On The Move

Fulminantes Feuerwerk zum Abschluss der nächtlichen Taufzeremonie vom letzten Samstag der Mein Schiff 7 auf der Kieler Förde. Bild Thomas P. Illes / thilles consulting GmbH

«Die Inneneinrichtung strahlt nochmals mehr Ruhe und Modernität aus»

Reto Suter

Berater Thomas P. Illes war geladener Gast auf der Taufreise der Mein Schiff 7 ab Kiel in die südliche Ostsee. Travelnews bat ihn um eine Einschätzung zum neusten, von Umweltoffizierin Fenia Kalachani getauften Flottenzuwachs.

Herr Illes, die Mein Schiff 7 ist ein baugleiches Schiff der 2018 beziehungsweise 2019 in Fahrt gekommenen Schwesterschiffe Mein Schiff 1 und Mein Schiff 2 und der erste Neubau der Reederei seit fünf Jahren. Gibt es Neuigkeiten an Bord, oder ist alles gleich wie bei den Vorgängern?

Thomas P. Illes: Die Änderungen sind insgesamt überschaubar. Also mehr Evolution als Revolution. Das neue Schiff trägt nach wie vor die bislang erfolgreichen und reedereitypischen Elemente in sich. Das Design der TUI Cruises Flotte ist seit jeher modern, cool und stylish im Sinne eines unaufgeregt-edlen Understatements, welches in Verbindung mit hochwertigen Baumaterialien und mit Liebe zum Detail konzipierten Einrichtungselementen eine trendige Kombination aus puristisch-nordischer Klarheit und zeitgenössisch-urbanem Chic ergibt. Für den DACH-Markt kommt das bislang sehr gut an.

Interessanter- oder vielmehr bezeichnenderweise ist die Inneneinrichtung auf der Mein Schiff 7 nochmals eine Spur heller und positiv-minimalistischer geworden. Meiner Meinung nach tut das der skandinavisch geprägten Eleganz und Gemütlichkeit keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Vor allem aber strahlt sie nochmals ein Quäntchen mehr Ruhe und Modernität aus. Mir persönlich sowie den anderen anwesenden Taufgästen gefiel das sehr gut.

Die Mein Schiff 7 wurde am Wochenende in Kiel getauft. Bild: Thomas P. Illes / thilles consulting GmbH

Neben ein paar Anpassungen im Gastronomiekonzept sowie Innendesign, darunter die erstmalige Bereitstellung von – zugegebenermassen recht kompakten – Single-Kabinen, um die in der Kreuzfahrt teilweise exorbitanten Zuschläge für Alleinreisende etwas abzufedern, betreffen die wirklich erwähnenswerten Neuerungen aber vor allem die Umwelttechnologie.

Was heisst das konkret?

Mein Schiff 7 ist so ausgelegt, dass es dereinst auch mit Methanol, perspektivisch grünem Methanol, fahren können soll, was den Schiffsantrieb nahezu CO2-neutral machen würde. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur klimaneutralen Kreuzfahrt. So sind laut Auskunft der Reederei zur Indienststellung der Mein Schiff 7 alle derzeit möglichen technischen Ausstattungen, wie beispielsweise Tanks und Rohrsysteme für den Methanol- beziehungsweise grünen Methanol-Antrieb eingebaut worden.

Derzeit entwickelt TUI Cruises die noch fehlende, technische Komponente für den Methanol-Antrieb von Viertakt-Motoren, die es derzeit noch nicht gibt. Ab 2026 soll das Schiff als eines der weltweit ersten Kreuzfahrtschiffe mit Methanol betrieben werden können. Bis es soweit ist, wird der Neubau laut Auskunft der Reederei ausschliesslich mit emissionsärmerem Marinediesel betrieben und ist unter anderem mit Katalysatoren zur Stickoxidminderung, einem Landstromanschluss sowie einem noch effizienteren und kreislauffähigeren Abfallverarbeitungssystem ausgestattet, welches die organischen Abfälle durch thermische Behandlung karbonisiert und die entstehende Pflanzenkohle für die weitere Nutzung an Land nutzbar machen kann.

