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Widerstand war da, aber die SRV-Spitze mit Vizepräsident Stéphane Jayet (links), Geschäftsführerin Andrea Beffa und Präsident Martin Wittwer wurde auf ihrem Kurs bestätigt. Alle Bilder: TN

Gegenwind für die SRV-Spitze – aber ohne Konsequenzen

Reto Suter

Im stilvollen Savoy Palace Hotel auf Madeira fand am Freitagmorgen die 97. Generalversammlung des Schweizer Reise-Verbands (SRV) statt. Travelnews beantwortet die acht wichtigsten Fragen zur GV – und zeigt die besten Bilder der bisherigen Reise.

Die erste halbe Stunde – vor dem offiziellen Start der 97. Generalversammlung – gehörte traditionell den Gastgebern. Sara Marote, Geschäftsführerin des Madeira Promotion Bureau, und Filipe Silva nutzten die Gelegenheit im Grand Ballroom des Savoy Palace Hotel, um den Schweizer Reiseprofis die Vorzüge Madeiras und Portugals aufzuzeigen.

Madeira erlebt ein markantes Wachstum bei Schweizer Gästen – sowohl bei den Ankünften als auch bei den Logiernächten. Die Schweiz gehört laut Sara Marote zu den zwölf wichtigsten Märkten für die portugiesische Ferieninsel. SRV-Mitglieder Martin Wittwer übergab Sara Marote, Sandra Lorenz (bei Visit Portugal für den Schweizer Markt zuständig) und Filipe Silva Schweizer Sackmesser – als Dank für die perfekte Gastfreundschaft.

Was war das heisseste Eisen der Generalversammlung?

Der Antrag von Barbara Wohlfarth, Inhaberin von Reisecocktail, für anonyme Abstimmungen bei einer Erhöhung von Mitgliederbeiträgen und Vorstandsentschädigungen. Kleinere Reisebüros scheuen sich laut der Reiseexpertin oft, öffentlich gegen die grossen Player der Branche zu stimmen, insbesondere wenn es um die Erhöhung von Mitgliederbeiträgen oder Vorstandsentschädigungen geht (Travelnews berichtete). Der SRV-Vorstand sprach sich gegen den Vorschlag geheimer Abstimmungen aus und argumentierte, dass die bestehende offene Kommunikationskultur bereits einen freien Austausch fördere. Zudem könnten geheime Abstimmungen laut Statuten jederzeit beantragt werden. Sarah Weidmann, Inhaberin von Smeraldo Tours, stellte sich mit einem kurzen Statement an die Seite von Barbara Wohlfarth. «Nur die wenigsten stehen offen hin und sagen ihre Meinung», bemerkte Weidmann. Gerade kleinere Büros hätten oft Sorge, ihre Geschäftsbeziehungen zu den grossen Unternehmen zu gefährden. Sie kritisierte zudem, dass auch die Wahlen anonym durchgeführt werden sollten, wie es beispielsweise beim Bundesrat üblich sei. Auch Marcel Gehring warb für ein Ja und beantragte gleichzeitig, auch die Abstimmung über den Antrag von Barbara Wohlfarth geheim durchzuführen. Der Chef von Let's Go Tours kam damit aber nicht durch. Letztlich scheiterte auch Wohlfarths Antrag auf geheime Abstimmungen klar: Mit nur 30 Ja-Stimmen blieb er deutlich unter der benötigten Zwei-Drittel-Mehrheit von 63 Stimmen. Dennoch darf das Ergebnis durchaus als Achtungserfolg für Barbara Wohlfarth gewertet werden.

Gibt es künftig eine Amtszeitbeschränkung für Vorstandsmitglieder?

