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Die Berner Airline Flybair wird per Ende Jahr liquidiert. Bild: Flybair

Das Ende von Flybair ist besiegelt

Die Fluggesellschaft Flybair, 2019 mit hochtrabenden Plänen gegründet, hat definitiv keine Zukunft. Die Aktionärinnen und Aktionäre haben der Liquidation per Ende 2024 zugestimmt.

«Flybair hebt definitiv ab», titelte Travelnews am 29. November 2019. An jenem Tag wurde bei einer Crowdfunding-Aktion die Grenze von einer Million Franken geknackt, und die Macher konnten grünes Licht geben.

Knapp fünf Jahre später ist das Projekt beerdigt. Die Aktionärinnen und Aktionäre billigten die Liquidation des Unternehmens per Ende Jahr. An der Generalversammlung stimmten 75 Prozent dafür. Nötig für diesen Schicksalsentscheid war eine Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Aktienstimmen.

Corona machte Flybair das Leben zusätzlich schwer

Wegen mangelnder Ertragsaussichten und weil eine neue Kapitalerhöhung laut Präsidentin Andrea Wucher illusorisch gewesen wäre, hatte der Verwaltungsrat die Liquidation beantragt.

Wucher sagt heute in einem Interview mit der «Berner Zeitung» Abo: «Ohne Pandemie wäre es anders gekommen, Flybair hätte Erfolg haben können.» Das Bedürfnis für Ferienflüge ab Bern bestehe. «Das sehen wir auch dieses Sommerhalbjahr mit zwölf Destinationen diverser Airlines. Aber kaum war Flybair Ende 2019 gegründet, kam Corona, und alle Pläne waren dahin.»

Den Vorwurf, das Geschäftsmodell als erste virtuelle Airline der Schweiz ohne eigene Flugzeuge und Crews sei naiv gewesen, weist Wucher zurück. «Könnten wir zusammen mit den grossen Reiseveranstaltern Hotelplan und Tui Flugreisen auf Paradestrecken wie Palma de Mallorca verkaufen, wäre Flybair immer noch im Geschäft», sagt sie. Diese Kontingente bekommen wir aber nicht mehr.»

Heute gebe es zu wenig Flugzeuge auf dem Markt. «Tour Operators setzen deshalb auf Vollcharter, das heisst, die Reiseveranstalter buchen das ganze Flugzeug und vermarkten es selber», so die Verwaltungsratspräsidentin von Flybair.

«Jetzt kann man sagen, Flybair könnte selber Flüge durchführen. Aber um wettbewerbsfähige Preise anbieten zu können, müssten wir ein Flugzeug mit 110 Sitzplätzen während der ganzen Saison mindestens zu 70 Prozent auslasten.» Das Risiko wäre laut Wucher enorm. Dafür fehle Flybair auch das Kapital.

Im vergangenen Sommer bediente Flybair eine einzige Destination mit eigenen Flügen. Die Auslastung auf der Strecke Bern-Alicante betrug trotz attraktiver Preise allerdings nur knapp 40 Prozent.

(TN)