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Nicolò Paganini: «Ein nationales Rollkoffer-Verbot hilft nichts»
Rund 100 Delegierte trafen sich zur 92. STV-GV in Rüschlikon, blickten erst aufs verangene Tourismusjahr, um dann künftige Herausforderungen zu beleuchten. Mit der Wahl von fünf neuen Vorstandsmitgliedern stellte sich der Schweizer Tourismus-Verband an der Generalversammlung zudem für die Zukunft auf.
Nach über 40 Jahren war der STV anlässlich seiner Generalversammlung wieder zu Gast in der touristischen Region Zürich. STV-Präsident Nicolò Paganini liess im Gottlieb Duttweiler Institute das vergangene Jahr Revue passieren: «Trotz vieler Herausforderungen gelang es dem STV, die Tourismusinteressen zu vereinen und mit klarer Position zu vertreten.» Das vergangene Jahr verdeutlichte erneut, dass dies nur breit abgestützt und in enger Kooperation mit den Mitgliedern und Partnern gelingen kann. So betonte Nicolò Paganini: «Dass es uns trotzdem gelingt, in den entscheidenden Fragen gegenüber der Politik mit geeinter Stimme zu sprechen, freut mich sehr. Das geht nur, wenn im Vorstand auch der Wille zum Kompromiss da ist.»
Über ein Übermass an Tourismus sprach Paganini ebenso. Beim Thema Overtourism fordert der oberste Touristiker im Land, «bitte kühlen Kopf zu bewahren». Dass es an vereinzelten Tagen an wenigen ausgewählten Orten zu Overtourism und Konflikten mit der lokalen Bevölkerung kommen könne, sei nicht wegzudiskutieren. «Als Touristiker tun wir gut daran, vor Ort Hand zu guten Lösungen zu bieten.»
Was es aber nicht brauche, seien politische Initiativen, die nichts anderes als reiner Populismus sind. «Weder braucht die Schweiz eine Einreiseabgabe von 25 Franken, noch hilft ein nationales Rollkoffer-Verbot.» Viel erfolgsversprechender seien Massnahmen in der Preisfestsetzung oder eine bessere Gästelenkung für eine bessere örtliche und saisonale Verteilung unserer Kundinnen und Kunden.
Ein Fazit der diesjährigen GV: der STV konnte sein Profil mit der strategischen Ausrichtung auf die Bereiche Tourismuspolitik und Nachhaltigkeit weiter schärfen. Als bedeutende Leistung kann beispielsweise die gesicherte Finanzierung der touristischen Förderung auf nationaler Ebene eingestuft werden. Auch das Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit (KONA) verankerte sich 2023 als zentrale Anlauf- und Vermittlungsstelle im Bereich des nachhaltigen Tourismus.
Mehrere Projekte innerhalb des KONA feierten Meilensteine, so nahmen über 240 Tourismus- und Nachhaltigkeitsfachpersonen an den ersten Sustainable Tourism Days teil und haben sich bis Jahresende bereits 2500 Betriebe dem Nachhaltigkeitsprogramm Swisstainable angeschlossen.
Mit fünf neuen Vorstandsmitgliedern in die Zukunft
Aufgrund personeller Wechsel in den Vorstandsorganisationen des STV konnten an der Generalversammlung fünf der fünfzehn Vorstandspositionen neu besetzt werden. Frisch gewählt wurden Bernhard Aregger, Geschäftsführer Schweizer Alpen-Club (SAC) (Ersatz für Daniel Marbacher), Nicole Brändle, Direktorin HotellerieSuisse (Ersatz für Claude Meier), Pascal Scherrer, Direktor GastroSuisse (Ersatz für Casimir Platzer), und Adrian Zaugg, Geschäftsführer von zooschweiz (Ersatz für Caspar Bijleveld). Als politischer Vertreter stösst ausserdem Mathias Zopfi, Ständerat Grüne, neu zum STV-Vorstand.
Nebst den Neuwahlen wurden sieben bisherige Vorstandsmitglieder sowie der Präsident von der Versammlung für weitere vier Jahre wiedergewählt. Nicolò Paganini dankte den abtretenden Vorstandsmitgliedern für ihr grosses Engagement für den Tourismussektor und begrüsste gleichzeitig die neu gewählten Personen. Mit dem erneuerten Vorstand ist der STV optimal für die Zukunft aufgestellt.
Zum Abschluss der GV beleuchtete Sozialpsychologe Dr. Jakub Samochowiec in seinem Gastreferat Strategien im Umgang mit Arbeitskräftemangel und zeigte auf, dass Entwicklungsmöglichkeiten, Wertschätzung und Mitspracherecht zu den entscheidendsten Faktoren zählen, um Arbeitskräfte langfristig zu binden. Martin Saladin, designierter Leiter der Direktion für Standortförderung beim Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, sowie Thomas Wüthrich, Direktor von Zürich Tourismus, rundeten mit ihren Grussworten die GV ab.