Nein. Barbara Wohlfarth hatte dafür geworben, maximal drei Amtszeiten zuzulassen. Sie begründete diesen Vorstoss mit dem dringenden Bedarf an jungen Talenten, die neue Impulse in den Verband bringen sollen. Der Vorstand lehnte die vorgeschlagene Amtszeitbeschränkung ab, da er die repräsentative Zusammensetzung des Gremiums – bestehend aus CEOs grosser Veranstalter, mittelgrossen Anbietern und Inhabern unabhängiger Reisebüros – für essenziell hält, um die Interessen der gesamten Branche effektiv zu vertreten. Die Generalversammlung stützte den Vorstand. Der Antrag verpasste die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit deutlich.

Wie viel Rückhalt geniesst Präsident Martin Wittwer?

Sehr grossen. Drei Jahre nach seiner Wahl musste sich SRV-Präsident Martin Wittwer statutengemäss einer Wiederwahl stellen. Mit Leidenschaft und klaren Zielen warb er um das Vertrauen der Branche: «Es wäre mir eine Ehre, mich für eine weitere Amtszeit als SRV-Präsident für die Schweizer Reisebranche einsetzen zu dürfen. Integrität und Zusammenhalt stehen im Vordergrund – es geht darum, zu integrieren statt auszugrenzen. Unsere Kommunikation nach innen und aussen muss gestärkt werden, und ich bin mit ganzem Herzen dabei», erklärte er vor der Generalversammlung. Sein wichtigstes Ziel formulierte Wittwer klar: «Wir wollen weitermachen, mit einer starken Stimme für die gesamte Branche!» Die Botschaft fand grossen Anklang. Auch Vizepräsident Stéphane Jayet würdigte Wittwers Arbeit und betonte die erfolgreiche Einbindung der Romandie in die Geschäfte des SRV. Ohne Gegenstimme und bei nur einer Enthaltung wurde Wittwer souverän wiedergewählt. Die Generalversammlung dankte Wittwer nach der Wahl mit einem herzlichen Applaus.

Wie geht es dem Verband finanziell?

Der SRV kann auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken: Die Jahresrechnung schliesst mit einem Überschuss von 4133.74 Franken, was 3340.24 Franken über dem Budget liegt. Bei leicht rückläufigen Erträgen gelang es dem SRV, die Ausgaben noch stärker zu senken, wodurch das positive Resultat zustande kam. Das ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr, in dem der Verband ein Defizit von fast 32'000 Franken verzeichnete. Mit einem Verbandsvermögen von derzeit 492'609.12 Franken und einer konservativen Budgetplanung für das kommende Geschäftsjahr – ein geplantes Plus von 2286.50 Franken – zeigt sich der SRV finanziell gut aufgestellt. Auch auf der Mitgliederseite berichtet der SRV von einer positiven Entwicklung: Acht neue Aktiv- und zehn neue Passivmitglieder traten dem Verband bei, darunter mit Rilex ein wichtiger Player aus der Zentralschweiz. Allerdings bleibt die Gesamtzahl der Mitglieder mit 691 etwas unter der des Vorjahres, da einige Abgänge aufgrund der Insolvenz von FTI und verschiedenen Filialschliessungen zu verzeichnen waren. Die SRV-Mitglieder hiessen die Jahresrechnung 2023/24 einstimmig gut. Auch das Budget, das für 2024/25 ein Plus von 2286.50 Franken vorsieht, wurde einstimmig angenommen.

Darf der Vorstand weiterhin eigenmächtig über seine Entschädigungen entscheiden?

Nein, künftig muss der SRV-Vorstand höhere Sitzungsgelder von der Generalversammlung genehmigen lassen. Dies beschloss die Versammlung auf Antrag von Barbara Wohlfarth mit 13 Gegenstimmen und drei Enthaltungen. Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit für diese Statutenänderung wurde damit erreicht. Aus Compliance-Gründen hielt der SRV-Vorstand die Anpassung für sinnvoll und empfahl sie zur Annahme. Allerdings ging das Thema nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne. Mehrere Mitglieder kritisierten, dass explizit nur eine Erhöhung im Antrag erwähnt werde, nicht aber eine Reduktion. Aus formalen Gründen wurde dennoch am ursprünglichen Wortlaut festgehalten. Bentour-Chef Deniz Ugur merkte nicht ohne eine gewisse Ironie an, eine Reduktion der Vorstandsentschädigungen sei äusserst unwahrscheinlich. Die SRV-Vorstandsmitglieder erhalten seit Jahren 250 Franken pro Sitzung.

