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Die Vorstandsmitglieder der TPS verdienen neu ein Drittel mehr als bisher. Gleichzeitig steigt der Jahresbeitrag für die Mitglieder. Bild: Adobe Stock

Kommentar Diese Lohnerhöhung ist unsensibel

Reto Suter

Die Vorstandsmitglieder der «Travel Professionals Switzerland» lassen sich künftig eine Entschädigung von 4000 Franken pro Jahr auszahlen – ein Drittel mehr als bisher. Diese Lohnerhöhung hätte warten können – auch als Zeichen an die Mitglieder.

Die «Travel Professionals Switzerland» (TPS) sind eine Erfolgsgeschichte. Vielleicht sogar eine beispiellose in der Schweizer Reisebranche. Seit der Gründungsversammlung vor rund zwei Jahren geht es mit dem grössten Zusammenschluss unabhängiger Reiseunternehmen in der Schweiz steil bergauf. Die Mitgliederzahlen wachsen rasant, und die Zahl der Premiumpartner steigt stetig. Und für die Reisebüros das Wichtigste: Die Mitgliedschaft ist lukrativ. Es lockt ein jährlicher Bonus von einigen tausend bis zu mehreren zehntausend Franken.

Dazu tragen die Menschen an den Schalthebeln entscheidend bei: der innovative und dynamische Geschäftsführer Thomas Althaus zusammen mit dem gut vernetzten und weitsichtigen Vorstand, bestehend aus Reiseprofis mit jahrzehntelanger Erfahrung. Ganz nach dem Motto «Stillstand ist Rückschritt» schrauben die Führungsfiguren an einer erfolgreichen Zukunft der TPS-Genossenschaft. Neue technische Lösungen wie etwa ein detaillierter Umsatz-Tracker sowie massgeschneiderte Social-Media-Kampagnen als Weiterentwicklung zu klassischen Katalogen spielen den Mitgliedern in die Hände.

Einzig bei den Finanzen sind die «Travel Professionals Switzerland» noch nicht dort, wo sie gerne sein möchten. Es fehlt ein finanzielles Polster für Krisenzeiten. Auch dieses Problem ist erkannt und schon bald behoben. Wobei die Mitglieder hier nicht ungeschoren davonkommen. Ihr Jahresbeitrag steigt um fast 30 Prozent, von bisher 1000 auf neu 1290 Franken. Das haben die Mitglieder an der Generalversammlung selbst beschlossen. Manche wohl zähneknirschend, weil es ein happiger Aufschlag ist. Aber doch im Wissen, dass die Erhöhung Not tut, weil dadurch reichlich zusätzliches Geld in die Kasse fliesst, das die TPS braucht.

Lohnerhöhung hat einen faden Beigeschmack

So gut das Gespür des TPS-Vorstands bei vielen seiner Entscheidungen sein mag, an einer wichtigen Kreuzung ist er falsch abgebogen. Jedes Mitglied des Führungsgremiums wird für seine Arbeit neu mit 4000 Franken pro Jahr entschädigt. Das sind 1000 Franken mehr als bisher. Hinzu kommen Sitzungsgelder und eine Transportentschädigung. Natürlich gilt es anzumerken, dass der Vorstand das nicht eigenmächtig bestimmen konnte, sondern auf den Segen der Generalversammlung angewiesen war. Dieser Einwand greift allerdings zu kurz.

Auch wenn an der GV einzig das selbst ernannte «Enfant terrible», Sarah Weidmann, das Wort ergriff und die Erhöhung in Frage stellte: Zahlreichen Mitgliedern war es mit der höheren Vergütung für den Vorstand nicht wohl. Das offenbarten einerseits die Gegenstimmen und Enthaltungen an der Generalversammlung und noch viel mehr die Gespräche am anschliessenden Apéro. Dabei zeigte sich: Nicht wenige Mitglieder machten die Faust im Sack und nickten die Lohnerhöhung dem Frieden zuliebe ab. Niemand möchte es sich mit den Mächtigen der Branche verscherzen. Ob eine anonyme Abstimmung das Ergebnis tatsächlich gekippt hätte, werden wir nie erfahren. Die Zahl der Gegenstimmen hätte sich aber fraglos drastisch erhöht.

Was Co-Präsident Kurt Eberhard anführte, mag stimmen: Kaum jemand reisst sich um den oft mühseligen und verantwortungsvollen Job eines Vorstandsmitglieds. Der entsprechende Zeit- und Arbeitsaufwand verdient eine angemessene Entschädigung. Besser wäre es allerdings gewesen, der Vorstand hätte mit seiner angepeilten Lohnerhöhung noch zugewartet. Klar, die paar tausend Franken an Ausgaben, die dadurch zusätzlich anfallen, kann die TPS-Kasse verkraften. Allerdings nur, weil jedes «gewöhnliche» Mitglied pro Jahr fast 300 Franken mehr abliefert. Nur schon aus psychologischer Sicht wäre es deshalb ratsam gewesen, die Lohnerhöhung auf kommendes Jahr zu verschieben.