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Alleine und ohne Aufpreis auf Kreuzfahrt
Markus Fässler«Ich kenne euch noch nicht, aber ich hoffe, ihr habt fantastische Ferien», steht auf Englisch auf dem Whiteboard in der Studio Lounge auf dem Kreuzfahrschiff Norwegian Breakaway der amerikanischen Reederei Norwegian Cruise Line (NCL). Geschrieben wurde die Botschaft von Roy aus Norwegen. Er ist einer von vielen weiteren Alleinreisenden auf der 10-tägigen Kreuzfahrt ab/bis Rom (Civitavecchia) unterwegs nach Santorini, Athen (Piräus), Mykonos und Olympia (Katakolon) in Griechenland, Valletta auf Malta sowie Messina, Neapel und Florenz/Pisa (Livorno).
Schlicht, stillvoll, modern
Insbesondere auf Kreuzfahrten müssen Solotraveller besonders tief in die Tasche greifen. Denn: Wer alleine auf hoher See unterwegs ist, zahlt in der Regel einen beträchtlichen Aufpreis für die Einzelbelegung einer Doppelkabine. So muss man zum Beispiel als Alleinreisender für die 10-tägige NCL-Kreuzfahrt «Griechische Inseln» vom 19. bis 29. Mai 2024 am Stichtag 29. Dezember 2023 für eine reguläre Innenkabine 3170 Franken berappen. Bucht man die Kabine zu zweit, zahlt man 1660 Franken pro Person.
Doch bei NCL haben Singlereisende eine weitere Option: Das Kreuzfahrtunternehmen führte 2010 auf der Norwegian Epic mit den Studiokabinen ein extra auf Alleinreisende ausgerichtetes Konzept ein. Die Studiokabinen, die nur Alleinreisende buchen können, sind auf der Norwegian Breakaway rund neun Quadratmeter gross. Die Einrichtung ist zwar schlicht, aber durchaus stilvoll und modern. Dusche und WC sind getrennt vom Rest der Kabine und für das Gepäck gibt es genügend Stauraum.
Das Doppelbett bietet genügend Platz, um sich auszustrecken. Kommt dazu: Im Vergleich zu den herkömmlichen Innenkabinen gibt das Fenster in der Form eines Bullauges zum Gang hinaus etwas mehr das Gefühl von Freiheit. Die Storen lassen sich verstellen und garantieren genügend Privatsphäre. Die Kosten einer Studiokabine für die erwähnte Reise: rund 1700 Franken.
Die Studio Lounge als Wohnzimmer
Wer eine Studiokabine bucht, hat exklusiven Zutritt zur sogenannten Studio Lounge. Sie erstreckt sich über zwei, mit einer Wendeltreppe verbundene, Decks. Hier warten genügend Sitzgelegenheiten, TVs, eine Bar und eine Kaffeemaschine. Die Lounge dient quasi als Wohnzimmer für die Solotraveller, in dem man sich treffen, austauschen oder auch einfach gemütlich einen Kaffee trinken kann.
In den vergangenen Jahren erweiterte NCL die Studiokabinen auf weiteren Schiffen. Heute gibt es sie auch auf der Norwegian Encore, der Norwegian Escape, der Norwegian Bliss, der Norwegian Breakaway, der Norwegian Getaway und der Pride of America. Die Grösse und Anzahl der Kabinen variieren dabei je nach Schiff. So gibt es auf der Breakaway zum Beispiel 50 Stück, auf der Pride of America hingegen nur deren vier.
Innenkabine bleibt Innenkabine
Trotz aller positiver Aspekte einer Studiokabine: Es sind und bleiben alles Innenkabinen. Für viele Reisende ein Grund, sie nicht zu buchen. Insbesondere Passagiere aus der Schweiz leisten sich in der Regel die besseren Kabinenkategorien. NCL schreibt auf Anfrage: «Vor der Pandemie reisten rund 15 Prozent unserer Schweizer Gäste alleine. Der Grossteil der gebuchten Kabinen entsprechen einer höheren Kategorie, zum Beispiel Balkonkabine, Suite oder The Haven by Norwegian.»
