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Der SRV-Vorstand sieht sich nach der Generalversammlung auf Madeira mit wachsendem Druck konfrontiert, die Anliegen der kleinen und mittleren Betriebe ernst zu nehmen. Bild: TN

Kommentar Zeit für ein Zeichen des SRV-Vorstands

Reto Suter

Die SRV-GV auf Madeira brachte Bewegung in die sonst eher formalen Diskussionen. Der Antrag von Barbara Wohlfarth, Abstimmungen über finanzielle Themen anonym durchzuführen, scheiterte zwar. Doch die Unterstützung einiger Branchengewichte wirft Fragen auf, die der SRV-Vorstand nicht ignorieren sollte.

Barbara Wohlfarth sorgte an der Generalversammlung des Schweizer Reise-Verbands (SRV) für ordentlich Zündstoff und einen Moment des Aufbegehrens. Ihr Antrag, bei finanziellen Fragen grundsätzlich anonym abzustimmen, mag klar gescheitert sein – aber das Ergebnis war für die SRV-Spitze dennoch ein Schuss vor den Bug.

Die Unterstützung von Branchenpersönlichkeiten wie Marcel Gehring und Markus Kohli zeigt, dass das Thema keineswegs nur für kleine Reisebüros von Interesse ist. Ganz im Gegenteil: Der Wunsch nach einem geschützten Raum, in dem sich Mitglieder trauen, frei abzustimmen, ohne den strafenden Blick grosser Unternehmen zu fürchten oder als «Nestbeschmutzer» zu gelten, ist spürbar und berechtigt.

Der SRV-Vorstand begegnete dem Antrag auf anonyme Abstimmungen mit dem Hinweis auf die bestehende «offene Kommunikationskultur» und betonte, dass jederzeit eine geheime Abstimmung beantragt werden könne. Wie gut das funktioniert, hat man auf Madeira gesehen, als Gehrings Antrag auf eine anonyme Abstimmung keine Chance hatte. Dass sich bei heiklen Abstimmungen einige kleinere Büros nicht trauen, öffentlich gegen die grossen Marktteilnehmer zu stimmen, ist eine Realität, die man nicht schönreden sollte.

Wohlfarths Mut, sich gegen die SRV-Spitze und gegen die etablierten Grossen der Branche zu stellen, ist anzuerkennen – mit einem kleinen Aber: Mehr gezieltes Lobbying und ein breiterer Rückhalt aus der Branche hätten dem Anliegen zusätzliches Gewicht verliehen und den SRV-Vorstand stärker unter Zugzwang gesetzt. Gerade die Unterstützung einer starken Stimme auf der Bühne, wie der des eloquenten Markus Kohli, hätte dem Antrag vielleicht sogar zum Durchbruch verholfen.

Der SRV-Vorstand täte jedenfalls gut daran, das Thema nicht einfach als erledigt zu betrachten und in der Schublade zu verstauen, sondern ernsthaft über einen gangbaren Kompromiss nachzudenken. Einen, der die Interessen der kleineren und weniger einflussreichen Mitglieder berücksichtigt. Denn die GV auf Madeira hat eines bewiesen: Wer am Status quo festhält und die Anliegen der kleinen und mittleren Betriebe ignoriert, riskiert, dass der Druck weiter zunimmt – und das könnte beim nächsten Mal zu einem Ergebnis führen, das der SRV-Führung nicht mehr schmecken würde.