Die Dertour Group und Hometogo sollen gemeinsam daran arbeiten, die Hotelplan Group zu übernehmen (Travelnews berichtete). Doch was würde das für die zahlreichen Hotelplan-Filialen im Land bedeuten? Die Antwort: Filialschliessungen im grossen Stil! Denn Dertour ist mit seinen Kuoni-Filialen an fast allen Standorten vertreten, wo auch Hotelplan seine Dienste anbietet.
An manchen Orten könnte auch die Kuoni-Niederlassung verschwinden. Bausubstanz der Gebäude und Mietkonditionen könnten hier eine entscheidende Rolle spielen – schliesslich würde der wirtschaftlich attraktivere Standort den Vorzug erhalten.
Eine offene Frage wäre auch, wie es mit den Hotelplan-Reisebüros weiter ginge, die in Einkaufszentren integriert sind. Während einige sie aufgrund der langen Öffnungszeiten und der teilweise geringen Besucherfrequenz als erste Streichkandidaten sehen, betrachten andere ihre Lage als Alleinstellungsmerkmal mit strategischem Potenzial. Travelnews bewertet die Situation positiv und sieht gute Chancen für Filialen in Shoppingcentern, selbst im Fall einer Übernahme.
Nach einem landesweiten Vergleich der Standorte von Kuoni und Hotelplan kommt Travelnews zu einem klaren Fazit: Bei einer Übernahme durch die Dertour Group müssten mindestens 33 Filialen schliessen, während 30 weitere auf der Kippe stünden. Lediglich 15 Standorte hätten realistische Aussichten, langfristig zu bestehen. Hier ist die Übersicht.
Grossraum Zürich
Im Grossraum Zürich gibt es derzeit 16 Filialen von Hotelplan und Travelhouse. Sollte es zu einer Übernahme durch Dertour kommen, dürften mehrere von ihnen vor dem Aus stehen. Besonders gefährdet scheinen die Filialen in Zürich-Oerlikon, Wädenswil, Baden, Uster, Bülach und im Glattzentrum Wallisellen, zu sein – sie alle befinden sich in unmittelbarer Nähe zu bestehenden Kuoni-Filialen. Ein besonders markantes Beispiel ist Bülach, wo sich die beiden Standorte von Hotelplan und Kuoni direkt gegenüber an der Marktgasse befinden.
Auch die Filialen in Dietikon, Stäfa und Rapperswil-Jona würden auf der Kippe stehen. Zwar ist die Konkurrenz hier nicht ganz so nah, mit Kuoni-Betrieben in Schlieren, Küsnacht und ebenfalls in Rapperswil-Jona etwa 20 Gehminuten entfernt. Dennoch könnten strategische Entscheidungen zu Schliessungen führen. Die Filiale am Zürcher Löwenplatz könnte aufgrund ihrer zentralen Lage erhalten bleiben, auch wenn das Kuoni-Reisebüro an der nahegelegenen Bahnhofstrasse angesiedelt ist. In Winterthur stehen gleich drei Filialen – von Kuoni, Hotelplan und Travelhouse – vor einer unsicheren Zukunft. Zwei von denen müssten voraussichtlich weichen.
Die besten Aussichten hätten die Filialen am Limmatplatz und am Flughafen Zürich, die sich ohne direkte Konkurrenz durch Kuoni in einer stabileren Position befinden. Schwierig ist die Bewertung des Travelhouse-Direktverkaufs am Hotelplan-Hauptsitz in Glattbrugg. Hier würden die Details des Übernahme-Deals über den Fortbestand entscheiden.
Ostschweiz/Südostschweiz
Kuoni ist in der Ostschweiz mit insgesamt elf Standorten stark vertreten – eine Tatsache, die bei einer möglichen Übernahme von Hotelplan düstere Aussichten für viele Hotelplan-Filialen bedeuten könnte. Besonders gefährdet erscheinen die Standorte in Wil, Frauenfeld, Rorschach und St. Margrethen, da sich diese in unmittelbarer Nähe zu bestehenden Kuoni-Filialen befinden. Auch in St. Gallen, wo aktuell zwei Kuoni- und eine Hotelplan-Filiale bestehen, könnte es zu einer Reduktion kommen – womöglich auf zwei Standorte.
Günstigere Perspektiven böten sich hingegen den Hotelplan-Filialen in Abtwil und Weinfelden. In Abtwil ist die Filiale ins stark frequentierte Einkaufszentrum Säntispark integriert, in Weinfelden ist Kuoni nicht mit einer eigenen Filiale präsent.
Im Kanton Graubünden gibt es eine einzige Hotelplan-Filiale – in der 40'000-Einwohner-Stadt Chur. Ihr Überleben wäre stark gefährdet, denn die Kuoni-Filiale in Chur liegt nur rund 200 Meter entfernt.
Zentralschweiz
In der Zentralschweiz, einer Region, in der Hotelplan stark vertreten ist, gibt es weniger Überschneidungen im Filialnetz mit Kuoni als in der Ostschweiz. Gute Chancen auf einen Fortbestand hätten die Filialen in Baar, Stans und im Einkaufszentrum Zugerland in Steinhausen, da es dort keine direkte Konkurrenz durch Kuoni gibt. Weniger optimistisch würde es hingegen für die Hotelplan-Standorte in Luzern und Sursee sowie die Travelhouse-Filiale in Zug aussehen. Hier befinden sich Kuoni-Filialen in unmittelbarer Nähe, maximal fünf Gehminuten entfernt.