Andererseits: Wer alleine reist, ist meistens ohnehin nur zum Schlafen in der Kabine. Das ist auch im Falle von Paul Mamolou so. Der 67-Jährige aus Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania hat sich bewusst für eine Studiokabine entschieden: «Ich bin wegen der Destinationen hier. Also spielt die Kabine für mich keine grosse Rolle. Sie bietet aber alles, was ich brauche, und das Bett ist sehr bequem», sagt er. Zudem war der Preis ausschlaggebend. Ursprünglich wollte er eine andere Kreuzfahrt buchen. Auf dem Schiff gab es jedoch keine Einzelkabinen, eine Doppelkabine war ihm zu teuer.
Tägliche Treffen für Alleinreisende
Alleine auf Reisen respektive einer Kreuzfahrt ist bei weitem nichts Ungewöhnliches mehr. Der Anteil Solotraveller steigt. Das zeigen die Zahlen einer Studie von Travelport. Demnach machen Solo-Reisen derzeit knapp 18 Prozent der weltweiten Buchungen aus. Zum ersten Mal ganz alleine auf Reisen ist auch Louise Daley. Dafür hat sie sich die Norwegian Breakaway ausgesucht: «Ich war bisher auf drei Kreuzfahrten und bin jeweils mit meinem Sohn in einer Balkonkabine gereist, jetzt ist er zu alt dafür. Das Studiokabinen-Konzept von NCL erschien mir eine gute Möglichkeit, Kontakte mit anderen Alleinreisenden zu knüpfen. Ich fand die Grösse nicht beengend und habe ich mich in der Kabine sehr wohl gefühlt», sagt die 60-Jährige aus Neufundland in Kanada.
Als zusätzlichen Pluspunkt nennt sie die freiwilligen Treffen mit anderen Soloreisenden. Diese sind fester Bestandteil des Tagesprogramms und werden täglich von NCL organisiert. «Dadurch lernte ich gleich in den ersten Tagen mehrere Menschen kennen.» Die Gruppe hat ausserhalb der Treffen die Möglichkeit, miteinander Essen zu gehen, gemeinsam Landausflüge zu besuchen oder andere Aktivitäten zu unternehmen – natürlich für alle freiwillig. Um während der Kreuzfahrt untereinander in Kontakt zu bleiben, haben die Alleinreisenden sogar extra einen Whatsapp-Gruppenchat ins Leben gerufen.
Fazit der Reise: Alleine auf Kreuzfahrt sollte also zumindest im Falle von NCL nicht mehr am Einzelbelegungs-Zuschlag scheitern – sofern man keine Probleme mit einer Innenkabine hat. Auf der Mittelmeer-Kreuzfahrt mit der Norwegian Breakaway scheint dies nicht der Fall zu sein. Alle Studiokabinen sind ausgebucht. Übrigens: Roy hat eine Antwort hat auf seine Nachricht bekommen: «Ich hoffe, du auch», schrieb Neil aus Kanada.
Drei neue Kabinenkategorien für Alleinreisende
Auch NCL startete eine Umfrage zum Thema Alleinreisende. Das Resultat: 80 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer planten für 2023 einen Solo-Trip. Grund genug, das Angebot für dieses Gästesegment auszubauen. Seit Oktober 2023 ist die Reederei dabei, flottenweit drei neue Kabinenkategorien einzuführen: «Solo Inside», «Solo Oceanview» und «Solo Balcony». Dabei können Alleinreisende auch Solo-Innenkabinen, Solo-Aussenkabinen sowie Solo-Balkonkabinen buchen.
Der Haken dabei: Die Preise und die Verfügbarkeit hängen vom Reiseziel und der Nachfrage ab. Gemäss NCL könne man aber davon ausgehen, dass man weniger bezahle als für eine herkömmliche Innen-, Aussen- oder Balkonkabine zur Alleinnutzung. Wer in den neuen Solo-Kabinenkategorien übernachtet, kann auf ausgewählten Schiffen exklusiv die Studio Lounge nutzen, die nur mit Schlüsselkarte zugänglich ist.
Die Reise wurde von Norwegian Cruise Line unterstützt www.ncl.com