On The Move

Einwurf Wie der Start in die Sommerferien nicht sein sollte
Reto SuterEs könnte so einfach sein: App öffnen, Buchungsnummer eingeben, Sitze auswählen und bestätigen – schon ist der Check-in abgeschlossen. Müsste im Jahr 2024 drin liegen und tut es bei den meisten Airlines auch. Leider nicht bei allen. Zu den Ausnahmen gehört ausgerechnet die Fluggesellschaft, die uns von Zürich nach Antalya bringen soll – in unsere langersehnten Familienferien.
Aber alles der Reihe nach: Das Arrangement für eine Woche Ferien im Robinson Pamfilya ist seit Januar gebucht. Übers Reisebüro. Das heisst: Für uns gibt es – eigentlich – nicht mehr viel zu tun. Koffer packen, einige Filme für den Flug herunterladen, den Transfer an den Flughafen organisieren und vorgängig einchecken.
Ja, dieses Angebot besteht bei unserer Ferien-Airline durchaus. Und nicht nur das: Der Web-Check-in ist für die Passagiere nahezu Pflicht. Denn bei Fluggästen, die erst am Schalter einchecken, erhebt die Fluggesellschaft einen Aufschlag. Eine Zusatzgebühr beim eh schon knappen Familienbudget und unnötigen Stress am Flughafen? Lieber nicht! Also logge ich mich knapp 36 Stunden vor dem geplanten Abflug ins System ein, um den Online-Check-in wie vorgeschrieben zu erledigen.
Was dann folgt, ist eine ganze Menge Frust und Ärger. Erst probiere ich es am Laptop. Schon nach wenigen Klicks poppt eine Fehlermeldung auf. Der zweite Versuch endet mit dem gleichen Ergebnis: «Es ist ein Fehler aufgetreten bitte versuchen Sie es erneut.» Na dann, schwenke ich halt aufs Handy um. Dort wird es schon klappen – denke ich mir. Das stellt sich leider als Trugschluss heraus. Auch via App komme ich nicht entscheidend weiter. Es ist schon später Abend. Ich entscheide mich, am kommenden Tag ins Reisebüro anzurufen.
Telefon-Ping-Pong mit dem Reisebüro bringt keinen Erfolg
Die Reiseberaterin erklärt mir am Telefon, wo der Hund begraben liegt und leitet mich an, wie es mit dem Online-Check-in klappen sollte. Es scheint sich doch noch alles zum Guten zu wenden. Doch ab diesem Moment geht es nur noch bergab. Denn auch mein nächster Versuch scheitert. Ich soll für jeden Platz, den ich für unsere vierköpfige Familie anwähle, knapp zehn Euro bezahlen – obwohl der Betrag für die komplette Reise längst überwiesen ist.
Jetzt kommt es zum ganz grossen Nervenkrieg. Es folgt ein schier endloses Hin und Her mit dem Reisebüro: Neuer Ansatz, nächste Enttäuschung. Nochmal und nochmal. Anderthalb Stunden und drei Telefonate später ist klar: Es wird so nicht funktionieren. Nach Rücksprache mit der Airline lässt mich die Reiseberaterin wissen: Seit einem Software-Update kurz vor der Sommersaison sei bei der Fluggesellschaft kein Web-Check-in mehr möglich. Es müssten alle Passagiere am Schalter einchecken. Immerhin: Die Zusatzgebühr werde uns erlassen respektive vom Reisebüro übernommen. «Guten Flug!» sagt sie bei der Verabschiedung am Telefon. Es werde schon alles gut gehen.
In diesem Moment fühle ich mich allein gelassen. Mag durchaus sein, dass alles gut kommt. Aber die Vorfreude ist stark getrübt. Mit dem imaginären Bild einer riesigen Warteschlange beim Check-in vor Augen verlegen wir unseren Transfer zum Flughafen zeitlich etwas vor.
Am nächsten Morgen sind wir um 7.15 Uhr in Kloten, beinahe zweieinhalb Stunden vor dem Abflug. Die Schlange vor dem Check-in-Schalter im Terminal 2 ist schon lang, sehr lang. Auch wenn es die Reiseberaterin am Tag davor nicht wahrhaben wollte: Das war absehbar – als Folge davon, dass niemand vorgängig einchecken konnte. Vor und hinter uns in der Schlange schütteln viele Reisende den Kopf. Sie ärgern sich, dass nicht mehr Schalter geöffnet sind. Nach knapp 40 Minuten ist es endlich soweit: Die Koffer sind abgegeben und die Flugtickets in unseren Händen.
Dann geht es weiter durch die Sicherheitskontrolle. Anders als teilweise im vergangenen Jahr ziemlich zügig. Dafür warten wir vor der Passkontrolle nochmals fast 20 Minuten. Nach letzten Einkäufen für den Flug, der Fahrt ins Terminal E und einem Toiletten-Stopp erreichen wir das Gate fünf Minuten vor dem Boarding. Jetzt tritt die Vorfreude auf die Ferien doch noch ein – fast 36 Stunden später als erhofft und verbunden mit einigen zusätzlichen grauen Haaren.
Also, ab in den Ferienmodus, herunterfahren und geniessen! Auch wenn mich der Gedanke nicht loslässt, dass es vor unserer Rückreise wieder zu einem ähnlichen Theater kommen könnte, falls der Web-Check-in immer noch nicht funktioniert. Dann allerdings nicht am meist gut organisierten Flughafen Zürich, sondern am Flughafen von Antalya, der für seine chaotischen Zustände in der Sommer-Hochsaison berüchtigt ist. Dazu aber gerne mehr nach meiner Rückkehr.