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«Für Emirates ist die Schweiz ein sehr interessanter Markt»
Gregor WaserHerr Lootah, Sie sind seit bald 100 Tagen Schweiz-Chef von Emirates. Wie gut kennen Sie den Schweizer Reisemarkt schon?
Mohammad Lootah: Ich hatte schon viele, wertvolle Kontakte zu den Trade- und Flughafen-Partnern. Und ich habe hier eine sehr einladende Atmosphäre und ein sehr starkes Team angetroffen, ob in den Bereichen Trade, Corporates oder Cargo. Das hat mir den Start erleichtert und einfach gemacht. Der Schweizer Reisemarkt ist sehr strukturiert und klar und die Trade-Partner sind offen für Ideen und Vorschläge.
Wir sehen drüben am Flughafen eine A380 der Emirates stehen, bald erfolgt der Abflug. Wie wichtig ist der Flugzeug-Typ?
Die A380 ist unser Flaggschiff-Produkt. Wann immer die Leute hier an den A380 denken, denken sie an Emirates. Wir verfügen mit 116 Flugzeugen über die grösste A380-Flotte. Und die Leute buchen spezifisch die Flüge mit A380. Im Gegensatz zu anderen Airlines, die nicht mehr an diesen Flugzeug-Typ glauben, halten wir daran fest. Und wir arbeiten kontinuierlich an der Qualität.
Wie präsentiert sich der Emirates-Flugplan aktuell in der Schweiz?
Am frühen Nachmittag fliegen wir mit einem Airbus A380 ab Zürich nach Dubai, abends mit einer Boeing 777. Ab Genf erfolgen beide Flüge mit einer Triple-7.
Wie gut kommt die neue Premium Economy auf den Triple-7-Flügen an?
Wir sind mit den Buchungen sehr zufrieden. Zunächst haben wir die Premium Economy für Flüge ab Genf lanciert, nun seit dem 1. Oktober auch ab Zürich. Die Nachfrage ist gut, die Passagiere freuen sich auf die neue Klasse.
Befürchten Sie nicht, dass bisherige Business Class Gäste in die Premium Economy abwandern?
Nein, im Gegenteil. Wir sehen vielmehr, dass bisherige Economy-Passagiere nun die Premium Economy wählen, das freut uns.
«Wir sehen, dass bisherige Economy-Passagiere nun die Premium Economy wählen.»
Wie stehts um die Wiederaufnahme eines zweiten A380 in Zürich?
Wir hatten bis vor eininge Monaten zwei A380 hier. Mit der Implementierung der neuen Premium Economy und Business Class zunächst in den Triple-7 haben wir nun einen Flug täglich mit der 777 hier in Zürich – mit vier Klassen: First, die neue Business Class, die neue Premium Economy und die aufgewertete Economy. Das gibt unseren Passagieren gute Auwahlmöglichkeiten.
Wann werden die A380 mit den neuen Kabinen ausgestattet?
In einigen Maschinen ist der Wechsel schon erfolgt, auf der Maschine nach Zürich noch nicht.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung von Emirates in der Schweiz?
Dass wir unseren aktuellstes Produkt gleich in der Schweiz einführen, ist ein Statement von uns, für Emirates ist die Schweiz ein sehr interessanter Markt. Für uns ist die Schweiz ein sehr guter Testmarkt, um zu sehen, ob das neue Produkt ankommt und ob Anpassungen nötig sind. Die Schweiz ist für uns ein Premium Markt mit zahlungskräftigen Kunden. Wir sind bereits über 30 Jahre in der Schweiz, haben also eine lange Geschichte seit 1992 hinter uns, um nun hier zu stehen, wo wir sind.
Stehen weitere Innovationen an?
Wir entwickeln uns stetig weiter, überprüfen, welche Trends aufkommen – etwa nun auch mit der Integration des Flugzeug-Typs A350, verbesserter Unterhaltung und einem eleganten Innendesign. Emirates schaut nicht bloss auf das kommende Jahr, sondern auf die nächsten 10 oder 20 Jahre.
Der Konflikt im Nahen Osten hat sich diese Woche intensiviert – mit welchen Auswirkungen auf Emirates?
