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«Spanien möchte ein führendes Reiseziel bleiben, aber ohne in Exzesse zu verfallen»
Herr Díaz del Barco: Im September 2020 haben Sie die Leitung des Spanischen Fremdenverkehrsamtes in der Schweiz übernommen, mitten in der Pandemie. Wie schwierig war es, in dieser ausserordentlichen Zeit diese neue Aufgabe zu starten?
Horacio Díaz del Barco: Es war wirklich eine schwierige Zeit: Gleich nach meiner Ankunft in der Schweiz musste ich 10 Tage in Quarantäne verbringen, als Auftakt zu den Einschränkungen, die uns alle für den Rest des Jahres 2020 und einen grossen Teil des Jahres 2021 erwarteten. Die berufliche Tätigkeit wurde natürlich auf ein Minimum reduziert. Es handelte sich um virtuelle Aktionen, die an sich in Ordnung sein mögen, aber wenn sie zur einzigen Möglichkeit werden, mit der Aussenwelt in Kontakt zu treten, werden sie anstrengend und seelenlos. Aus der Distanz von ein paar Jahren betrachtet, scheint es, als sei dies vor Jahrhunderten geschehen. Glücklicherweise liegt diese Zeit hinter uns und der Tourismus hat sich erholt, sogar stärker als vor der Pandemie.
Welches waren Ihre Highlights und bleibenden Events in der Schweiz in den letzten vier Jahren?
In der Tat haben wir im spanischen Fremdenverkehrsamt in diesen Jahren eine sehr intensive Arbeit geleistet, die sich meines Erachtens ausgezahlt hat, denn im Jahr 2023 erreichten die Ausgaben der Schweizer Besucher in Spanien mit 2200 Millionen CHF den höchsten jemals verzeichneten Wert, zudem überstieg die Zahl der Einreisen aus der Schweiz zum zweiten Mal in der Geschichte die Marke von 2 Millionen. Ich könnte nicht nur eine der vielen sehr wichtigen Aktivitäten auswählen, die wir durchgeführt haben, obwohl ich die Jahrestagung des SRV in Sevilla im November 2022 hervorheben möchte, die mehr als 200 Führungskräfte des Schweizer Tourismussektors in der andalusischen Hauptstadt vereinte und die auf Wunsch unseres Büros und in gemeinsamer Koordination mit dem SRV sowie mit den Kollegen von Turismo de Andalucía und dem Sevilla Convention Bureau stattfand.
Spanien gehört in der Schweiz zu den beliebtesten Reiseländern. Was gefällt Schweizerinnen und Schweizer besonders in Spanien?
Wir sind uns dieser Tatsache bewusst, denn unser Büro führt laufend Umfragen über den Schweizer Outbound-Markt durch, um die Bedürfnisse besser zu verstehen und unsere Werbeaktivitäten darauf abzustimmen. Die jüngste Umfrage wurde vor einigen Monaten durchgeführt, und die Ergebnisse zeigen, dass Schweizer Besucher in Spanien vor allem die Freundlichkeit/nette Leute (24%), schöne Strände (23%), kulturelle Vielfalt/Sehenswürdigkeiten (22%), gutes Essen und Trinken (20%), gutes Wetter (17%) und Landschaft / Berge (16%) schätzen. Es freut uns sehr, dass kulturelle und naturbezogene Aspekte in den Präferenzen der Schweizer Touristen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Spanien hat viel mehr zu bieten als nur schöne Strände.
«Mein Lieblingsferienziel liegt im Norden Spaniens.»
In welche Richtung entwickelt sich das touristische Angebot in Spanien in den kommenden Jahren?
Das spanische Tourismusministerium erarbeitet derzeit ein Dokument, die Strategie für nachhaltigen Tourismus 2030, die als Grundlage für die Absprache mit den Regionalregierungen und dem Privatsektor dienen soll, damit sich das touristische Angebot nach Kriterien der Qualität und der wirtschaftlichen, ökologischen und territorialen Nachhaltigkeit entwickelt. Damit möchte erzielt werden, dass Spanien weiterhin ein weltweit führendes Reiseziel im Tourismus bleibt, ohne jedoch in Exzesse zu verfallen, die durch Überlastung und steigende Preise für Wohnungen und andere Güter aufgrund eines überhöhten Angebots entstehen. Dies ist nicht ein Problem, das nur Spanien betrifft, und wir haben bereits Bürgerproteste in touristischen Regionen Italiens, Frankreichs, Griechenlands und Kroatiens sowie auf den Kanarischen und Balearischen Inseln erlebt. Spanien muss gerade wegen seiner führenden Position im Tourismus bei dieser Nachhaltigkeitsstrategie eine Vorreiterrolle einnehmen.
Welches sind Ihre Lieblingsregionen und Orte in Spanien?
Da ich als Vertreter aller touristischen Ziele in Spanien immer neutral bleiben wollte, habe ich diese Frage nie beantwortet, aber jetzt kann ich es gerne tun. Mein Lieblingsurlaubsziel liegt im Norden Spaniens, und zwar die Region Asturien. Wenn es jemals so etwas wie ein Paradies auf Erden gab, dann war es sicher dort ...
Was hat Ihnen in der Schweiz am besten gefallen?
Mir haben so viele Dinge gefallen, dass es schwierig ist, nur eine oder zwei herauszupicken: natürlich die Freundlichkeit und Höflichkeit der Menschen, die internationale und multikulturelle Gesellschaft, die Möglichkeit, alle Sprachen der Welt zu hören, wenn man die Strassen entlangläuft, die wunderbaren Naturlandschaften, die öffentlichen Verkehrsmittel - vor allem die Züge -, die ein Traum sind... Und was mir am wenigsten gefallen hat, waren die überhöhten Geldbussen für nahezu alles, das muss auch gesagt werden!
Werden Sie neue Aufgaben übernehmen oder in den verdienten Ruhestand gehen?
Ich erwähnte vorhin, dass es mir nichts ausmacht, auf die Frage nach meinem Lieblingsurlaubsziel in Spanien zu antworten, und somit ist klar, dass ich nach 45 Jahren Berufstätigkeit, davon 20 Jahre im Amt für Tourismus und Turespaña, in den wohlverdienten Ruhestand treten werde.
Wer wird Ihr Nachfolger?
Die Direktoren und Direktorinnen der spanischen Fremdenverkehrsbüros im Ausland sind Beamte und sie können ihr Amt für einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren ausüben. Wenn eine Stelle frei wird, wird diese im spanischen Staatsanzeiger ausgeschrieben. Die Ausschreibung für die Stelle des Direktors des Spanischen Fremdenverkehrsamtes in Zürich erfolgte zu gegebener Zeit und wurde vor ein paar Wochen gelöst. Mein Nachfolger ab dem 1. September wird Herr Javier Piñanes sein, der über eine lange und umfangreiche Erfahrung in Turespaña verfügt. Er war Direktor unserer Tourismusbehörde in Madrid und leitete mehrere spanische Fremdenverkehrsämter im Ausland, unter anderem in London und Berlin.