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Martin Wittwer, Präsident des Schweizer Reise-Verbands, hatte an der Jahres-Medienkonferenz erfreuliche Neuigkeiten zu verkünden. Bild: TN

Herbst-Euphorie und Winter-BoomReisebranche im Höhenflug

Reto Suter

Die Schweizer Reisebranche erlebt ein starkes Herbstgeschäft und rechnet mit einem Umsatzwachstum von bis zu zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Buchungsstand für den Winter ist erfolgsversprechend – mit einer grossen Nachfrage auf der Fernstrecke.

Der Sommer gut, der Herbst auf Rekordkurs und der kommende Winter vielversprechend – die Schweizer Reisebranche kann derzeit nicht klagen. Auch wenn es bei den Buchungszahlen etwas mehr und stärkere Ausschläge gibt als im vergangenen Jahr: Ihr Geschäft brummt. Das wurde am Mittwochmorgen im Fifa-Museum an der Jahres-Medienkonferenz des Schweizer Reise-Verbands (SRV) klar.

Nachdem das Sommergeschäft im Frühling 2024 eher verhalten gestartet ist, verzeichnete es im Juli einen deutlichen Buchungsschub. Diese Zunahme dürfte auf den verregneten Juni und das Ende der Fussball-EM zurückzuführen gewesen sein und bescherte der Reisebranche für die Sommersaison ein Umsatzniveau auf der Höhe des Vorjahres. Lediglich Badeferien im unteren Preissegment waren weniger gefragt.

Herbst- und Wintergeschäft lässt die Korken knallen

Für dem Herbst erwartet der SRV für die Branche im Vergleich zum Vorjahr, das bereits ausserordentlich gut war, ein Umsatzwachstum von fünf bis zehn Prozent. «Der Herbst gilt bereits seit Jahren als Verlängerung der Sommersaison – dieses Jahr zeigt sich die Verlagerung in diese Jahreszeit etwas aufgeprägter», sagt SRV-Präsident Martin Wittwer. Zu den Trenddestinationen im Herbst gehören Ägypten, die Türkei und Mauritius.

Anlass zur Freude gibt auch der Blick etwas weiter voraus. Der Eingang langfristiger Buchungen für das Winterhalbjahr liegt laut SRV über den Erwartungen. Erfreulich für die Kundinnen und Kunden: Die Flugpreise auf der Langstrecke sinken tendenziell.

Die Schweizerinnen und Schweizer buchen fleissig Fernreisen für den Winter. Hoch in Kurs sind unter anderem die Malediven. Bild: Adobe Stock

Dies könnte mitunter ein Grund sein, weshalb die Reisebranche deutlich mehr Buchungen auf der Fernstrecke verzeichnet. Hier liegen vor allem Thailand, der Indische Ozean sowie die Karibik im Trend.

Geopolitische Lage macht Sorgen

Der SRV befragte im Juni 169 Mitglieder der Reisebranche im Rahmen einer Online-Umfrage zu den aktuellen Chancen und Risiken im Reisegeschäft. Als grösste Herausforderung wurden die geopolitischen Krisen genannt (Vorjahr: Platz 5). Sie bringen für die Branche einen Zusatzaufwand mit sich, weil mehr Planung und Beratung nötig ist.

Wie SRV-Präsident Martin Wittwer an der letztjährigen Medienkonferenz prognostiziert hatte, sind die Kundinnen und Kunden auch preissensibler geworden. Insbesondere Familien achten aufgrund des Kaufkraftverlusts mehr aufs Geld. Die Bedenken bezüglich der Preisentwicklung belegten Platz 2 des Barometers.

Bei den Trends und Begebenheiten, die das Reisen künftig massgeblich verändern werden, rangierte bei der Umfrage der Einfluss der Klimaerwärmung ganz oben. Das hat unter anderem Auswirkungen auf die Destinationswahl und die Saisonalität.

Auf den Plätzen 2 und 3 folgten der Wunsch nach individuellen Ferienerlebnissen und das Thema künstliche Intelligenz. «KI ist schon länger in der Reisebranche angekommen – sei dies beim Erstellen von Reiseprogrammen und Offerten, der Hilfe bei der Planung von Reiserouten oder KI-Technologien beim Kundensupport», so Wittwer.

Generell ein grosses Thema im Reisegeschäft ist Overtourism. Erstaunlicherweise kommt es bei Beratungsgesprächen jedoch nur selten zur Sprache. Lediglich knapp drei Prozent der Befragten gaben in der SRV-Umfrage an, dass Kundinnen und Kunden das Thema von sich aus aufs Tapet brachten.

Der SRV-Präsident sagt dazu: «Der Overtourismus ist in bestimmten Hotspots definitiv ein Problem. Die gesamte Reisebranche steht in der Pflicht, mit lokalen Organisationen und politischen Behörden einen Konsens zu finden.»