Droht bald eine Verschärfung des Pauschalreisegesetzes?

Unmittelbar stehen keine Änderungen an. Ein Entwurf zur Revision der EU-Pauschalreiserichtlinie hat in Europa hitzige Debatten ausgelöst. In der Schweiz bleibt die Politik vorerst abwartend, wie eine Antwort der Bundesräte Elisabeth Baume-Schneider und Beat Jans bestätigt. Das führte André Lüthi, Leiter des Ressorts Politik an der GV aus. Die Arbeiten am Pauschalreisegesetz wurden auf Eis gelegt, bis die EU-Entwicklung genauer eingeschätzt werden kann. Dennoch sind alle Optionen offen: Die Schweiz könnte die EU-Regeln ganz, teilweise, abgeändert oder gar nicht übernehmen, Laut Lüthi setzt sich der SRV dafür ein, aktiv in den Entscheidungsprozess mit einbezogen zu werden, um die wirtschaftliche Tragbarkeit für die Branche sicherzustellen. Justizminister Beat Jans, seit Anfang Jahr für das Reisedossier zuständig, machte in einem Schreiben klar: «Auch für mich ist es selbstverständlich, dass die weiteren Arbeiten im Reiserecht nur unter Einbezug der Branche weitergeführt werden sollen.» André Lüthi sagt unmissverständlich: «Wir müssen uns einbringen, um das künftige Pauschalreisegesetz mitzugestalten», so der Appell des Ressortleiters Politik an die GV. «Es wäre falsch, einfach zuzuschauen, was die Politik in diesem Dossier unternimmt.»

Wie blickt der SRV in die Zukunft?

SRV-Präsident Martin Wittwer zeigt sich optimistisch – und das aus gutem Grund. Die Prognosen sind vielversprechend: Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco erwartet ein Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent, der starke Franken stärkt das Budget der Schweizerinnen und Schweizer für Auslandreisen, die Teuerung sinkt, und die Reiselust bleibt laut Wittwer gross. Er rechnet deshalb mit einem Plus gegenüber dem laufenden Jahr. Ein Wermutstropfen bleibe jedoch: «Das Geschäft mit den USA könnte wegen der Wahl von Donald Trump kurzfristig einen Dämpfer erleiden», so der SRV-Präsident. «Persönliche Beratung bleibt unser grosses Alleinstellungsmerkmal – aber nur, wenn wir den digitalen Wandel aktiv gestalten», betont Wittwer. «Wir brauchen dafür einen leistungsstarken IT-Werkzeugkasten. Unser Geschäftsmodell ist zukunftssicher, solange wir konsequent in digitale Innovation investieren.» Auch SRV-Geschäftsführerin Andrea Beffa – sie wird die Geschäftsführung des Reise-Verbands nach ihrer Babypause im Januar wieder übernehmen – blickte in die Zukunft. Wichtigste Ziele seien, die Zahl der Mitglieder wieder zu steigern und zusätzliche Austauschplattformen zu schaffen, gerade auch im Bereich der Academy, so Beffa.

Wohin geht die nächste SRV-Reise?

Auf zwei Flussschiffe der Twerenbold Gruppe. Vom 18. bis zum 20. November 2025 (Dienstag bis Donnerstag) werden die SRV-Mitglieder auf der Excellence Crown (derzeit noch im Bau) und der Excellence Empress unterwegs sein. Diese Neuigkeit überbrachte Karim Twerenbold per Video-Botschaft. Auf welchen Routen die Schiffe unterwegs sein werden, wurde noch nicht verraten.