Falls sich der Methanolantrieb auf der Mein Schiff 7 im realen Schiffsbetrieb bewährt, soll eine zukünftige Umrüstung dann auch für die restliche Bestandsflotte eine Option sein. Laut Auskunft der Reederei sind die Lieferverträge zum Bezug von grünem Methanol so abgeschlossen worden, dass genug Mengen dieses Treibstoffes zur Verfügung stehen werden.

Erklären Branchenkenner Thomas P. Illes das Konzept sowie die dazu notwendigen Installationen des Methanol-Antriebs der Mein Schiff 7 mit viel Leidenschaft und Begeisterung: Head of Sustainability Lucienne Damm und Umweltoffizier Milos Grgic. Bild: TUI Cruises

Wofür steht TUI Cruises produkteseitig und wie würden Sie die Reederei qualitativ einordnen?

Mit dem Premium-Konzept ihrer sogenannten Wohlfühlschiffe hat TUI Cruises seit ihrer Gründung vor 16 Jahren für eine deutschsprachige, qualitätsbewusste Klientel den Nerv der Zeit getroffen und im hiesigen Kreuzfahrtmarkt mit grossem Erfolg eine stark nachgefragte neue Produktkategorie eingeführt. Noch nicht so hochpreisig wie kleinere Luxusschiffe schätzen es die Gäste, im Rahmen eines preistransparenten Alles-Inklusive-Angebots genug Freiraum auf mittelgrossen, modernen Schiffen, welche noch keine Mega-Resort-Ambitionen hegen, zu geniessen.

Die Tagespreise für eine Woche Ferien sind im Vergleich zu anderen Reedereien im Volumensegment etwas höher, doch sehr vieles ist dafür schon inbegriffen, wofür man anderorts separat bezahlen muss. Wer will, kann gerne kostenpflichtige Zusatzleistungen in Anspruch nehmen, muss aber nicht, da das Grundangebot schon sehr vielfältig und, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, qualitativ hochwertig ist.

Entsprechend sind TUI-Cruises-Reisende bereit, für die Kombination aus Service, Inklusivleistungen, einer niveauvollen, gepflegt-eleganten, gleichwohl unprätentiös-lockeren Bordatmosphäre und im Vergleich zu Mainstreamschiffen weniger Massenandrang einen Premium-Aufpreis zu bezahlen. Das Bordangebot und der Lifestyle zielen eher Richtung Entspannung, Entschleunigung, Wellness und Edutainment. Laute Hektik, aufdringliche Daueranimation und schrille Action sind auf den Schiffen von TUI Cruises bislang ebenso Fremdwörter wie Adrenalinkicks generierende Wasserrutschen, Kletterwände, Kartbahnen, usw. Trotzdem eignen sich die Schiffe auch für Familien mit Kindern.

Wie überzeugend diese bislang so erfolgreiche Formel auch noch bei den nächsten, sehr viel grösseren und ab 2025 in Fahrt kommenden Neubauten für nunmehr fast 4000 Passagiere der «InTUItion»-Klasse gelingen kann, wird sich allerdings weisen müssen. Auch TUI Cruises konnte der Versuchung nicht widerstehen und sah sich offensichtlich, wie etliche andere Reedereien auch, dazu gezwungen, ihre Wirtschaftlichkeit mittels Nutzung ökonomischer Skaleneffekte zu optimieren.

Der erste der beiden Flottenzugänge mit dem Namen Mein Schiff Relax, der derzeit in der Fincantieri Werft im italienischen Monfalcone entsteht, wird rund ein Drittel, also tausend Gäste mehr beherbergen. Das ist, auch wenn das Raumangebot nach wie vor sehr gut zu werden verspricht, kein Pappenstiel. Die Tendenz, die maximale Gästekapazität mit jeder neuen Schiffsgeneration auch im Premiumsegment laufend zu erhöhen, sehen wir aber wie gesagt auch bei anderen Reedereien.