On The Move
Kommentar Der Hotelplan-Verkauf, eine Geduldsprobe
Gregor WaserSchon acht Monate sind vergangen: Am 2. Februar 2024 kündigte die Migros an, die Reisetochter Hotelplan Group abstossen zu wollen. Bis heute ist von aussen betrachtet noch nichts passiert.
Hinter verschlossener Tür werden die Verkaufsbemühungen, Gespräche und Verhandlungen zweifellos intensiv geführt. Schliesslich lautet das Ziel von Migros-Konzernchef Mario Irminger, die Hotelplan-Gruppe als Ganzes bis Ende Jahr an einen Käufer abzutreten. Ob dieser Fahrplan aber weiterhin realistisch ist?
Je länger die Suche nach einer neuen Eigentümerschaft dauert, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Hotelplan Group doch in Einzelteile zerlegt wird und die Geschäftseinheiten Hotelplan Suisse, Volume Touroperating, Hotelplan UK, Interhome und Business Travel einzel veräussert werden.
Schwieriger Zeitpunkt
Offenbar animiert die aktuelle Situation im Reisemarkt sowie die Weltlage nicht dazu, gleich eine gesamte Reisegruppe zu übernehmen. Die FTI-Pleite hat branchenfremde Investoren misstrauisch gestimmt. Private-Equity-Gesellschaften seien derzeit eher daran interessiert, Beteiligungen zu verkaufen, als neue Assets zu übernehmen, ist aus Finanzkreisen zu hören.
Und die Platzhirsche TUI und Dertour? Die dürften wohl erst bei einem in Einzelteile zerlegten Konstrukt konkret in den Ring steigen. Eine gesamthafte Übernahme ist wettbewersrechtlich schwierig und zweitens – etwa, was die Filialstandorte betrifft – nur vereinzelt sinnvoll. Dass sich TUI, Dertour, aber auch Coral Travel oder Aerticket, bereits bei den Überbleibseln der FTI Group bedient haben, ob bei Kunden, Mitarbeitenden oder der Mietwagenabteilung Drive FTI, schürt den Übernahmehunger, woanders auch noch zuzuschlagen, auch nicht gerade.
Hinzu kommt nun: mit dem vollends eskalierten Nahost-Konflikt – der israelischen Bodenoffensive im Libanon, dem iranischen Gegenschlag auf Israel und der zu erwartenden Reaktion Israels – ist bei allen möglichen Käufern, ob etablierte Reiseunternehmen oder erst recht branchenfremden Investoren, aktuell vor allem Abwarten und Zurückhaltung angesagt. Unsere Prognose: nach einem Jahr der vergeblichen Käufersuche für die gesamte Gruppe, dürfte im neuen Jahr der Verkauf einzelner Geschäftseinheiten losgehen. Unzimperlich ist die Migros-Spitze beim Abstossen von Tochterunternehmen schliesslich nicht, was die Schliessung der Zahnmedizin-Firma Bestsmile von dieser Woche verdeutlicht.
Das lange Warten für Mitarbeitende und Hotelplan-Agenten
Während die Fragezeichen, wie es künftig weitergeht, weiterhin über der Sägereistrasse 20 in Glattbrugg schweben, ist die Hotelplan Group gemäss Unternehmenssprecherin Muriel Wolf Landau (siehe Box) auf gutem Kurs in diesem Jahr und die Mitarbeitenden lassen sich vom Schwebezustand nicht beirren. Zwar hätte das Badeferiengeschäft im Sommer besser ausfallen können, doch das Buchungshoch im Herbst sowie eine grosse Nachfrage bei den Travelhouse-Spezialisten deuten auf ein solides Jahresergebnis hin.
Beim Personal ist zwar keine erhöhte Fluktuation festzustellen. Zehn ausgeschriebene, offene Stellen sind an der Tagesordnung. Doch der neuliche Wechsel von Asien Product Manager André Seiler zu TravelClub kann auch als Zeichen dafür gelesen werden, dass bei manchem Hotelplan-Mitarbeitenden die Geduld darüber, wie es künftig weitergeht, aufgebraucht ist.
Geduld müssen auch Hotelplan-Agenten zeigen, also jene unabhängigen Reisebüros, die traditionell auf die Karte Hotelplan setzen. Gerade bei Büros mit weniger als fünf Millionen Franken Jahresumsatz, stellt sich in jedem Herbst die Frage, auf welchen Leitveranstalter im nächsten Jahr gesetzt werden soll, um höchstmögliche Kommissionsstufen zu erreichen. Ein möglicher Umsatzshift weg von Hotelplan, weil wegen dem Schwebezustand eine gewisse Unsicherheit vorliegt, ist beim einen oder anderen Agenten möglich. Insofern wäre ein baldiger Verkaufsabschluss und Klarheit darüber, wie es weitergeht, sowohl beim Personal wie bei Agenten sehnlichst erwünscht.