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Drängeln zwecklos: Mit einem neuen System sorgt American Airlines an ausgewählten Flughäfen für geordnete Boarding-Prozesse. Bild: TN

Airline lässt Drängler beim Boarding auffliegen

Reto Suter

American Airlines geht gegen das Chaos beim Einsteigen vor und entlarvt Drängler per Signalton. Auch die Swiss zeigt Interesse und prüft Möglichkeiten, das Boarding effizienter zu gestalten.

Für viele Passagiere und Crew-Mitglieder ist das Boarding eine Nervenprobe. Kaum ertönt der Aufruf zum Einsteigen, bilden sich endlose Schlangen, in denen sich Drängler und Frühstarterinnen – oft ungeachtet ihrer Boarding-Gruppen – nach vorne schieben. Das Ergebnis? Verstopfte Gänge, frustrierte Reisende und nicht selten Verspätungen. Jetzt scheint American Airlines laut der «Washington Post» eine Lösung für dieses Chaos gefunden zu haben.

Die Fluggesellschaft testet an den Flughäfen in Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico und Tucson (Arizona) ein neues System, das drängelnde Passagiere auf frischer Tat ertappt. Sobald ein Passagier versucht, vor seiner zugewiesenen Boarding-Gruppe das Flugzeug zu betreten, ertönt ein akustisches Signal. Gleichzeitig erhält der Gate-Agent eine Meldung, um den Übereifrigen auf seine tatsächliche Boarding-Zeit hinzuweisen. «Es war grossartig», berichtete ein zufriedener Reisender auf der Online-Plattform Reddit. «Ich habe gesehen, wie fünf Leute aus der Schlange geworfen wurden, weil sie zu früh dran waren. Endlich Ordnung!»

Laut einem Sprecher von American Airlines soll die Technologie dafür sorgen, dass Reisende, die für Priority Boarding gezahlt haben oder einen Vielfliegerstatus besitzen, ihre Vorteile reibungslos nutzen können. Für alle anderen heisst es: Geduld und Zurückhaltung – bis die eigene Boarding-Gruppe an der Reihe ist. Für Familien gibt es aber eine Ausnahme: Diese können nach Absprache trotzdem gemeinsam einsteigen, auch wenn sie unterschiedlichen Gruppen zugewiesen sind.

Swiss schliesst vergleichbaren Test nicht aus

Die Swiss verfolgt den Boarding-Test von American Airlines, bei dem Drängler per Signal entlarvt werden, mit Interesse. Das Boarding in Gruppen ist für die Schweizer Airline nicht neu: «In der Schweiz und mit der gegebenen Infrastruktur machen wir mit unserer aktuellen Unterscheidung nach Familien mit Kindern sowie Priority 1 und 2 vor den restlichen Gruppen gute Erfahrungen», sagt eine Swiss-Sprecherin auf Anfrage.

Verbesserungen im Bereich der digitalen Anzeigen oder zusätzliche Ansagen, um das Boarding effizienter zu gestalten, wären Swiss zufolge durchaus denkbar. Hier sind wir jedoch auf unsere Systempartner am Flughafen angewiesen. Wir stehen diesbezüglich in einem konstruktiven und steten Austausch», so die Swiss-Sprecherin.

American Airlines plant bereits, das System auf weitere Flughäfen auszudehnen, darunter den Ronald Reagan Washington National Airport. Ob das Boarding-System bald flächendeckend eingeführt wird, bleibt abzuwarten – für drängelnde Passagiere könnte jedoch eine neue Ära der Boarding-Disziplin anbrechen.