On The Move
Vor diesen Umwegen graut es Swiss und Edelweiss
Reto SuterSeit der Eskalation des Nahost-Konflikts im vergangenen Oktober ist es ein stetiges Hin und Her: Mal fliegt die Swiss nach Israel, mal wieder nicht. Oberste Priorität hat laut der Schweizer Airline die Sicherheit. Am Donnerstag (5. September) nimmt die Swiss ihre Tel-Aviv-Flüge nach einer fünfwöchigen Pause wieder auf.
Und nicht nur das: Weil sich die Lage etwas entspannt hat, nutzt die Schweizer Fluggesellschaft auch den Luftraum über dem Irak und einen Korridor im iranischen Luftraum wieder für Überflüge. Das kann – um erfolgreich zu wirtschaften – entscheidend sein. Denn Umwege führen zu längeren Reisezeiten. Die Folge sind höhere Betriebskosten und Flugpreise.
Deutlich längere Flugzeiten wegen Restriktionen
Flugbeschränkungen kommen fast überall auf der Welt vor. Neben der komplizierten Situation betreffend Israel, Irak und Iran sind für die Swiss derzeit fünf Länder besonders von Belang, in denen es komplette oder teilweise Restriktionen für Überflüge gibt: Russland, die Ukraine, Libyen, Sudan und Jemen.
Je nach Zielland und Richtung (Hin- oder Rückflug) weicht die Swiss auf Routen über Länder wie Ägypten, Afghanistan, Aserbaidschan, Tadschikistan, Saudi-Arabien oder Pakistan aus. «Je nach Strecke haben die angepassten Routen lediglich minimalen Einfluss auf die Flugdauer», sagt Swiss-Sprecherin Karin Montani auf Anfrage. Zum Teil seien es 30 bis 45 Minuten längere Flugzeiten.
Die grössten Auswirkungen haben die Flugbeschränkzungen über Russland. Sie machen der Swiss auf den Strecken zwischen der Schweiz und Asien das Leben schwer. Nach Tokio fliegt die Schweizer Airline derzeit über Aserbaidschan, Kasachstan, China und Südkorea. Der Rückflug erfolgt in den meisten Fällen über den Nordpol – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Flugzeiten.
«Die Route von Tokio nach Zürich kann aufgrund der angepassten Flugroute je nach Wetterlage mehr als zwei Stunden länger dauern als geplant», so Swiss-Sprecherin Montani. Beim Hinflug betrage die zusätzliche Reisezeit rund anderthalb Stunden. Die angepassten Flugzeiten aufgrund der Russland-Sperrung betreffen auch die Strecke nach Schanghai. Dort verlängert der Umweg die Reisezeit um rund eine Stunde.
Die Passagiere scheinen die längeren Flüge bisher klaglos hinzunehmen. «Grundsätzlich können wir sagen, dass wir keine Auffälligkeiten im Buchungsverhalten bezüglich der betroffenen Ziele Richtung Osten feststellen», sagt Karin Montani. Allerdings mit einer Einschränkung: «Eine statistisch signifikante Korrelation zwischen längeren Flugzeiten und dem Buchungsverhalten herzustellen, ist sehr schwierig, da viele zusätzliche externe Faktoren eine Rolle spielen, wie beispielsweise die saisonale Nachfrage, das Konkurrenzverhalten oder Preisaktionen.»
Nur vier europäische Fluggesellschaften sind aufgrund ihrer diplomatischen Beziehungen zu Moskau vom Flugverbot über Russland ausgenommen: Es handelt sich laut «Euronews» um Air Serbia, Turkish Airlines, Pegasus Airlines und Belavia. Die meisten Fluggesellschaften, die den russischen Luftraum nutzen, kommen aus China.
Edelweiss bibbert wegen Nahost
Edelweiss-CEO Bernd Bauer blickt mit Sorgenfalten auf den bevorstehenden Winterflugplan, wenn der Schweizer Ferienflieger seine Kapazitäten in Richtung Indischer Ozean wieder erhöht. «Die Route, die wir heute fliegen, geht über das Rote Meer und dann weiter zu unseren Zielen Mauritius, Seychellen, Malediven», erklärt Bauer im Gespräch mit Travelnews.
Jetzt hofft er, dass die Lage im Nahost-Konflikt nicht weiter eskaliert. «Wenn etwa der Iran Israel mit Raketen beschiessen sollte, wäre wahrscheinlich der Luftraum über Saudi-Arabien sofort zu – und der Weg übers Rote Meer versperrt», sagt der Airline-Manager. Dies wiederum würde eine Stunde mehr Flugzeit zu den Destinationen im Indischen Ozean bedeuten.» Dann kämen diese Ziele wegen der höheren Treibstoffkosten an den Rand der Wirtschaftlichkeit, sagte Bauer.
Einen Vorgeschmack auf dieses Worst-Case-Szenario erlebte die Edelweiss, als die Huthi-Rebellen im Jemen Marschflugkörper auf Schiffe im Roten Meer abfeuerten. Damals musste die Ferienfluggesellschaft für einige Tage den stündigen Umweg über das westliche Afrika in Kauf nehmen.