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Kommentar Der Hotelplan-Verkauf wird mehr und mehr zu einer Farce
Reto Suter164 Tage sind vergangen seit dem Paukenschlag bei der Migros. Am 2. Februar 2024 gab der Detailhändler bekannt, dass er sich neben anderen Sparten auch vom Reisegeschäft trennen will und für Hotelplan einen Käufer sucht.
Was seither passiert ist? Zumindest in Bezug auf die Reisetochter nicht viel. Während für Melecetronics und SportX – verbunden mit einem Filialabbau und Entlassungen – Käufer gefunden wurden, ist es um Hotelplan ruhig geblieben.
Was Brancheninsider bereits kurz nach der Verkaufsankündigung voraussagten, scheint sich zu bewahrheiten: Es dürfte schwierig werden, einen passenden Käufer zu finden. Umso mehr, weil die Migros ihre Reisegruppe gerne als Ganzes verkaufen möchte.
Die Branche ist arm an Margen und gilt aufgrund der äusseren Einflüsse als risikobehaftet – keine Voraussetzungen, die internationale Investoren Schlange stehen lassen. Kommt hinzu: Statt im Hintergrund nach einer Lösung zu suchen und anschliessend den Verkauf bekannt zu geben, brachte sich die Migros mit ihrer offensiven Kommunikation in eine schwache Verhandlungsposition.
Dass die Teppichetage des Detailhändlers sofort verlauten liess, «der Verkaufsprozess nehme wohl längere Zeit in Anspruch», zeugt immerhin davon, dass die Migros-Manager die Situation einigermassen realistisch einschätzten.
Wobei auch diese Äusserung nicht gerade glücklich war. Denn potenzielle Interessenten wussten nun: Sie müssen im Verkaufsprozess kein Offensivfeuerwerk zünden, sondern können taktieren. Schauen, was links und rechts passiert und dann zuschlagen, wenn die Zeit reif ist.
Immer mehr spricht für eine Aufspaltung von Hotelplan
Von einem unterschriftsbereiten Deal scheint die Migros noch weit entfernt zu sein. Denn wie vergangene Woche bekannt wurde, hat sich der Detailhändler für den Hotelplan-Verkauf Unterstützung ins Boot geholt. Die US-Investmentbank Houlihan Lokey soll sich um die Angelegenheit kümmern (Travelnews berichtete).
Auch die Verkaufsberater der Bank dürften es jedoch nicht leicht haben, einen Käufer zu finden. Wie das Finanzportal «Tippinpoint» berichtet, sind derzeit vor allem die Private-Equity-Gesellschaften eher daran interessiert, Beteiligungen zu verkaufen, als neue Assets zu übernehmen. Und: Die FTI-Pleite dürfte branchenfremde Investoren zusätzlich misstrauisch gemacht haben, was Zukäufe aus dem Reisegeschäft betrifft.
Aus der Branche selbst hat bisher – aus taktischen Gründen verständlich – noch niemand konkretes Interesse signalisiert. Im Gegenteil: Potenzielle Käufer wie etwa die türkisch-deutsche Anex-Gruppe, zu der Neckermann Reisen und Bucher Reisen gehören, winkten ab. Die grössten Mitbewerber in der Schweiz, TUI und Dertour, halten sich bedeckt. Wobei dort auch noch wettbewerbsrechtliche Fragen zu klären wären.
Das alles lässt nur einen Schluss zu: Ein Komplettverkauf von Hotelplan gestaltet sich noch schwieriger als erwartet. Es dürfte darauf hinauslaufen, dass sich interessierte Käufer bei den Filetstücken wie Interhome und Travelhouse bedienen wollen. Wie auch immer der Deal am Ende aussieht: Es bleibt zu hoffen, dass auf die Mitarbeitenden von Hotelplan eine faire und erfolgsversprechende Lösung wartet.