Nordschweiz
In Schaffhausen liegen die Filialen von Hotelplan und Kuoni nur drei Gehminuten voneinander entfernt, was bei einer Übernahme zweifellos zur Schliessung von einem der beiden Standorte führen würde. In Basel, wo jeweils zwei Kuoni- und zwei Hotelplan-Filialen ansässig sind, würde es wohl ebenfalls zu einer Reduktion kommen. Angesichts der Standorte hätte die Filiale Basel-Rebgasse wohl bessere Chancen auf einen Fortbestand als die Filiale Basel-City. Deutlich entspannter dürfte die Situation für die Hotelplan-Angestellten in Muttenz sein: Im Kanton Basel-Landschaft ist Kuoni nicht vertreten, was den Standort – auch bei einer Übernahme – vergleichsweise sicher machen würde.
Raum Bern/Solothurn/Aargau
In den Kantonen Aargau, Solothurn, Bern und im deutschsprachigen Teil des Kantons Freiburg gibt es derzeit 16 Filialen von Hotelplan und Travelhouse. Eine mögliche Übernahme durch die Dertour Group könnte die Filialstruktur in der Region drastisch verändern. In Aarau und Buchs würde wohl mindestens eine der Hotelplan-Filialen schliessen müssen, da Kuoni bereits mit einem Standort in Aarau vertreten ist. Auch die Filiale in Olten könnte gefährdet sein, wobei ihre Lage im Einkaufszentrum Sälipark möglicherweise als Vorteil betrachtet werden könnte.
Die Zukunft der Travelhouse-Filiale in Solothurn erscheint ebenfalls wenig vielversprechend, da Kuoni in der Stadt bereits mit einer Filiale vertreten ist. Zwei Reisebüros in diesem begrenzten Einzugsgebiet dürften kaum tragbar sein – zumal im nahegelegenen Langendorf, in einem Einkaufszentrum, zusätzlich eine Hotelplan-Filiale betrieben wird. Ähnlich sieht es für die Hotelplan-Standorte in Langenthal und Biel aus, die sich in Konkurrenz zu nahegelegenen Kuoni-Filialen befinden.
In der Stadt Bern könnte von den drei bestehenden Filialen von Kuoni, Hotelplan und Travelhouse nur zwei Bestand haben. Hoffnung auf eine Zukunft könnten sich dagegen die Hotelplan-Filialen in Burgdorf und im Einkaufszentrum Shoppyland in Urtenen-Schönbühl machen, da Kuoni dort nicht vertreten ist. Gleiches gilt für die Standorte in Murten und Laupen, die ebenfalls in Regionen ohne Kuoni-Konkurrenz liegen.
Im Berner Oberland zeichnet sich ein gemischtes Bild ab. Die eine Hotelplan-Filiale in Thun dürfte aufgrund des nahen Kuoni-Standorts unter Druck geraten, während das andere Hotelplan-Reisebüro dank seiner Lage im Einkaufszentrum Oberland bessere Chancen hätte. Für die Filiale in Spiez könnte die zukünftige strategische Bewertung der Nähe zum Kuoni-Standort in Interlaken entscheidend sein.
Westschweiz
Im Raum Lausanne zeigt sich eine aussergewöhnlich hohe Marktkonzentration in der Reisebranche. Mit insgesamt 13 Reisebüro-Filialen – sechs von Hotelplan unter den Marken Travelhouse, Signature Voyages und Hotelplan sowie sieben Kuoni-Standorten – ist die Region stark umkämpft. Sollte es zu einer Übernahme kommen, müssten voraussichtlich drei bis fünf dieser Filialen weichen.
In Genf sieht die Situation etwas weniger angespannt aus. Hier gibt es aktuell fünf Standorte: zwei Kuoni-Filialen sowie je einen von Travelhouse, Signature Voyages und Hotelplan. Aus diesem Quintett könnten drei verbleiben, wobei die Hotelplan-Filiale aufgrund ihrer Einbindung in das Einkaufszentrum Balexert eher gute Überlebenschancen hätte.
Kritisch würde es hingegen für mehrere Hotelplan-Standorte in Nyon, Aigle, Vevey, Yverdon, La Chaux-de-Fonds, Fribourg und Neuenburg. Sie alle befinden sich in unmittelbarer Nähe zu Kuoni-Filialen und wären daher stark gefährdet. Bessere Aussichten hätten hingegen die Filialen in Avry, Marin und Montagny-Chamard, die in Einkaufszentren liegen und strategisch deshalb vorteilhaft positioniert sind.
Grosse Hoffnungen auf einen Fortbestand könnten sich die Hotelplan-Angestellten in Bulle und Rolle machen. In diesen Orten gibt es keine Kuoni-Filialen, was ihre Position vergleichsweise sicher erscheinen liesse.
Wallis/Tessin
Im Oberwallis ist die Lage schwer einzuschätzen, da Kuoni in Brig und Visp keine eigenen Filialen betreibt, sondern mit dem Travel Partner Zenklusen zusammenarbeitet. Welche Auswirkungen eine mögliche Übernahme durch die Dertour Group auf die Hotelplan-Filialen in Brig und Visp hätte, bleibt daher unklar. Deutlich eindeutiger scheint die Situation hingegen in Sion, wo der Hotelplan-Standort wohl kaum eine Zukunft hätte. Anders gelagert ist die Situation in Conthey. Dort liegt das Hotelplan-Reisebüro in einem Einkaufszentrum und könnte deshalb auch für die neue Besitzerin interessant sein.
Im Tessin ist die Ausgangslage schnell umrissen: Sowohl Kuoni als auch Hotelplan unterhalten Filialen in Bellinzona, Locarno und Lugano. Bei einer Übernahme dürfte in diesen Städten jedoch nur Platz für jeweils einen Standort bleiben, was wohl oder übel zu Schliessungen führen würde.