Schauen Sie, in der Airline-Industrie sind wir permanent vielen Herausforderungen ausgesetzt, ob Konflikte, andere Schwierigkeiten, die Pandemie, das wechselt jedes Jahr. Für uns an erster Stelle steht die Sicherheit. Wenn wir aus Sicherheitsgründen die Route oder die Häufigkeit von Flügen ändern müssen, machen wir das. Jede Industrie hat ihre Herausforderungen.
Welche weiteren Herausforderungen sind auf Sie seit Ihrem Start hinzugekommen?
Mein Team hat mir vieles erleichtert. die Challenge ist, 28 Flüge pro Woche, also 1500 Flugsitze am Tag, ab der Schweiz zu füllen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir jeden Tag fokussiert sein und Wege finden, das zu schaffen.
War es im September schwierig, die Auslastung hoch zu halten?
Für alle Airlines ist der September eine Herausforderung, da gilt es Lösungen zu finden. Liegt für Leisure-Passagiere eine spezifischer Monat eher in der Tiefsaon, gibt es Chancen in einem anderen Segment, etwa den Geschäftsreisen. Dieses Wechselspiel ändert sich monatlich. Im Oktober haben wir wieder einen Peak bei Ferienreisen. Der Passagiermix ändert sich übers Jahr hinweg ständig. Dafür planen wir weit im Voraus.
«In Genf eröffnen wir ein neues Retail-Office.»
Vor einigen Tagen fand die «Emirates Passenger Conference 2024» in Dubai statt. Waren Sie auch da?
Ja.
Welche strategischen Visionen wurden da geäussert?
Der Titel der Konferenz lautete «Next Era». Da ging es um unsere Pläne für die nächsten 20, 30 Jahre. Wir müssen da strategisch vorgehen. Insbesondere, weil in Dubai mit dem «Dubai World Central» ein neuer Flughafen entsteht. Unser Umzug an den neuen Flughafen wird sicher ein künftiger Schwerpunkt sein, gleichzeitig geht es um Überlegungen zu neuen Flugzeugen, neuen Produkten.
Wie muss man sich den neuen Flughafen vorstellen?
DWC wird total fünf Runways haben, die gleichzeitig bedient werden können. Ein Runway ist für Frachtflüge bereits verfügbar. Der Ausbau erfolgt in vier Phasen. Der Plan ist, die Grösse des aktuellen Dubai Airports zu verdoppeln. Diese Schritte sind mit der Strategie «D33» gekoppelt, der Gesamtstrategie der Stadt. Bis zum Ende der nächsten zehn Jahre sieht der D33 Plan vor, 400 Städte in die Liste der wichtigsten Handelspartner aufzunehmen.
Welche Pläne hegen Sie in der Schweiz für das Jahr 2025?
In Genf eröffnen wir ein neues Retail-Office. Dann werden wir die Premium Economy noch stärker vorantreiben und uns im Schweizer Reisemarkt noch stärker engagieren. Wir sehen uns nicht als ausländische Fluglinie, sondern als eine, die schon seit 1992 hier ist und Teil der Schweizer Community ist. Und für den Trade planen wir zahlreiche Events und Webinare, die Kommunikation mit unseren Partner und zu hören, welche Wünsche sie haben, ist uns sehr wichtig.
Und wie schaut Ihre bisherige Karriere aus? Wollten Sie schon immer zu einer Airline?
Ich habe in einem Servicebereich des Dubai Governments angefangen. Nach dem Studium wollte ich mich einer globalen Firma anschliessen. Und mit Emirates bot sich eine lokale Firma mit einer globalen Ausrichtung an. Nachdem ich den harten Selektionsprozess geschafft hatte, ging es los: mittlerweile mit Stationen in Saudi-Arabien, Kuwai, Jordanien und Tel Aviv. Und nun freue ich mich, hier in der Schweiz zu sein und in diesem Markt zu arbeiten. Und das Land ist wunderschön, ich freue mich, die Regionen noch besser kennenzulernen, auch beim Besuch unserer Partner aus der gesamten Schweiz.